17. September 2009

Zitat des Tages: Barack Obama, der Tribun des Volkes

Obama fancies himself tribune of the people, spokesman for the grass roots, harbinger of a new kind of politics from below that would upset the established lobbyist special-interest order of Washington. Yet faced with protests from a real grass-roots movement, his party and his supporters called it a mob -- misinformed, misled, irrational, angry, unhinged, bordering on racist. All this while the administration was cutting backroom deals with every manner of special interest -- from drug companies to auto unions to doctors -- in which favors worth billions were quietly and opaquely exchanged.

(Obama gibt sich als der Tribun des Volkes, als das Sprachrohr der Basis, als der Vorbote einer neuen Art Politik von unten, welche die etablierte Ordnung des Lobbyismus und der Partikularinteressen in Washington umstürzen soll. Als man sich aber Protesten einer wirklichen Basisbewegung gegenübersah, da nannten seine Partei und seine Unterstützer sie einen Mob - falsch informiert, irregeführt, irrational, wütend, einseitig, fast schon rassistisch. Und das alles, während seine Regierung in Hinterzimmern Kuhhandel mit jeder Art von Partikularinteressen trieb - von Unternehmen der Pharmaindustrie über Automobil- Gewerkschaften bis hin zu den Ärzten -, bei denen im Stillen und im Dunklen Wohltaten im Wert von Milliarden von Dollars verteilt wurden.)

Charles Krauthammer in der Washington Post über Präsident Obama.


Kommentar: Demagogen haben häufig ein bemerkenswert ambivalentes Verhältnis zum Demos; zu dem Volk, als dessen Führer sie auftreten.

Einerseits umwerben sie dieses Volk. Sie schmeicheln ihm. Nicht er selbst könne die Welt ändern, hat Obama im Wahlkampf immer wieder gesagt; nur das ganze amerikanische Volk könne das: Yes, we can!

Sie tun alles mit dem Volk und für das Volk, diese Volkstribunen. Vorgeblich. Denn in Wahrheit verachten sie das Volk.

Sie brauchen es als Adressaten ihrer Versprechungen und Verführungskünste. Sie brauchen es, das vertrauensvolle Volk, damit es sie an die Macht trägt.

Aber wehe, wenn es sich erdreistet, dieses Volk, anderer Meinung zu sein als sein Tribun: Dann wird es zum "Mob". Dann sind seine Äußerungen nur noch "Stammtischgerede".



Kaum jemals wird der Volkstribun, ist er einmal an die Macht gelangt, zum großen Staatsmann. Denn es sind ja gerade nicht die Eigenschaften eines Staatsmannes - Augenmaß, Verantwortungsbewußtsein, Charakterstärke in schwierigen Situationen -, die den Demagogen an die Spitze bringen. Sondern es ist die Kunst der Verführung; es ist das "Charisma".

Barack Obama war ein brillanter Wahlkämpfer; vielleicht der genialste Wahlkämpfer in der Geschichte der modernen USA. Er erweist sich immer mehr als einer der unfähigsten Präsidenten, die dieses Land jemals hatte. So, wie bei uns Gerhard Schröder als Wahlkämpfer unschlagbar war - und als Kanzler ein Desaster.



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