Erst habe ich die Meldung der Latin American Herald Tribune, auf die Gorgasal gestern in "Zettels kleinem Zimmer" aufmerksam machte, für einen Hoax gehalten. Aber sie scheint echt zu sein.
Nach dieser Meldung hatte die Vollversammlung der Vereinten Nationen eine Idee: Sie beschloß, drei "Welthelden" (World Heroes) zu küren, die - so der Präsident der Vollversammlung, Miguel D'Escoto Brockmann - "embody virtues and values worth emulation by all of us". Die Tugenden und Werte verkörpern, die es wert sind, daß wir alle ihnen nachstreben.
Einer der drei sollte der "Weltheld der Solidarität" sein, der zweite der "Weltheld der Mutter Erde" und der dritte der "Weltheld der sozialen Gerechtigkeit".
Wen mag die UNO ausgewählt haben? Wurde - auch Verstorbene konnten nominiert werden - vielleicht Mutter Teresa die Weltheldin der Solidarität? Und vielleicht Gandhi der Weltheld der sozialen Gerechtigkeit? Und, sagen wir, der große deutsche Umweltschützer Hermann Scheer Weltheld der Mutter Erde?
Das Dritte können wir sicherlich ausschließen, denn wäre er es geworden, dann wäre längst eine Welle des Lobs und des kollektiven Stolzes durch Deutschland gegangen.
Schwappen aber tut sie, die Welle, jetzt vermutlich durch Bolivien. Denn der Weltheld der Mutter Erde wurde Evo Morales, sozialistischer Präsident von Bolivien. Vergangenen Samstag überreichte ihm D'Escoto Brockmann die Medaille und eine Urkunde, in der Morales als "the maximum exponent and paradigm of love for Mother Earth" gewürdigt wird, als der bedeutendste Vertreter und als Vorbild für Liebe zu Mutter Erde.
Aber das ist, lieber Leser, noch gar nichts. Weltheld der sozialen Gerechtigkeit wurde der verstorbene Julius Nyerere, auch er ein Sozialist, der Tansania von 1961 bis 1985 regierte und es - so das Time Magazine 1975 - in ein "wirtschaftliches Desaster" führte.
Schon recht eindrucksvoll, nicht wahr? Aber das Beste wissen Sie immer noch nicht. Zum "Welthelden der Solidarität" wurde Fidel Castro erwählt.
Fidel Castro - Sie wissen, wer das ist? Wahrscheinlich nicht.
Er ist, so hat es uns D'Escoto Brockmann in seiner Ansprache zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit im Februar dieses Jahres erklärt, "... [m]ore than a hero, Fidel is as close to a saint as we can find in our troubled world". Fidel sei mehr als ein Held. Er komme einem Heiligen so nah, wie man es in unserer krisengeschüttelten Welt finden könne.
So ändern sich die Zeiten. Heilige, nicht wahr, das waren einst Menschen, die durch ihre Friedfertigkeit beeindruckten; die verfolgt wurden und Leiden auf sich nahmen; die Gutes taten.
Gemessen an ihnen ist er ein seltsamer Heiliger, der Heilige Fidel.
Er hat nicht Verfolgung erlitten, sondern er eröffnete seine Regierungszeit mit einer Orgie des Mordens, der Tausende, wahrscheinlich Zehntausende zum Opfer fielen.
Dieser Heilige gehörte nicht zu den Friedfertigen, sondern er war einer der größten Kriegsherren seiner Zeit. Er schickte seine Truppen in den Kongo, nach Äthiopien, nach Angola, nach Namibia. In Lateinamerika heizte er Bürgerkriege an und unterstützte sie, wie in El Salvador, auch mit eigenen Truppen. Sogar in den Yom- Kippur- Krieg schickte der Heilige ein Kontingent von 1.500 seiner Soldaten, damit sie gegen Israel kämpften.
Und daß er Gutes tat, der Heilige Fidel, wird man auch nicht sagen können.
Wie erbärmlich die Menschen im Land Castros im Jahr 2009 leben, das hat kürzlich der Politologe Günther Maihold in einer Publikation der "Stiftung Wissenschaft und Politik" zusammengetragen; siehe In Cuba wurden die Essensrationen in den Kantinen halbiert. Ein Blick auf den real existierenden Sozialismus anno 2009; ZR vom 17.8.2009.
Das freilich ist immer noch ein Leben im Paradies im Vergleich zu dem Leben, das die Gefangenen des Heiligen in den Gefängnissen Cubas führen; siehe Über die Haftbedingungen in Guantánamo; ZR vom 27.1.2007.
Wie ist es möglich, daß die Vereinten Nationen einen Mann wie Fidel Castro, einen der schlimmsten Diktatoren und Kriegstreiber des Zwanzigsten Jahrhunderts, zum "Welthelden der Solidarität" ernennen?
Unmittelbar liegt es daran, daß diese Ernennung wesentlich durch D'Escoto Brockmann betrieben wurde.
Miguel D'Escoto Brockmann ist Priester, wurde aber von Papst Johannes Paul II. wegen seiner politischen Aktivitäten suspendiert. Diese bestanden darin, daß er seit 1977 in Nicaragua die sozialistische Guerrilla- Truppe der Sandinisten unterstützte und, als diese an die Macht gelangt waren, elf Jahre lang das Amt ihres Außenministers ausübte.
Castro war nicht nur einer der Geldgeber, sondern auch das große Vorbild der Sandinisten. Mit dem Heiligen Fidel ehrte D'Escoto Brockmann also in der Tat einen Helden; zwar keinen Welthelden, aber doch seinen persönlichen Helden als Sandinist.
Er hätte nun allerdings nicht freie Hand für diese eigenwillige Ehrung gehabt, wenn die Vereinten Nationen nicht so wären, wie sie nun einmal sind. Wie sie inzwischen geworden sind.
In Deutschland herrscht immer noch ein naiver, ein fast unterwürfiger Glaube an die UNO. Darin mag sich eine gewisse Sehnsucht nach einer friedlichen und gerechten Weltordnung ausdrücken. Nur sind die Vereinten Nationen in keiner Weise geeignet, dergleichen herbeizuführen oder auch nur zu begünstigen.
Die UNO ist eine ständige Konferenz mit vielen angeschlossenen Organisationen, an der nahezu alle Staaten der Welt teilnehmen und auf der sie ihre Interessen vertreten. Entscheidungen werden weitgehend von starken Stimmblöcken bestimmt, vor allem dem Block der islamischen Staaten und dem Block der mehr oder weniger sozialistischen, jedenfalls antikapitalistischen Staaten.
Das sind Staaten, deren Werte nicht diejenigen des freien Westens sind.
Welthelden mögen sich nicht sein, Julius Nyerere, Evo Morales und Fidel Castro. Helden der antiwestlichen, freiheits- und demokratiefeindlichen Staaten, die heute die UNO dominieren, sind sie sehr wohl.
Nach dieser Meldung hatte die Vollversammlung der Vereinten Nationen eine Idee: Sie beschloß, drei "Welthelden" (World Heroes) zu küren, die - so der Präsident der Vollversammlung, Miguel D'Escoto Brockmann - "embody virtues and values worth emulation by all of us". Die Tugenden und Werte verkörpern, die es wert sind, daß wir alle ihnen nachstreben.
Einer der drei sollte der "Weltheld der Solidarität" sein, der zweite der "Weltheld der Mutter Erde" und der dritte der "Weltheld der sozialen Gerechtigkeit".
Wen mag die UNO ausgewählt haben? Wurde - auch Verstorbene konnten nominiert werden - vielleicht Mutter Teresa die Weltheldin der Solidarität? Und vielleicht Gandhi der Weltheld der sozialen Gerechtigkeit? Und, sagen wir, der große deutsche Umweltschützer Hermann Scheer Weltheld der Mutter Erde?
Das Dritte können wir sicherlich ausschließen, denn wäre er es geworden, dann wäre längst eine Welle des Lobs und des kollektiven Stolzes durch Deutschland gegangen.
Schwappen aber tut sie, die Welle, jetzt vermutlich durch Bolivien. Denn der Weltheld der Mutter Erde wurde Evo Morales, sozialistischer Präsident von Bolivien. Vergangenen Samstag überreichte ihm D'Escoto Brockmann die Medaille und eine Urkunde, in der Morales als "the maximum exponent and paradigm of love for Mother Earth" gewürdigt wird, als der bedeutendste Vertreter und als Vorbild für Liebe zu Mutter Erde.
Aber das ist, lieber Leser, noch gar nichts. Weltheld der sozialen Gerechtigkeit wurde der verstorbene Julius Nyerere, auch er ein Sozialist, der Tansania von 1961 bis 1985 regierte und es - so das Time Magazine 1975 - in ein "wirtschaftliches Desaster" führte.
Schon recht eindrucksvoll, nicht wahr? Aber das Beste wissen Sie immer noch nicht. Zum "Welthelden der Solidarität" wurde Fidel Castro erwählt.
Fidel Castro - Sie wissen, wer das ist? Wahrscheinlich nicht.
Er ist, so hat es uns D'Escoto Brockmann in seiner Ansprache zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit im Februar dieses Jahres erklärt, "... [m]ore than a hero, Fidel is as close to a saint as we can find in our troubled world". Fidel sei mehr als ein Held. Er komme einem Heiligen so nah, wie man es in unserer krisengeschüttelten Welt finden könne.
So ändern sich die Zeiten. Heilige, nicht wahr, das waren einst Menschen, die durch ihre Friedfertigkeit beeindruckten; die verfolgt wurden und Leiden auf sich nahmen; die Gutes taten.
Gemessen an ihnen ist er ein seltsamer Heiliger, der Heilige Fidel.
Er hat nicht Verfolgung erlitten, sondern er eröffnete seine Regierungszeit mit einer Orgie des Mordens, der Tausende, wahrscheinlich Zehntausende zum Opfer fielen.
Dieser Heilige gehörte nicht zu den Friedfertigen, sondern er war einer der größten Kriegsherren seiner Zeit. Er schickte seine Truppen in den Kongo, nach Äthiopien, nach Angola, nach Namibia. In Lateinamerika heizte er Bürgerkriege an und unterstützte sie, wie in El Salvador, auch mit eigenen Truppen. Sogar in den Yom- Kippur- Krieg schickte der Heilige ein Kontingent von 1.500 seiner Soldaten, damit sie gegen Israel kämpften.
Und daß er Gutes tat, der Heilige Fidel, wird man auch nicht sagen können.
Wie erbärmlich die Menschen im Land Castros im Jahr 2009 leben, das hat kürzlich der Politologe Günther Maihold in einer Publikation der "Stiftung Wissenschaft und Politik" zusammengetragen; siehe In Cuba wurden die Essensrationen in den Kantinen halbiert. Ein Blick auf den real existierenden Sozialismus anno 2009; ZR vom 17.8.2009.
Das freilich ist immer noch ein Leben im Paradies im Vergleich zu dem Leben, das die Gefangenen des Heiligen in den Gefängnissen Cubas führen; siehe Über die Haftbedingungen in Guantánamo; ZR vom 27.1.2007.
Wie ist es möglich, daß die Vereinten Nationen einen Mann wie Fidel Castro, einen der schlimmsten Diktatoren und Kriegstreiber des Zwanzigsten Jahrhunderts, zum "Welthelden der Solidarität" ernennen?
Unmittelbar liegt es daran, daß diese Ernennung wesentlich durch D'Escoto Brockmann betrieben wurde.
Miguel D'Escoto Brockmann ist Priester, wurde aber von Papst Johannes Paul II. wegen seiner politischen Aktivitäten suspendiert. Diese bestanden darin, daß er seit 1977 in Nicaragua die sozialistische Guerrilla- Truppe der Sandinisten unterstützte und, als diese an die Macht gelangt waren, elf Jahre lang das Amt ihres Außenministers ausübte.
Castro war nicht nur einer der Geldgeber, sondern auch das große Vorbild der Sandinisten. Mit dem Heiligen Fidel ehrte D'Escoto Brockmann also in der Tat einen Helden; zwar keinen Welthelden, aber doch seinen persönlichen Helden als Sandinist.
Er hätte nun allerdings nicht freie Hand für diese eigenwillige Ehrung gehabt, wenn die Vereinten Nationen nicht so wären, wie sie nun einmal sind. Wie sie inzwischen geworden sind.
In Deutschland herrscht immer noch ein naiver, ein fast unterwürfiger Glaube an die UNO. Darin mag sich eine gewisse Sehnsucht nach einer friedlichen und gerechten Weltordnung ausdrücken. Nur sind die Vereinten Nationen in keiner Weise geeignet, dergleichen herbeizuführen oder auch nur zu begünstigen.
Die UNO ist eine ständige Konferenz mit vielen angeschlossenen Organisationen, an der nahezu alle Staaten der Welt teilnehmen und auf der sie ihre Interessen vertreten. Entscheidungen werden weitgehend von starken Stimmblöcken bestimmt, vor allem dem Block der islamischen Staaten und dem Block der mehr oder weniger sozialistischen, jedenfalls antikapitalistischen Staaten.
Das sind Staaten, deren Werte nicht diejenigen des freien Westens sind.
Welthelden mögen sich nicht sein, Julius Nyerere, Evo Morales und Fidel Castro. Helden der antiwestlichen, freiheits- und demokratiefeindlichen Staaten, die heute die UNO dominieren, sind sie sehr wohl.
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Raum der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Vom Autor Eborutta unter GNU Free Documentation License, Version 1.2 oder später freigegeben (Ausschnitt). Mit Dank an Gorgasal. Dies ist eine zweite, u.a. um die Anmerkungen zum Heiligen Fidel erweiterte Version des Artikels unter einem neuen Titel.