12. September 2009

Zitat des Tages: Was ist an dieser Meldung interessant? Über Betrug in der Wissenschaft

Ein Mediziner der Universität Bonn ist mit gefälschten Studien aufgeflogen. Wie der SPIEGEL in seiner neuesten Ausgabe berichtet, geht es dabei um eine Veröffentlichung in dem angesehenen Fachmagazin "Nature Genetics" aus dem Jahr 2003, die seit Erscheinen über 180-mal zitiert wurde und im aktuellen Heft zurückgezogen werden musste. (...) Myles Axton, der Chefredakteur von "Nature Genetics", lobt die vorbildliche Korrektur der falschen Ergebnisse: "Es ist nur beschämend, dass es so lange gedauert hat."

Aus einer Vorabmeldung zum "Spiegel" der kommenden Woche, in der es um den Vorwurf gegen einen Mediziner der Bonner Universität geht, Daten über einen angeblichen Zusammenhang zwischen einer bestimmten Genmutation und Epilepsie gefälscht zu haben.


Kommentar: Was ist an dieser Meldung interessant?

Nicht, daß ein Wissenschaftler Daten gefälscht haben soll. Natürlich gibt es Wissenschaftler, die betrügen. So, wie es Sportler gibt, die dopen, und Politiker, die in die eigene Tasche wirtschaften.

Das Interessante an der Meldung ist nicht der vermutliche Fall von Betrug, sondern der Umstand, daß es rund sechs Jahre dauerte, bis er aufgedeckt wurde.

Denn in kaum einem Lebensbereich ist es so unwahrscheinlich, daß ein Betrug unentdeckt bleibt, wie in der Wissenschaft. Das liegt an der Skepsis, die zum Wesen der Forschung gehört.

Wissenschaftler zweifeln ständig. Jedes publizierte Resultat wird, sofern man ihm Bedeutung beimißt, alsbald kritisch nachgeprüft. Nicht, weil man die Kollegen des Betrugs verdächtigen würde, sondern weil man weiß, wie leicht jeder Wissenschaftler irren kann.

Daten können immer auf anderen Faktoren beruhen als denjenigen, auf die man sie zurückführt. Erst recht können Interpretationen und Theorien sich immer als irrig erweisen. Nur die Wiederholung ("Replikation") von Experimenten und Erhebungen, nur die ständige Diskussion alternativer Erklärungen bringt die Wissenschaft voran. Und im Netz dieses institutionalisierten Zweifels, dieser ständigen Selbstkorrektur zappelt sehr bald auch jeder Betrüger.

Wer in der Wissenschaft zu betrügen versucht, der disqualifiziert sich damit selbst. Nicht so sehr wegen eines Mangels an Anstand und Charakter. Sondern wegen Dummheit.



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