Ich muß zugeben, daß es mir nicht aufgefallen ist.
Dabei habe ich die Übertragung der Feierlichkeiten zum Gedenken an den 1. September 1939 größtenteils verfolgt. Mich interessierte insbesondere das Auftreten Putins angesichts der russischen Beteiligung am Überfall auf Polen, mit der ich mich an diesem Tag in einem Artikel befaßt hatte; siehe Der "deutsche Überfall auf Polen" vor siebzig Jahren war ein deutsch-sowjetischer Angriffskrieg; ZR vom 1.9.2009.
Die Übertragung des Senders "Phoenix" zeigte Bilder, wie man sie von solchen Ereignissen inzwischen kennt:
Die Zeremonien sind stets im Freien, und zwar verteilt auf mehrere Stellen innerhalb des Geländes, auf dem sich die Feierlichkeiten abspielen. Es gibt einen Ort, wo das Militär Aufstellung genommen hat, wo die Ansprachen gehalten werden. Und es gibt einen anderen Ort, wo die Gesten der Versöhnung stattinden; ein Mahnmal, eine Gedenkstätte, dergleichen.
Zwischen den beiden Orten werden die Würdenträger nicht gefahren, sondern sie gehen zu Fuß. Es bilden sich Gruppen. Man kann beobachten, wer sich zu wem gesellt, wer sich wem widmet. In Buchenwald war das recht interessant, was Barack Obama und Angela Merkal anbetraf; siehe Obama zeigt Merkel die kalte Schulter; ZR vom 5.6.2009.
Und auf der Westerplatte bei Danzig? Da sah man, wie sich der polnische Ministerpräsident Donald Tusk niemandem so aufmerksam widmete wie Angela Merkel. Man sah, wie sich beide dann zu Putin begaben und mit ihm redeten.
Später, als man auf der Tribüne saß, hatte Merkel zwischen Tusk und Putin Platz genommen. Auch der französische Regierungschef Fillon hatte seinen Platz in der Nähe, die ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko, der niederländische Ministerpräsidenten Balkenende. Auf der Tribüne saßen, wie man zum Beispiel hier lesen kann, unter anderem auch die Regierungschefs von Schweden, Finnland, Slowenien, Kroatien und Bulgarien. Insgesamt zwanzig Länder waren durch die Chefs ihrer Regierungen vertreten.
Fällt Ihnen jetzt etwas auf?
Genau. Da fehlte doch einer. Da fehlte Barack Obama.
Nun gut, Obama ist ein vielbeschäftigter Mann. Aber wenigstens seinen Vize Joe Biden, Spezialist für Außenpolitik, hätte er doch schicken können, nicht wahr? Und falls dieser auch gerade ganz dringend verhindert gewesen sein sollte, dann doch allermindestens die Außenministerin Hillary Clinton.
Der Vertreter der USA auf dieser Gedenkfeier zum Beginn des Zweiten Weltkriegs war James L. Jones.
James L. wer? Jones. Seines Zeichens General der US- Streitkräfte und Sicherheitsberater des Präsidenten.
"Shame on you, Mr. Obama" kommentierte das der Chefredakteur der polnischen Zeitung Warsaw Business Journal, Andrew Kuneth. Obama solle sich schämen:
In der Diplomatie ist es stets ein wichtiges Signal, auf welcher Ebene ein Land auf einer Konferenz, einer Feier und dergleichen vertreten wird. Schon bei einem Staatsbesuch zählt es, wer den Gast am Flughafen begrüßt. Das signalisiert, wie wichtig man das jeweilige Ereignis nimmt.
Daß Präsident Obama zu dieser für Polen so immens wichtigen Gedenkfeier noch nicht einmal ein Kabinettsmitglied schickte, signalisierte mit nicht zu überbietender Deutlichkeit eines: Desinteresse.
Was könnte ein Desinteresse der USA an Polen motivieren? Vielleicht das sehr große Interesse, das Rußland an Polen zeigt. Es sieht immer weniger danach aus, daß die USA diesem Interesse Rußlands - überhaupt seinem Interesse an der Region, die einmal der Sowjetblock war - im Wege stehen wollen.
In welcher Rolle sich Putin das einstige Satellitenland Polen wünschen dürfte, das hat unlängst George Friedman in einer Analyse der russischen Außenpolitik untersucht. Rußland wolle die Ukraine und Georgien zurück unter seinen Einfluß bringen, schreibt er, und fährt fort:
Dabei habe ich die Übertragung der Feierlichkeiten zum Gedenken an den 1. September 1939 größtenteils verfolgt. Mich interessierte insbesondere das Auftreten Putins angesichts der russischen Beteiligung am Überfall auf Polen, mit der ich mich an diesem Tag in einem Artikel befaßt hatte; siehe Der "deutsche Überfall auf Polen" vor siebzig Jahren war ein deutsch-sowjetischer Angriffskrieg; ZR vom 1.9.2009.
Die Übertragung des Senders "Phoenix" zeigte Bilder, wie man sie von solchen Ereignissen inzwischen kennt:
Die Zeremonien sind stets im Freien, und zwar verteilt auf mehrere Stellen innerhalb des Geländes, auf dem sich die Feierlichkeiten abspielen. Es gibt einen Ort, wo das Militär Aufstellung genommen hat, wo die Ansprachen gehalten werden. Und es gibt einen anderen Ort, wo die Gesten der Versöhnung stattinden; ein Mahnmal, eine Gedenkstätte, dergleichen.
Zwischen den beiden Orten werden die Würdenträger nicht gefahren, sondern sie gehen zu Fuß. Es bilden sich Gruppen. Man kann beobachten, wer sich zu wem gesellt, wer sich wem widmet. In Buchenwald war das recht interessant, was Barack Obama und Angela Merkal anbetraf; siehe Obama zeigt Merkel die kalte Schulter; ZR vom 5.6.2009.
Und auf der Westerplatte bei Danzig? Da sah man, wie sich der polnische Ministerpräsident Donald Tusk niemandem so aufmerksam widmete wie Angela Merkel. Man sah, wie sich beide dann zu Putin begaben und mit ihm redeten.
Später, als man auf der Tribüne saß, hatte Merkel zwischen Tusk und Putin Platz genommen. Auch der französische Regierungschef Fillon hatte seinen Platz in der Nähe, die ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko, der niederländische Ministerpräsidenten Balkenende. Auf der Tribüne saßen, wie man zum Beispiel hier lesen kann, unter anderem auch die Regierungschefs von Schweden, Finnland, Slowenien, Kroatien und Bulgarien. Insgesamt zwanzig Länder waren durch die Chefs ihrer Regierungen vertreten.
Fällt Ihnen jetzt etwas auf?
Genau. Da fehlte doch einer. Da fehlte Barack Obama.
Nun gut, Obama ist ein vielbeschäftigter Mann. Aber wenigstens seinen Vize Joe Biden, Spezialist für Außenpolitik, hätte er doch schicken können, nicht wahr? Und falls dieser auch gerade ganz dringend verhindert gewesen sein sollte, dann doch allermindestens die Außenministerin Hillary Clinton.
Der Vertreter der USA auf dieser Gedenkfeier zum Beginn des Zweiten Weltkriegs war James L. Jones.
James L. wer? Jones. Seines Zeichens General der US- Streitkräfte und Sicherheitsberater des Präsidenten.
"Shame on you, Mr. Obama" kommentierte das der Chefredakteur der polnischen Zeitung Warsaw Business Journal, Andrew Kuneth. Obama solle sich schämen:
... this leaves one wondering about where Poland's supposedly close partnership with the United States stands in all of this. US President Barack Obama was not present at the ceremonies marking the 70th anniversary of the outbreak of World War II, a huge and regrettable snub for one of the US's closest allies.Eine gute Frage ist das, wo die Partnerschaft zwischen den USA und Polen eigentlich steht. Kuneth weist auf die Gerüchte hin, die USA würden auf die Aufstellung des Raketen- Abwehrsystems verzichten. Man frage sich in Warschau allmählich, ob man in die Allianz mit den USA nicht mehr investiere, als man zurückbekomme.
... man fragt sich, wo die angeblich enge Partnerschaft Polens mit den Vereinigten Staaten bei alledem eigentlich steht. Der amerikanische Präsident Barack Obama fehlte bei den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestags des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs, ein gewaltiger und bedauerlicher Affront gegen einen der engsten Verbündeten der USA.
In der Diplomatie ist es stets ein wichtiges Signal, auf welcher Ebene ein Land auf einer Konferenz, einer Feier und dergleichen vertreten wird. Schon bei einem Staatsbesuch zählt es, wer den Gast am Flughafen begrüßt. Das signalisiert, wie wichtig man das jeweilige Ereignis nimmt.
Daß Präsident Obama zu dieser für Polen so immens wichtigen Gedenkfeier noch nicht einmal ein Kabinettsmitglied schickte, signalisierte mit nicht zu überbietender Deutlichkeit eines: Desinteresse.
Was könnte ein Desinteresse der USA an Polen motivieren? Vielleicht das sehr große Interesse, das Rußland an Polen zeigt. Es sieht immer weniger danach aus, daß die USA diesem Interesse Rußlands - überhaupt seinem Interesse an der Region, die einmal der Sowjetblock war - im Wege stehen wollen.
In welcher Rolle sich Putin das einstige Satellitenland Polen wünschen dürfte, das hat unlängst George Friedman in einer Analyse der russischen Außenpolitik untersucht. Rußland wolle die Ukraine und Georgien zurück unter seinen Einfluß bringen, schreibt er, und fährt fort:
Russia remains interested in Central Europe as well. It is not seeking hegemony, but a neutral buffer zone between Germany in particular and the former Soviet Union, with former satellite states like Poland of crucial importance to Moscow.Dabei werden die USA, so darf man das Signal Obamas wohl verstehen, Rußland keinen Stein in den Weg legen.
Ebenfalls bleibt Rußland an Mitteleuropa interessiert. Es sucht keine Hegemonie, sondern eine neutrale Pufferzone zwischen insbesondere Deutschland und der früheren Sowjetunion. Von zentraler Bedeutung für Rußland sind dabei frühere Satellitenländer wie Polen.
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Mit Dank an Gorgasal.