Es ist 17:07, die Zeit bei der ich den Artikel beginne. In nicht ganz einer Stunde werden die ersten Exit-Polls vorliegen, respektive unterliegen sie dann nicht mehr einem Veröffentlichungsverbot. Und in der selben Minute wird dann auch die Arbeitszeit der Spin-Doktoren beginnen.
Denn, völlig unabhängig von ihrem Ausgang, ist die Wahl in NRW eben nur eine von vielen. Und sie liegt natürlich auch im Schatten der weit bedeutenderen Bundestagswahl im Herbst. Zeit, aus dem Ergebnis das Maximale heraus zu holen.
Das Absurde daran ist, es ist alles extrem vorhersagbar. Nicht das Wahlergebnis selber, aber die Kommentierung dazu. Nehmen wie beispielsweise das Ergebnis der AfD. Diese wird nach offiziellen "Umfragen" so bei sechs bis sechseinhalb Prozent eingruppiert (der Focus gibt sich heute redliche Mühe da noch ein bischen, und wenn es nur die dritte Nachkommastelle ist, nach unten zu drücken). Jetzt kann natürlich viel passieren. Es können die sechs Prozent werden, es könnten acht werden, es könnten sogar 10 werden (auch vier Prozent wären denkbar, aber unwahrscheinlich). Treten die sechs Prozent ein, wird wenig passieren. Man wirds mit einem Schulterzucken hinnehmen, aber ansonsten als unwichtig abtun. Stattdessen wird man über den Wahlsieger FDP (ziemlich unvermeidlich) berichten, alternativ würden die meisten Journalisten noch lieber über Frau Kraft berichten, wenn sie mit einem blauen Auge davon käme (auch sehr unwahrscheinlich). Erreicht die AfD dagegen acht Prozent, oder gar 10, dann werden die selben(!) Leute erklären, dass sie das natürlich gewusst haben und es ja schon gut ist, dass es nicht mehr geworden ist. Man wird es damit erklären, dass der Bürger in NRW eben eine zunehmende, irrationale(!) Angst habe, die man nicht richtig adressiert habe, so dass der sich nicht anders zu helfen wusste, als Protest zu wählen. Und es darf auch der obligatorische Seitenhieb auf die CDU (respektive CSU) nicht fehlen, die ja erst das Fahrwasser für die AfD geebnet hätten.
Oder der noch offensichtlichere Spin: Wird die SPD stärkste Kraft (knapp vor der CDU), wird sich die SPD vor allem an der Schwäche der Grünen abarbeiten. Und was davon erzählen, dass der Büger Frau Kraft ein klares Vertrauenszeugnis ausgestellt habe und die SPD einen klaren Regierungsauftrag habe. Das wird man dann noch damit garnieren, dass man die Talsole durchschritten habe und sich jetzt voll auf den Bundeswahlkampf freue, da der Bürger mehr soziale Gerechtigkeit wolle.
Wird man dagegen nicht stärkste Kraft, so hat man das natürlich auch vorher gewusst, wird auf Wetter und schlechte Mobilisierung schimpfen und das Ganze so klein reden, wie es nur irgendmöglich ist. Und natürlich hat das ganze keine Bedeutung für die Republik als Ganzes, sondern ist ein lokaler Sondereffekt, der vor allem durch die Bildungspolitik zustande kam.
Oder simpel zusammengefasst: Wenn Kraft verliert, ist Kraft (und nur Kraft) schuld und es handelt sich um eine lokale Wahl. Gewinnt dagegen Kraft, so ist es die Vorankündigung für den Herbst und eine klare Wechselstimmung (egal wieviel das linke Lager verloren hat).
Hauptsache der Spin stimmt. Prinzipiell habe ich nichts gegen gute Wahlanalysen. Ich würde schon gerne wissen, warum überhaupt noch jemand für die Grünen stimmt, warum die Piraten implodiert sind, warum die FDP einen so gewaltigen Sprung hingelegt hat und warum es Herrn Laschet bis heute nicht gelungen ist, die katastrophale Regierung in NRW zu seinem Vorteil zu nutzen. Wenn eine Analyse aber bereits um 18:05 vorliegt, weil sie nur den IF-THEN-ELSE Teil der Spindoktoren durchlaufen hat, dann hat sie genau null Informationswert. Oder simpel gesagt: Wer um 18:05 verkündet, dass genau das eingetreten ist, was er ja schon vorher gewusst habe, und das aus den und den Gründen, ist nicht mehr als ein Dummschwätzer (und bekommt von mir den Elmar-Brok Ehrenaward). Und ich wage die Prognose (jetzt gebe ich mal den Spin), dass wir heute abend sehr viele Dummschwätzer in den Medien sehen, hören und lesen werden.
Denn, völlig unabhängig von ihrem Ausgang, ist die Wahl in NRW eben nur eine von vielen. Und sie liegt natürlich auch im Schatten der weit bedeutenderen Bundestagswahl im Herbst. Zeit, aus dem Ergebnis das Maximale heraus zu holen.
Das Absurde daran ist, es ist alles extrem vorhersagbar. Nicht das Wahlergebnis selber, aber die Kommentierung dazu. Nehmen wie beispielsweise das Ergebnis der AfD. Diese wird nach offiziellen "Umfragen" so bei sechs bis sechseinhalb Prozent eingruppiert (der Focus gibt sich heute redliche Mühe da noch ein bischen, und wenn es nur die dritte Nachkommastelle ist, nach unten zu drücken). Jetzt kann natürlich viel passieren. Es können die sechs Prozent werden, es könnten acht werden, es könnten sogar 10 werden (auch vier Prozent wären denkbar, aber unwahrscheinlich). Treten die sechs Prozent ein, wird wenig passieren. Man wirds mit einem Schulterzucken hinnehmen, aber ansonsten als unwichtig abtun. Stattdessen wird man über den Wahlsieger FDP (ziemlich unvermeidlich) berichten, alternativ würden die meisten Journalisten noch lieber über Frau Kraft berichten, wenn sie mit einem blauen Auge davon käme (auch sehr unwahrscheinlich). Erreicht die AfD dagegen acht Prozent, oder gar 10, dann werden die selben(!) Leute erklären, dass sie das natürlich gewusst haben und es ja schon gut ist, dass es nicht mehr geworden ist. Man wird es damit erklären, dass der Bürger in NRW eben eine zunehmende, irrationale(!) Angst habe, die man nicht richtig adressiert habe, so dass der sich nicht anders zu helfen wusste, als Protest zu wählen. Und es darf auch der obligatorische Seitenhieb auf die CDU (respektive CSU) nicht fehlen, die ja erst das Fahrwasser für die AfD geebnet hätten.
Oder der noch offensichtlichere Spin: Wird die SPD stärkste Kraft (knapp vor der CDU), wird sich die SPD vor allem an der Schwäche der Grünen abarbeiten. Und was davon erzählen, dass der Büger Frau Kraft ein klares Vertrauenszeugnis ausgestellt habe und die SPD einen klaren Regierungsauftrag habe. Das wird man dann noch damit garnieren, dass man die Talsole durchschritten habe und sich jetzt voll auf den Bundeswahlkampf freue, da der Bürger mehr soziale Gerechtigkeit wolle.
Wird man dagegen nicht stärkste Kraft, so hat man das natürlich auch vorher gewusst, wird auf Wetter und schlechte Mobilisierung schimpfen und das Ganze so klein reden, wie es nur irgendmöglich ist. Und natürlich hat das ganze keine Bedeutung für die Republik als Ganzes, sondern ist ein lokaler Sondereffekt, der vor allem durch die Bildungspolitik zustande kam.
Oder simpel zusammengefasst: Wenn Kraft verliert, ist Kraft (und nur Kraft) schuld und es handelt sich um eine lokale Wahl. Gewinnt dagegen Kraft, so ist es die Vorankündigung für den Herbst und eine klare Wechselstimmung (egal wieviel das linke Lager verloren hat).
Hauptsache der Spin stimmt. Prinzipiell habe ich nichts gegen gute Wahlanalysen. Ich würde schon gerne wissen, warum überhaupt noch jemand für die Grünen stimmt, warum die Piraten implodiert sind, warum die FDP einen so gewaltigen Sprung hingelegt hat und warum es Herrn Laschet bis heute nicht gelungen ist, die katastrophale Regierung in NRW zu seinem Vorteil zu nutzen. Wenn eine Analyse aber bereits um 18:05 vorliegt, weil sie nur den IF-THEN-ELSE Teil der Spindoktoren durchlaufen hat, dann hat sie genau null Informationswert. Oder simpel gesagt: Wer um 18:05 verkündet, dass genau das eingetreten ist, was er ja schon vorher gewusst habe, und das aus den und den Gründen, ist nicht mehr als ein Dummschwätzer (und bekommt von mir den Elmar-Brok Ehrenaward). Und ich wage die Prognose (jetzt gebe ich mal den Spin), dass wir heute abend sehr viele Dummschwätzer in den Medien sehen, hören und lesen werden.
Llarian
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