31. Juli 2011

Zettels Meckerecke: Breivik und Sarrazin, Tea Party und FDP. Sigmar Gabriel, der billige Jakob an der Spitze der SPD

Gäbe es nicht das Peter-Prinzip, dann hätte Sigmar Gabriel mit seiner Position als Pop-Beauftragter der SPD das Ende seiner Karriereleiter erreicht gehabt. Dieser intelligente, flatterhafte Mann ohne erkennbare Prinzipien, mental so leichtgewichtig, wie er körperlich schwergewichtig ist, war und ist der perfekte Dröhner.

Keiner der momentanen Spitzenpolitiker vermag so marktschreierisch zu formulieren, so substanzlos zu schwafeln. Wenn Gabriel sich zu Wort meldet, dann fragt man sich nicht, welche inhaltlichen Überlegungen ihn motiviert haben, sondern welche Effekte er erzielen möchte. Alles an diesem Mann ist unecht, ist auf Show und Theatralik angelegt. Gegen ihn war sein Mentor Schröder ein Muster an intellektueller Ernsthaftigkeit und charakterlicher Solidität.

Nun also hat der einstige Pop-Beauftragte sich zu den Taten des Anders Behring Breivik geäußert. Mitte der Woche erklärte er gegenüber dpa:
In einer Gesellschaft, in der Anti-Islamismus und die Abgrenzung von anderen wieder hoffähig wird, in der das Bürgertum Herrn Sarrazin applaudiert, da gibt es natürlich auch an den Rändern der Gesellschaft Verrückte, die sich letztlich legitimiert fühlen, härtere Maßnahmen anzuwenden.
"Natürlich". In einer Gesellschaft (der deutschen) findet Gabriels Parteifreund Thilo Sarrazin mit kritischen Thesen Zustimmung. Also ist es "natürlich", daß in einer Gesellschaft (der norwegischen) ein Massenmörder Kinder und Jugendliche umbringt.

Als eine "härtere Maßnahme", die Breivik "anwandte". So drückt es der SPD-Vorsitzende aus. Die Sprache des Unmenschen, wäre es hier nicht die Sprache von Sigmar Gabriel, der das alles ja gar nicht so meint. Er wollte wohl nur ein bißchen auf sich aufmerksam machen; im Sommerloch, in dem solche Statements immer dankbare Abnehmer unter den Medien finden.

Thilo Sarrazin hat das mit gewohnter Lakonik kommentiert:
Sigmar Gabriel kann seine peinliche Niederlage vor dem Parteigericht offenbar nicht verwinden. Einen weiteren Kommentar habe ich dazu nicht.
Gabriel aber hat, nachdem er die beabsichtigte Aufmerksamkeit erreicht hatte, schlicht das bestritten, was er gesagt hatte:
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel ist dem Eindruck entgegengetreten, er habe einen Zusammenhang zwischen den Attentaten von Oslo und der Diskussion über Äußerungen des früheren Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin hergestellt. Diesen Zusammenhang gebe es "natürlich nicht", sagte Gabriel der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag. "Keine der zuletzt bei uns oder anderswo geführten Debatten kann ein Vorwand sein für Gewalttaten, wie wir sie in Norwegen erleben mussten."
Was schert Gabriel sein Geschwätz von gestern. Natürlich gibt es den Zusammenhang, sagt er. Natürlich gibt es ihn nicht, sagt er. So ist er halt, der poppige Gabriel.

Und wie der billige Jakob, der auf den Aal, den er ausschreit, gleich noch Heringe und Kieler Sprotten drauflegt, hat Gabriel schon was Neues. Gestern wurde gemeldet::
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Zusammenarbeit bei einer Steuerreform angeboten. (...) Die FDP warnte er, sie müsse angesichts ihrer Steuerpolitik aufpassen, "dass sie nicht zur deutschen 'Tea-Party-Partei' wird."
Erst das Reizwort Sarrazin, diesmal das Reizwort Tea Party. Gabriel hat wieder seine Schlagzeile, und schon springt auch jemand aus der FDP durch den hingehaltenen Reif und zeigt sich "erbost".



Auf dem Stuhl von August Bebel und Willy Brandt sitzt heute ein Mann, den selbst die der SPD zugetane "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Online-Ausgabe denjenigen nennt, der "fürs Poltern und fürs Provokante verantwortlich zeichnet". Früher einmal galt in Deutschland die Regel, daß in den großen Parteien der Vorsitzende staatsmännisch-zurückhaltend zu sein hatte; während der Generalsekretär, so das denn benötigt wurde, der "Mann fürs Grobe" war. Heute hat die SPD den Mann fürs Grobe an ihrer Spitze.
Zettel



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