28. März 2008

Zitat des Tages: "Ich bin ein Mensch, dem jedes Fühlen fehlt"

[Je suis] un être mauvais et dénué de tout sentiment humain.

([Ich bin] jemand, der böse ist und dem jedes menschliche Fühlen fehlt).

Der geständige Massenmörder Michel Fourniret in einem Schriftstück, das er zu Beginn seines Prozesses dem Gericht überreichen ließ.

Kommentar: Von anderen geäußert - etwa von einem Ankläger - wäre das ein vernichtendes Urteil über einen Menschen. Als Selbstbeschreibung des Mörders kann man es auch als so etwas wie ein Entschuldigen seiner Taten verstehen.

Und auch als eine leidenschaftslose Selbstwahrnehmung. In diesem emotionslosen, sozusagen achselzuckenden Blick auf sich selbst, in der Art, wie Fourniret das formuliert, könnte sich eben jener Mangel an menschlichem Fühlen ausdrücken, den er formuliert.

Anläßlich eines Interviews mit dem Philosophen John Searle in der FAZ habe ich mich hier kürzlich mit dem Problem der Willensfreiheit befaßt. Bei der Diskussion dieses Problems geht es aus meiner Sicht zentral um die Frage der Verantwortlichkeit.

In einem Fall wie dem von Fourniret darum, welche Konsequenzen zu ziehen sind, wenn man der Auffassung ist, daß die Handlungen eines Menschen vollständig durch die ihnen vorausgehenden Prozesse im Gehirn determiniert sind.

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