Hand aufs Herz - was wissen Sie von Sarah Palin? Tue ich Ihnen Unrecht, wenn ich vermute, daß Sie mit ihrem Namen Begriffe wie "unbedarft", "uninformiert", "konservativ", wenn nicht gar "rechtsradikal" verbinden? Daß Sie sich Sarah Palin als eine rustikale Provinzlerin vorstellen, die eher einen Elch schießen als einen fehlerfreien Satz formulieren kann?
Wenn das so sein sollte, dann sind Sie auf eine nun schon fast drei Jahre andauernde Propaganda hereingefallen, die sich in den USA auf die linken Medien beschränkt, in Deutschland aber nahezu alle Berichte über Sarah Palin durchzieht.
Sie begann damit, daß Palin Ende August 2008 überraschend von dem republikanischen Kandidaten für die Präsidentschaft John McCain als sein running mate, seine Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten, nominiert wurde. Innerhalb weniger Wochen hatten sich linke amerikanische Zeitungen und Sender auf sie eingeschossen; und die deutschen Amerika-Korrespondenten transportierten das nach Deutschland.
Wenn Sie sich noch einmal in Erinnerung rufen wollen, wie das damals lief, dann mögen Sie vielleicht das eine oder andere von dem lesen, was ich seinerzeit dazu geschrieben habe:
Zunächst war das Echo in den USA neugierig bis abwartend:
Der Anlaß zu diesem Artikel ist die aktuelle Titelgeschichte des amerikainischen Nachrichtenmagazins Newsweek. Sie können das Titelbild hier sehen. Es zeigt keine Landpomeranze, sondern eine selbstbewußte, nachgerade provokativ selbstbewußte Frau, die Arme in die Hüften gestemmt.
Titelzeile dazu: "I can win". Sarah Palin on why she's so confident - and how she'll decide whether to run in 2012. - "Ich kann gewinnen". Sarah Palin sagt, warum sie so zuversichtlich ist - und wie sie entscheiden wird, ob sie 2012 antritt. (Wenn Sie rechts auf der Seite auf "Next" klicken, sehen Sie noch weitere Bilder, die auf derselben photo session aufgenommen wurden wie das Titelbild).
Der Autor dieser bemerkenswert fairen Titelgeschichte über Sarah Palin ist Peter J. Boyer, der sie ausführlich zu ihren Plänen befragt hat. Er zeichnet das Bild einer geschickten, allerdings unkonventionellen Politikerin, die mit ihren Ansichten eher in der Mitte beheimatet ist als am rechten Rand.
Einiges aus dem Artikel, was Sie über Sarah Palin wahrscheinlich noch nicht wußten:
Gegen diese Angriffe - so sieht es Palin - hat ihre eigene Partei sie zu wenig in Schutz genommen. Dem Wort "Eunuchen" für diese feige Haltung widersprach sie nicht, meinte aber, die konservativen Frauen hätten sich auch nicht besser verhalten.
Warum trat Palin 2009 als Gouverneurin zurück? Damals ist darüber viel gerätselt worden. Jetzt nannte sie gegenüber Boyer zwei plausible Gründe: Erstens hätte sie die bisherige Zusammenarbeit mit den Demokraten aufgrund der nationalen Auseinandersetzung im Präsidentschaftswahlkampf nicht fortsetzen können; und zweitens habe es eine Schmutzkampagne gegen sie gegeben, in der ihr Unkorrektheiten in der Amtsführung vorgeworfen wurden.
In der Tat war diese Kampagne heftig und teils indiskutabel; auch in diesem Fall wieder schwappte der Schmutz auch nach Deutschland über; siehe Mutmaßungen über Sarah. Oder: Jagdszenen aus den Niederungen der Publizistik; ZR vom 6. 7. 2009. Keiner der Vorwürfe erwies sich übrigens als begründet.
Wird Palin also antreten, um im nächsten Jahr Kandidatin der Republikaner gegen Obama zu sein? Sie sagt, das hänge von ihrer Familie ab; aus dieser aber sind, meint Peter Boyer, kaum Widerstände zu erwarten.
Sie hat jetzt einen kleinen Kreis von Beratern um sich geschart, die offenkundig eine mögliche Kandidatur vorbereiten. Sie wird - sollte sie diese wirklich wagen - dann freilich mit denselben beiden Problemen zu kämpfen haben wie 2008: Mangelnder Unterstützung durch den Parteiapparat, dem sie zu unkonventionell ist, und einer linken Presse, die nichts unversucht lassen dürfte, um ihre Wahl zu verhindern.
Die Presse, meint sie, spiele heute eine immer geringere Rolle für die Meinung der Wähler.
Ich habe oben geschrieben, daß sie nicht meine Kandidatin wäre. Nicht wegen dessen, was ihr angehängt wird - sie ist weder politisch radikal, noch ist sie ein unerfahrenes Dummchen. (Und Versprecher und sonstige Patzer dürften ihr seltener unterlaufen als Barack Obama; nur werden die ihrigen ausgebreitet und die Obamas diskret übergangen). Ob sie eine gute Präsidentin wäre, läßt sich kaum prognostizieren. Eine bessere als Obama allemal, aber das ist freilich nicht schwer.
Aber Sarah Palin polarisiert nun einmal. Sie hat mehr begeisterte Anhänger als irgendeiner der republikanischen Kandidaten, die bisher ihren Hut in den Ring geworfen haben; aber es gibt auch ungewöhnlich viele Wähler, die sie strikt ablehnen.
Wahlen werden auch in den USA in der Mitte gewonnen. Die Mitte wird Sarah Palin aufgrund des nationalen Image, das sie nun einmal hat, nicht gewinnen können. Auch wenn ihre Arbeit in Alaska zeigt, daß sie eigentlich eine Pragmatikerin ist, und keineswegs eine rechte Ideologin.
Wenn das so sein sollte, dann sind Sie auf eine nun schon fast drei Jahre andauernde Propaganda hereingefallen, die sich in den USA auf die linken Medien beschränkt, in Deutschland aber nahezu alle Berichte über Sarah Palin durchzieht.
Sie begann damit, daß Palin Ende August 2008 überraschend von dem republikanischen Kandidaten für die Präsidentschaft John McCain als sein running mate, seine Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten, nominiert wurde. Innerhalb weniger Wochen hatten sich linke amerikanische Zeitungen und Sender auf sie eingeschossen; und die deutschen Amerika-Korrespondenten transportierten das nach Deutschland.
Wenn Sie sich noch einmal in Erinnerung rufen wollen, wie das damals lief, dann mögen Sie vielleicht das eine oder andere von dem lesen, was ich seinerzeit dazu geschrieben habe:
Zunächst war das Echo in den USA neugierig bis abwartend:
Warum die Nominierung von Sarah Palin eine brillante Entscheidung sein könnte. Oder im Fiasko enden; ZR vom 31. 8. 2008Aber schon bald ging die Schmutzkampagne los, in Deutschland von niemandem schmieriger geführt als dem New Yorker Korrespondenten von "Spiegel-Online", Marc Pitzke:
Glaubhaftigkeit; ZR vom 3. 9. 2008Und so fort. Die Kampagne ging auch noch weiter, als die Wahl entschieden und Palin als Gouverneurin nach Alaska zurückgekehrt war. Nur drei Beispiele:
Die toten Körper der Sarah Palin. Über linke Arroganz; ZR vom 12. 9. 2008
If Marc Pitzke really English can?; ZR vom 28. 9. 2008
"Debakel", "Peinliche Panne". Warum löst Sarah Palin Haß und Häme aus?; ZR vom 19. Oktober 2008
Das Geheimnis von Sarah Palins Hand. Eine Rede auf dem Treffen der National Tea Party und die grotesken Reaktionen darauf; ZR vom 10. 2. 2010Das ist nur ein Teil der Artikel, die ich zur unfairen Behandlung Sarah Palins geschrieben habe. Nicht, weil ich sie besonders schätzen würde - meine Kandidatin für die kommenden Präsidentschaftswahlen ist sie nicht -, sondern weil ich die Art erbärmlich finde, wie die bestimmenden deutschen Medien, im Fahrwasser der amerikanischen Linken paddelnd, uns nicht ein Bild der Politikerin Palin vermitteln, sondern eine Karikatur; eine bösartig verzerrende Karikatur.
Schreck! Graus! Sarah Palin verbündet sich versehentlich mit Nordkorea! Nebst Anmerkungen zu Obamas Patzern; ZR vom 25. 11. 2010
Was hat Sarah Palin mit der Bluttat von Tucson zu tun? Exakt nichts. Anmerkungen zu einer unfairen, einer zum Teil infamen Kampagne; ZR vom 1. 1. 2011
Der Anlaß zu diesem Artikel ist die aktuelle Titelgeschichte des amerikainischen Nachrichtenmagazins Newsweek. Sie können das Titelbild hier sehen. Es zeigt keine Landpomeranze, sondern eine selbstbewußte, nachgerade provokativ selbstbewußte Frau, die Arme in die Hüften gestemmt.
Titelzeile dazu: "I can win". Sarah Palin on why she's so confident - and how she'll decide whether to run in 2012. - "Ich kann gewinnen". Sarah Palin sagt, warum sie so zuversichtlich ist - und wie sie entscheiden wird, ob sie 2012 antritt. (Wenn Sie rechts auf der Seite auf "Next" klicken, sehen Sie noch weitere Bilder, die auf derselben photo session aufgenommen wurden wie das Titelbild).
Der Autor dieser bemerkenswert fairen Titelgeschichte über Sarah Palin ist Peter J. Boyer, der sie ausführlich zu ihren Plänen befragt hat. Er zeichnet das Bild einer geschickten, allerdings unkonventionellen Politikerin, die mit ihren Ansichten eher in der Mitte beheimatet ist als am rechten Rand.
Einiges aus dem Artikel, was Sie über Sarah Palin wahrscheinlich noch nicht wußten:
Aus dieser zur Kooperation mit den Demokraten entschlossenen Pragmatikerin wurde erst im Wahlkampf 2008 eine Bannerträgerin des konservativen Amerika; mehr durch die Angriffe ihrer Gegner als durch sie selbst.Als Gouverneurin von Alaska galt sie als eine Pragmatikerin, die eine Neigung zur Zusammenarbeit mit den Demokraten hatte (a pragmatic, nonpartisan bent). Ihre Tochter Piper hat als middle name "Indie". Was das bedeuten soll? Independent, unabhängig. Die meisten Bürger Alaskas seien weder Republikaner noch Demokraten, sagt sie, sondern eben independents. Noch nicht einmal ihr Mann ist Mitglied bei den Republikanern. Ihre Beliebtheit in Alaska verdankte Palin ihrer Unabhängigkeit. Schon im Wahlkampf 2006 hatte sie sich mit dem Establishment ihrer Partei angelegt. Als Gouverneurin nahm sie die Ölindustrie ins Visier, die ihrer Ansicht nach zu gering besteuert wurde. Um eine höhere Besteuerung der Industrie durchzusetzen, verbündete sie sich mit Demokraten im Parlament von Alaska. Die so durchgesetzten höheren Einnahmen nutzte sie zu einer Steuersenkung für die Bürger, von denen ein Jahr später jeder 1.200 Dollar weniger zu zahlen brauchte. Zwei Jahre nach ihrem Amtsantritt hatte Palin in Alaska die Zustimmung von 80 Prozent der Wähler - mehr als der Gouverneur irgendeines anderen Staats der USA.
Gegen diese Angriffe - so sieht es Palin - hat ihre eigene Partei sie zu wenig in Schutz genommen. Dem Wort "Eunuchen" für diese feige Haltung widersprach sie nicht, meinte aber, die konservativen Frauen hätten sich auch nicht besser verhalten.
Warum trat Palin 2009 als Gouverneurin zurück? Damals ist darüber viel gerätselt worden. Jetzt nannte sie gegenüber Boyer zwei plausible Gründe: Erstens hätte sie die bisherige Zusammenarbeit mit den Demokraten aufgrund der nationalen Auseinandersetzung im Präsidentschaftswahlkampf nicht fortsetzen können; und zweitens habe es eine Schmutzkampagne gegen sie gegeben, in der ihr Unkorrektheiten in der Amtsführung vorgeworfen wurden.
In der Tat war diese Kampagne heftig und teils indiskutabel; auch in diesem Fall wieder schwappte der Schmutz auch nach Deutschland über; siehe Mutmaßungen über Sarah. Oder: Jagdszenen aus den Niederungen der Publizistik; ZR vom 6. 7. 2009. Keiner der Vorwürfe erwies sich übrigens als begründet.
Wird Palin also antreten, um im nächsten Jahr Kandidatin der Republikaner gegen Obama zu sein? Sie sagt, das hänge von ihrer Familie ab; aus dieser aber sind, meint Peter Boyer, kaum Widerstände zu erwarten.
Sie hat jetzt einen kleinen Kreis von Beratern um sich geschart, die offenkundig eine mögliche Kandidatur vorbereiten. Sie wird - sollte sie diese wirklich wagen - dann freilich mit denselben beiden Problemen zu kämpfen haben wie 2008: Mangelnder Unterstützung durch den Parteiapparat, dem sie zu unkonventionell ist, und einer linken Presse, die nichts unversucht lassen dürfte, um ihre Wahl zu verhindern.
Die Presse, meint sie, spiele heute eine immer geringere Rolle für die Meinung der Wähler.
Ich habe oben geschrieben, daß sie nicht meine Kandidatin wäre. Nicht wegen dessen, was ihr angehängt wird - sie ist weder politisch radikal, noch ist sie ein unerfahrenes Dummchen. (Und Versprecher und sonstige Patzer dürften ihr seltener unterlaufen als Barack Obama; nur werden die ihrigen ausgebreitet und die Obamas diskret übergangen). Ob sie eine gute Präsidentin wäre, läßt sich kaum prognostizieren. Eine bessere als Obama allemal, aber das ist freilich nicht schwer.
Aber Sarah Palin polarisiert nun einmal. Sie hat mehr begeisterte Anhänger als irgendeiner der republikanischen Kandidaten, die bisher ihren Hut in den Ring geworfen haben; aber es gibt auch ungewöhnlich viele Wähler, die sie strikt ablehnen.
Wahlen werden auch in den USA in der Mitte gewonnen. Die Mitte wird Sarah Palin aufgrund des nationalen Image, das sie nun einmal hat, nicht gewinnen können. Auch wenn ihre Arbeit in Alaska zeigt, daß sie eigentlich eine Pragmatikerin ist, und keineswegs eine rechte Ideologin.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Sarah Palin im Juni 2007. Von der Autorin Tricia Ward unter GNU Free Documentation License freigegeben.