Es mag seltsam und unfair erscheinen, einen Beitrag zur AfD mit Wahlplakaten der Republikaner zu versehen. Aber das hat einen simplen Grund: Trotz intensiver Suche ist dieser Autor nicht in der Lage gewesen, ein Wahlplakat der AfD vor die Linse zu bekommen. Sie sind schlicht nicht da. Und da Republikaner und AfD in diesem Wahlkampf zumindest eine Sache gemeinsam haben, wurden sie hier zusammengepackt, doch dazu unten mehr.
Aufgrund des Mangels an Material muss an dieser Stelle, zwecks Kommentierung, auf die Seite der AfD selbst verwiesen werden, wo wenigstens mal sieben der Plakate bestaunt werden können (selbst die muss man suchen, auch nicht gerade sehr gut). Und bei aller Sympathie, die man vielleicht dann und wann für die AfD hegen kann, so ist diese Kampagne ziemlich schlapp. Nicht eins der Plakate enthält eine konkrete politische Forderung oder Idee. Oder aus Wählersicht gefragt: Was wird mir da eigentlich verkauft? Das die anderen doof sind? Naja, gut, darf man durchaus sagen, aber für sich alleine ist das dann doch extrem schwach auf der Brust. Wenn ich ein Medienunternehmen wählen würde, dann wäre das Konzept okay. Für eine Zeitung wäre das Kozept einfach auf Fehler hinzuweisen durchaus tragfähig. Aber für eine politische Partei? Das reicht nicht.
Auch solche Nullaussagen wie "Mit 18 freut sich Lilli noch mehr, dass ihre Eltern AfD gewählt haben" fällt unter die Kategorie sinnfrei. Denn welche Partei könnte das nicht schreiben? Wenn ein Wahlplakat derart beliebig ist, dass die Aussage darauf jeder Partei problemlos zugeordnet werden könnte, dann ist es sinnlos.
Kommen wir kurz zu den Republikanern. Wenigstens drei der Plakate wurden von diesem Autor entdeckt. Und jetzt mal was ganz trauriges: Aus Sicht des Wählers sind diese Plakate nicht schlecht. Denn sie sind tatsächlich, man glaubt es kaum, informativ. Sie grenzen sich von anderen Parteien ab und sagen vergleichsweise klar, was sie Republikaner wollen. "Unser Geld für unsre Leut" ist eine klare Aussage. Man muss sie nicht teilen, aber sie ist vergleichsweise(!) konkret. Auch die Aussage zur Moschee muss man nicht teilen, aber sie sagt ziemlich klar aus, wo die Republikaner stehen. Wenn die Republikaner am Landtag scheitern (und das steht real zu erwarten), dann kann man ihnen zumindest nicht vorwerfen, dass es daran läge, dass ihre Wahlplakate nicht klar genug waren.
Nun schrieb ich weiter oben, dass Republikaner und AfD in diesem Wahlkampf etwas gemeinsam haben. Und damit meine ich keine thematische Gemeinsamkeit (die mit Sicherheit durchaus auch in nicht geringer Zahl vorhanden sind). Nein, beide haben offenkundig(!) Probleme mit der Sicherheit ihrer Wahlplakate. Die AfD mag zwar sparen, aber das sie weniger Plakate auf die Strasse bringt als beispielsweise die PARTEI, erscheint doch unwahrscheinlich. Die Erklärung dürfte eher darin zu suchen sein, dass "Unbekannte" ein Problem mit diesen Plakaten haben und sie schlicht innerhalb von Stunden beseitigen. In aller Regel wird man diesen Unbekannten kaum habhaft werden, mit vielleicht einigen eher dilletantischen Ausnahmen. Die Republikaner haben das Problem damit gelöst, dass sie ihre Plakate knappe 4 Meter oberhalb der Strasse aufhängen (deswegen habe ich die Perpektive innerhalb der Plakate im Bild gelassen, die sind nicht zufällig gegen den Himmel aufgenommen). Fast überflüssig zu sagen, dass dieses Problem mit "Unbekannten" keine der anderen Parteien zu betreffen scheint.
Und das erscheint zumindest mir erstaunlich. Unsere Familienministerin ist seit Jahren bemüht, jedem der es hören will (und leider auch allen, die es nicht hören wollen) zu erklären in Deutschland gäbe es kein Problem mit Linksextremismus und das sei alles aufgebauscht. Die tatsächliche Gefahr käme von rechts. Nun, ich mag empfindlich sein, aber ich empfinde das vorsätzliche Zerstören, Abhängen und Überkleben von Wahlplakaten tatsächlich als extremistisch. Zumindest wenn es darum geht einen bestimmten politischen Gegner mundtot zu machen. Demokratie lebt ja nun gerade davon, dass dem Bürger die Freiheit gelassen wird was er wählt, man kann schlecht von Freiheit sprechen, wenn genau das verhindert wird. Die "Unbekannten" agieren aber seltsamerweise nahezu ausschliesslich gegen "rechte" Wahlplakate. Linke Wahlplakate scheinen auf den ersten Blick nicht betroffen zu sein. Was ja auch wieder erstaunlich ist, denn wenn es in Deutschland ein so großes Problem mit Rechten gibt, sind die nicht einmal in der Lage Wahlplakate zu zerstören, so wie "Unbekannte" das tun? Wenn ich den kleinen Exkurs noch machen darf: "Rechte" Wahlveranstaltungen müssen inzwischen regelmäßig von der Polizei geschützt werden. Anschläge wie Autos niederbrennen, Rauchbomben werfen, Häuserwände einsprühen sind inzwischen gar nicht mal so selten, aber immer trifft es "rechte" Politiker. Kann mir jemand ein Beispiel nennen (besser drei), wo eine linke Wahlveranstaltung von Rechtsextremisten attackiert wurde? Haben Rechtsextremisten ein besseres Verständnis von demokratischen Werten? Trauen die sich weniger?
Natürlich liegt das Abhängen und Zerstören von Wahlplakaten auf einem anderen Niveau als körperlicher Gewalt. Es ist ja "harmlos" und handelt sich um einen nur sehr kurze Zeit gültigen Pappgegenstand, der nicht einmal den Gegenwert eines Abendessens wert ist. Aber auf wieviel Plakatabreisser kommt einer, der auch Gewalt gegen Menschen einsetzen möchte?
Llarian
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