22. Mai 2017

Kleine Meldungen. Heute: Aus dem Willy-Brandt-Haus

Zu den Obliegenheiten, die mit dem Bürgerstatus einher gehen, zählen bekanntlich nicht nur -Rechte, sondern auch -Pflichten, deren oberste seit 211 Jahren bekanntlich die "Ruhe" darstellt. Als "Bürgerjournalist" (vulgo Blogger) erwächst dazu die Pflicht zur Information des geneigten wie aufrechten Publikums, falls sich die Möglichkeit bietet, der Aufklärungsarbeit gerade auch unserer öffentlich-rechtlichen Anstalten die eine oder andere hilfreiche Facette beizufügen. Da der Chronist nicht nur über ein scharfes inneres Auge verfügt, als Kompensation für eine nachgerade fledermausartige Blindnis in der stets überbewerteten Wirklichkeit verfügt, sondern auch über einen nachweisbaren Anflug von 7. Sinn - er hat, es kann auf Anfrage belegt werden, am 1. Mai exakt um 15 Uhr 45 in einem Facebook-Chat den Wahlerfolg der AfD bei den noch im Nebel des Futurs verborgenen Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen auf 7.4 Prozent taxiert - sieht er sich in der glücklichen Lage, zu einer Kleinen Meldung vom heutigen Tage Erhellendes beizusteuern.

Die folgende Meldung rauscht heute, kurz vor der Mittagszeit, kurz verstörend die hautstädtischen Medienoutlets. Unter der Headline "BOMBEN-ALARM UND WIRBEL UM PARTEIPROGRAMM: Riesen-Aufregung in der SPD-Zentrale" meldete etwa das Online-Portal der Zeitung mit den vier Großen Buchstaben:

Riesen-Aufregung in der SPD-Zentrale
SPD-Zentrale zeitweise geräumt - Quelle: Reuters
Inmitten der Beratungen des SPD-Parteivorstandes über das Regierungsprogramm für die Bundestagswahl ist am Montag die Parteizentrale in Berlin evakuiert worden. Um 9.45 Uhr wurde ein verdächtiger Gegenstand in der Poststelle des Willy-Brandt-Hauses gefunden. 
Die Mitglieder des Parteivorstandes und die Mitarbeiter versammelten sich für knapp zwei Stunden außerhalb des Gebäudes auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Parteivorstand sollte ab 10 Uhr eigentlich abschließend über den Entwurf des Regierungsprogramms beraten, über den ein Parteitag am 25. Juni entscheidet.

Weiter hieß es gegen Mittag in der über die Stunden leicht den wechselnden Gegebenheiten angepaßten Meldung:
Die Polizei sperrte das Gebäude ab, aus dem Warnsirenen zu hören waren. 
Hier dürfte womöglich vom Zeitungsschreiber eine voreilige Verbindung insinuiert worden sein. Nach den letzten drei Landtagswahlergebnissen sollte dies für diese Partei der Normalzustand sein.

Beim folgenden Satz:
Daher standen auch Spitzengenossen wie Fraktionschef Thomas Oppermann, Generalsekretärin Katarina Barley oder Arbeitsministerin Andrea Nahles auf dem Bürgersteig.
beschlich den Chronisten das sichere Gefühl, einen Blick in die Zukunft nach dem 24. September erhascht zu haben. Ab etwa 15:00 heute Nachmittag wurde die BILD-Meldung um diese Auskunft ergänzt:

Nach BILD-Informationen soll es sich bei dem Gegenstand um einen Holzkasten handeln, der einer Spendenbox ähnelt. Aus ihm sollen zwei Drähte herausgeguckt haben. Nach einer Überprüfung durch Röntgen konnte eine Gefahr ausgeschlossen werden. „Es sah so aus, als wenn in der Tat ein paar Drähte herausragen würden“, sagte der Polizeisprecher. Ob es sich um einen Scherz gehandelt hat, müssten die weiteren Ermittlungen zeigen.
I call you fake news! Wie dem Chronisten aus gewöhnlich stets gutinformierten Kreisen versichert wurde, liegt hier eine Verwechslung vor. Bei dem "Holzkasten, aus dem Drähte herausguckten," soll es sich demnach um den Genossen Stegner gehandelt haben. Außerdem scheint der Name von Herrn Röttgen (mutwillig?) entstellt worden zu sein. Nun bleibt die Frage: welches denn nun wirklich jener verdächtige Gegenstand war, welcher bei den Genossen, und dies ganz wörtlich verstanden, die Alarmglocken schrillen ließ?

Der Chronist sieht sich hier in der glücklichen Lage, dieses Welträtsel aufzulösen:

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Es handelt sich um den Schulzzug in seiner wahren Größe.



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