Sie werden es vielleicht in Spiegel Online oder anderswo gelesen haben: In Cuba ist es jetzt Privatpersonen erlaubt, ein Handy zu besitzen.
Zunächst ist an dieser Meldung interessant, daß der private Besitz von Handys Cubanern also bis jetzt verboten gewesen war. Was ja ein Schlaglicht auf das Wesen des Systems wirft, dessen herrschender Partei die deutsche PDS, momentan "Die Linke", in Freundschaft und Zusammenarbeit verbunden ist.
Nun habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, Meldungen in "Spiegel Online" grundsätzlich erst dann zu trauen, wenn ich sie verifiziert habe. Also habe ich nachgesehen, was in der Washington Post zu der Sache steht.
Zunächst einmal: Es stimmt, daß den Cubanern der private Besitz von Handys verboten war und daß er jetzt erlaubt wurde. Nachgerade klammheimlich wurde das bekanntgegeben, nämlich in einer unscheinbaren Meldung auf Seite 2 des kommunistischen Parteiorgans Grama.
Schon interessanter ist es, aus dem Artikel zu erfahren, was denn sonst Cubanern zu besitzen verboten war und was sie, kraft der Order Raúl Castros, jetzt besitzen dürfen:
Die einen ja ins Grübeln bringt. Gut, TV-Geräte - damit kann man in Cuba Sendungen aus den USA empfangen; also ist deren privater Erwerb natürlich verboten. Mit Videogeräten kann man subversives Material kopieren; also darf man solche gefährlichen Geräte natürlich nicht besitzen.
Aber was in aller Welt mag das Verbot von Dampfkochern und elektrischen Reiskochern motiviert haben? Ob man daraus Bomben basteln kann? Dazu würde passen, daß vermutlich auch die Alarmgeräten von Autos und elekrtische Zweiräder Bauteile enthalten, die in einer Bombe ihre Dienste leisten könnten.
Naja, nur eine Hypothese.
Auf sichererem Grund sind wir, wenn es um das Verbot des privaten Besitzes von Computern geht; eines Geräts, das wie kein anderes eine Gefahr für jedes totalitäre Regime darstellt. Da braucht man sich über die Gründe für das Verbot also nicht lange den Kopf zu zerbrechen.
Soweit einige Erläuterungen zu der Meldung über die Freigabe des Besitzes von Handys. Jetzt kommt das Wichtigere an dem Artikel in der Washington Post.
Er ist verfaßt von einem Redakteur in Washington, Manuel Roig-Franzia, sowie "a Washington Post special correspondent in Havana", einem Sonderkorrespondenten in Havanna, dessen Identität die Redaktion wohlweislich nicht enthüllt.
Offenbar von diesem ungenannten Mitarbeiter in Havanna stammt eine Information über eine Cubanerin namens Yoani Sánchez, auf deren Spur mich kürzlich ein Beitrag von Kaa in Zettels kleinem Zimmer gebracht hat. Ich hatte mir vorgenommen, bei Gelegenheit etwas über sie zu schreiben.
Diese Information besagt, daß "Cuba's best-known blogger, Yoani Sánchez, alleged this week that the government blocked access to her blog, which is written in Havana and posted to a Web site registered outside Cuba". Die bekannteste Bloggerin Cubas, Yoani Sánchez, habe behauptet, daß die Regierung den Zugang zu ihrem Blog gesperrt habe.
Auf Yoani Sánchez bin ich, wie gesagt, durch den erwähnten Hinweis aufmerksam geworden. Ich habe damals ein wenig recherchiert und Erstaunliches gefunden:
Yoani Sánchez heißt nicht nur wirklich so. Sie lebt nicht nur wirklich in Havanna. Sondern sie geht sogar so weit, ihren Lebenslauf, komplett mit Faksimile ihres Personalausweises, ins Netz zu stellen.
Ihr Blog trägt den ironischen Titel Generación Y, was zum einen natürlich eine Anspielung auf die "Generation X" ist, zum anderen aber auf den Vornamen der Autorin verweist. Sie rechnet sich zu
Erstaunliche Beiträge. Erstaunlich offene, mutige Beiträge. Und Beiträge, hinter denen - wie könnte es anders sein - ein Netzwerk steht. Überwiegend sind es Studierende der Informatik, die durch dieses Studium das Privileg eines Zugang zum Internet haben.
Ihr Internet- Publikationsorgan heißt Consenso (Konsens); dort findet man die einzelnen Blogs verlinkt. Besonders hinweisen möchte ich auf den Blog Desde aquí ("Von hier") von Reinaldo Escobar, dem Ehemann von Yoani Sánchez.
Was hat es nun mit der Sperrung von Generación Y auf sich? Am 26. März, also am vergangenen Mittwoch, schrieb Sánchez dazu einen erläuternden Artikel. Danach wurde sie am Donnerstag vergangener Woche von einer Freundin darauf aufmerksam gemacht, daß ihr Blog nicht mehr aufgerufen werden konnte. Sie hat das dann nachgeprüft und festgestellt, daß etliche andere "gefährliche" WebSites betroffen waren. Der Filter scheint nicht ganz perfekt zu funktionieren. Manchmal ist die Startseite kurzzeitig noch zu erreichen, die weiteren Seiten aber nicht.
Yoani Sánchez schließt den Artikel mit einem ironischen Gruß an die mitlesenden Geheimdienst-Leute. Sie würde es begrüßen, wenn diese sich zur Ruhe begäben und aufhörten, den Surfern auf den Leib zu rücken. "No es que vayamos a tocar una sinfonía para ellos, pero quién sabe si llegamos a hilvanar algunos acordes." Nicht, daß wir ihnen dann eine Sinfonie spielten, aber wer weiß, vielleicht käme es dazu, daß wir ein paar Akkorde aneinanderreihen würden.
Zunächst ist an dieser Meldung interessant, daß der private Besitz von Handys Cubanern also bis jetzt verboten gewesen war. Was ja ein Schlaglicht auf das Wesen des Systems wirft, dessen herrschender Partei die deutsche PDS, momentan "Die Linke", in Freundschaft und Zusammenarbeit verbunden ist.
Nun habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, Meldungen in "Spiegel Online" grundsätzlich erst dann zu trauen, wenn ich sie verifiziert habe. Also habe ich nachgesehen, was in der Washington Post zu der Sache steht.
Zunächst einmal: Es stimmt, daß den Cubanern der private Besitz von Handys verboten war und daß er jetzt erlaubt wurde. Nachgerade klammheimlich wurde das bekanntgegeben, nämlich in einer unscheinbaren Meldung auf Seite 2 des kommunistischen Parteiorgans Grama.
Schon interessanter ist es, aus dem Artikel zu erfahren, was denn sonst Cubanern zu besitzen verboten war und was sie, kraft der Order Raúl Castros, jetzt besitzen dürfen:
... computers, video players, all sizes of televisions, pressure cookers, electric rice cookers, electric bicycles and car alarms.Eine illustre Liste, nicht wahr?
... Computer, Videoplayer, TV-Geräte aller Größen, Dampfkocher, elektrische Reiskocher, elektrische Zweiräder und Alarmanlagen in Autos.
Die einen ja ins Grübeln bringt. Gut, TV-Geräte - damit kann man in Cuba Sendungen aus den USA empfangen; also ist deren privater Erwerb natürlich verboten. Mit Videogeräten kann man subversives Material kopieren; also darf man solche gefährlichen Geräte natürlich nicht besitzen.
Aber was in aller Welt mag das Verbot von Dampfkochern und elektrischen Reiskochern motiviert haben? Ob man daraus Bomben basteln kann? Dazu würde passen, daß vermutlich auch die Alarmgeräten von Autos und elekrtische Zweiräder Bauteile enthalten, die in einer Bombe ihre Dienste leisten könnten.
Naja, nur eine Hypothese.
Auf sichererem Grund sind wir, wenn es um das Verbot des privaten Besitzes von Computern geht; eines Geräts, das wie kein anderes eine Gefahr für jedes totalitäre Regime darstellt. Da braucht man sich über die Gründe für das Verbot also nicht lange den Kopf zu zerbrechen.
Soweit einige Erläuterungen zu der Meldung über die Freigabe des Besitzes von Handys. Jetzt kommt das Wichtigere an dem Artikel in der Washington Post.
Er ist verfaßt von einem Redakteur in Washington, Manuel Roig-Franzia, sowie "a Washington Post special correspondent in Havana", einem Sonderkorrespondenten in Havanna, dessen Identität die Redaktion wohlweislich nicht enthüllt.
Offenbar von diesem ungenannten Mitarbeiter in Havanna stammt eine Information über eine Cubanerin namens Yoani Sánchez, auf deren Spur mich kürzlich ein Beitrag von Kaa in Zettels kleinem Zimmer gebracht hat. Ich hatte mir vorgenommen, bei Gelegenheit etwas über sie zu schreiben.
Diese Information besagt, daß "Cuba's best-known blogger, Yoani Sánchez, alleged this week that the government blocked access to her blog, which is written in Havana and posted to a Web site registered outside Cuba". Die bekannteste Bloggerin Cubas, Yoani Sánchez, habe behauptet, daß die Regierung den Zugang zu ihrem Blog gesperrt habe.
Auf Yoani Sánchez bin ich, wie gesagt, durch den erwähnten Hinweis aufmerksam geworden. Ich habe damals ein wenig recherchiert und Erstaunliches gefunden:
Yoani Sánchez heißt nicht nur wirklich so. Sie lebt nicht nur wirklich in Havanna. Sondern sie geht sogar so weit, ihren Lebenslauf, komplett mit Faksimile ihres Personalausweises, ins Netz zu stellen.
Ihr Blog trägt den ironischen Titel Generación Y, was zum einen natürlich eine Anspielung auf die "Generation X" ist, zum anderen aber auf den Vornamen der Autorin verweist. Sie rechnet sich zu
... gente como yo, con nombres que comienzan o contienen una "y griega". Nacidos en la Cuba de los años 70s y los 80s, marcados por las escuelas al campo, los muñequitos rusos, las salidas ilegales y la frustraciónDer Blog wird offensichtlich mit Unterstützung aus Deutschland publiziert. Der Server befindet sich, so steht es in einem Bericht der New York Times vom 6. März dieses Jahres, in Deutschland. Und ein Teil der Beiträge ist auch auf deutsch zu lesen.
... Menschen wie ich, mit Vornamen, die mit einem Ypsilon anfangen oder es enthalten. Geboren im Cuba der 70er und 80er Jahre, geprägt von den Schulen im Freien, den russischen Männeken, den illegalen Ausreisen und der Frustration
Erstaunliche Beiträge. Erstaunlich offene, mutige Beiträge. Und Beiträge, hinter denen - wie könnte es anders sein - ein Netzwerk steht. Überwiegend sind es Studierende der Informatik, die durch dieses Studium das Privileg eines Zugang zum Internet haben.
Ihr Internet- Publikationsorgan heißt Consenso (Konsens); dort findet man die einzelnen Blogs verlinkt. Besonders hinweisen möchte ich auf den Blog Desde aquí ("Von hier") von Reinaldo Escobar, dem Ehemann von Yoani Sánchez.
Was hat es nun mit der Sperrung von Generación Y auf sich? Am 26. März, also am vergangenen Mittwoch, schrieb Sánchez dazu einen erläuternden Artikel. Danach wurde sie am Donnerstag vergangener Woche von einer Freundin darauf aufmerksam gemacht, daß ihr Blog nicht mehr aufgerufen werden konnte. Sie hat das dann nachgeprüft und festgestellt, daß etliche andere "gefährliche" WebSites betroffen waren. Der Filter scheint nicht ganz perfekt zu funktionieren. Manchmal ist die Startseite kurzzeitig noch zu erreichen, die weiteren Seiten aber nicht.
Yoani Sánchez schließt den Artikel mit einem ironischen Gruß an die mitlesenden Geheimdienst-Leute. Sie würde es begrüßen, wenn diese sich zur Ruhe begäben und aufhörten, den Surfern auf den Leib zu rücken. "No es que vayamos a tocar una sinfonía para ellos, pero quién sabe si llegamos a hilvanar algunos acordes." Nicht, daß wir ihnen dann eine Sinfonie spielten, aber wer weiß, vielleicht käme es dazu, daß wir ein paar Akkorde aneinanderreihen würden.
Mit Dank an Frankfurter. Für Kommentare und Diskussionen zu diesem Beitrag ist in "Zettels kleinem Zimmer" ein Thread eingerichtet. Wie man sich dort registriert, ist hier zu lesen. Registrierte Teilnehmer können Beiträge schreiben, die sofort automatisch freigeschaltet werden.