23. Juli 2011

Wie Philipp Rösler vom Spiegel zum Vietnamesen gemacht wird


In der letzten Ausgabe des Spiegel findet sich ein Interview mit Philipp Rösler. Rösler ist Vorsitzender der FDP sowie Bundeswirtschaftsminister, und als solchem hätte man ihm zweifelsohne eine ganze Reihe interessanter Fragen stellen können: zur aktuellen Lage seiner Partei, zum Thema Steuersenkungen oder auch zur Schuldenkrise.

Stattdessen haben sich die beiden Interviewer entschieden, Rösler in immer neuen Anläufen zu seiner "Herkunft", also zu dem Land, in dem er geboren wurde, zu befragen, z.B. in folgender Weise:
  • Gab es Reaktionen in Vietnam auf Ihren Aufstieg zum FDP-Chef und Vizekanzler?
  • Ist man in Vietnam stolz auf Philipp Rösler?
  • Hat Ihr Vater Ihnen viel von Vietnam erzählt?
  • Wenn Sie heute Filme über den Vietnam-Krieg sehen, auf welcher Seite stehen Sie dann?
  • Haben Sie sich nicht mal Karten von Vietnam angesehen, um zu erfahren, wo genau Ihr Geburtsort liegt?
Und wie reagiert Rösler auf diesen Fragenschwall? Im wesentlichen immer wieder mit der Antwort, daß ihn seine "vietnamesische Herkunft" einfach nicht besonders interessiert. So erwidert er auf die Frage, ob er jemals versucht hätte, Vietnamesisch zu lernen:
Rösler: Dafür habe ich nie einen Anlass gesehen.
In der Tat! Warum sollte sich Rösler die Mühe machen, eine für Westeuropäer nicht einfache Tonsprache zu erlernen, mit der man in unseren Breiten nicht einmal besonders viel anfangen kann? Warum sollte er überhaupt eher Vietnamesisch lernen als etwa Spanisch, Portugiesisch oder Russisch? Vielleicht weil es ihm als "geborenem Vietnamesen" im Blut läge?

Wir haben seit rund einem Jahrzehnt ein Staatsangehörigkeitsrecht, das sich vom alten ius sanguinis verabschiedet hat. Man ist nicht Deutscher, weil man in seinen Adern "deutsches Blut" hätte; und Herr Rösler wird auch nicht dadurch zum Vietnamesen, daß seine leiblichen Eltern dies waren.

Es ist schon absurd. Da haben die Spiegel-Interviewer einen Menschen vor sich, der zwar über einen optisch gut erkennbaren Migrationshintergrund verfügt, von dem man aber noch nicht einmal sagen kann, daß er gut integriert wäre. Er mußte sich gar nicht integrieren, weil er ein Deutscher ist.

Den Spiegel-Reportern fällt aber nichts besseres ein, als Rösler irgendwie doch noch zum Vietnamesen zu erklären, um ihm dann auch noch vorzuhalten, er sei "deutscher ... als jeder Deutsche". Belegt wird diese steile These damit, daß Röslers Töchter Grietje und Gesche heißen.

Ja, um Himmels willen, hätte er sich denn für einen Namen wie Mai Ling entscheiden sollen, nur damit alle Asiaten-Klischees, die man als Mitarbeiter des Spiegels so mit sich herumschleppt, erfüllt werden?
DrNick



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