Im Transatlantik-Forum weist Michael Kreutz sehr zu Recht auf die Aktualität der Überlegungen von Gunnar Heinsohn für die gegenwärtigen Ereignisse im Gaza- Streifen hin.
Aktuell sind sie, diese Überlegungen zum youth bulge, die besagen: Militanz junger Männer entsteht dort, wo viele von ihnen eine schlechte Lebensperspektive haben. Und das gilt in einer kopfstarken Generation für die zweiten, dritten usw. Söhne einer Familie.
Also "wählen sie den Soldatenberuf", wie man früher gesagt hätte. Sie schließen sich einer Terrorgruppe an, gehen in eine Miliz, die sie versorgt, in der sie Ansehen und Selbstbestätigung finden.
Das ist eine jener Überlegungen, denen eigentlich niemand widersprechen kann.
So einleuchtend, wie daß religiöse Gewalt in religiösen Gegenden wahrscheinlicher ist als in Gegenden, in denen die Religion kaum eine Rolle spielt.
So einleuchtend, wie daß Revolutionen dort wahrscheinlicher sind, wo es starke Klassenunterschiede gibt.
Diese letztere, marxistische Vermutung ist ja gewiß nicht falsch. Sie ist nicht falsch, solange man sie so versteht, daß das ein Faktor ist, der - zusammen mit vielen anderen - eine Rolle spielen kann.
So meinen es die Marxisten natürlich nicht. Sondern der Satz "Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen" ist für sie der Schlüssel zum Verständnis der Weltgeschichte.
Mit anderen Worten, ein komplexes Wirkungsgeflecht von Variablen wird auf die Wirksamkeit eines einzigen Faktors reduziert.
Ebenso scheint es mir mit der von Heinsohn vertretenen These zu sein. (Erdacht hat er sie nicht; sondern er nennt Autoren wie Huntington als die Urheber; das "angelsächsische Denken", das "relativ unbekümmert zum demografischen Argument" greife).
Daß ein Bevölkerungs- Überschuß in der jungen Generation die Gefahr von Militanz in sich birgt, ist sicherlich plausibel, und Heinsohn hat dafür viele historische Beispiele zusammengetragen. Aber nicht belegt scheint mir zu sein, daß das der Hauptfaktor oder gar der einzige Faktor ist.
Eine Bevölkerungs- Struktur ähnlich der in den arabischen Ländern gibt es in vielen Ländern der Welt, in denen keine Bürgkriegs- Armeen am Werk sind. (Hier ist z.B. die Bevölkerungspyramide von Brasilien). Sie sind nicht islamisch, und sie sind nicht so arm wie die meisten arabischen Länder.
Plausibel erscheint mir, daß mindestens diese drei Faktoren zusammenkommen müssen, damit es zu diesem Ausmaß an Militanz kommt, wie es jetzt in Gaza zu sehen ist: Die demographische Struktur, ein sozialistisches oder sonstwie rückständiges Gesellschaftssystem, und eine traditionell militante Religion.
Aktuell sind sie, diese Überlegungen zum youth bulge, die besagen: Militanz junger Männer entsteht dort, wo viele von ihnen eine schlechte Lebensperspektive haben. Und das gilt in einer kopfstarken Generation für die zweiten, dritten usw. Söhne einer Familie.
Also "wählen sie den Soldatenberuf", wie man früher gesagt hätte. Sie schließen sich einer Terrorgruppe an, gehen in eine Miliz, die sie versorgt, in der sie Ansehen und Selbstbestätigung finden.
Das ist eine jener Überlegungen, denen eigentlich niemand widersprechen kann.
So einleuchtend, wie daß religiöse Gewalt in religiösen Gegenden wahrscheinlicher ist als in Gegenden, in denen die Religion kaum eine Rolle spielt.
So einleuchtend, wie daß Revolutionen dort wahrscheinlicher sind, wo es starke Klassenunterschiede gibt.
Diese letztere, marxistische Vermutung ist ja gewiß nicht falsch. Sie ist nicht falsch, solange man sie so versteht, daß das ein Faktor ist, der - zusammen mit vielen anderen - eine Rolle spielen kann.
So meinen es die Marxisten natürlich nicht. Sondern der Satz "Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen" ist für sie der Schlüssel zum Verständnis der Weltgeschichte.
Mit anderen Worten, ein komplexes Wirkungsgeflecht von Variablen wird auf die Wirksamkeit eines einzigen Faktors reduziert.
Ebenso scheint es mir mit der von Heinsohn vertretenen These zu sein. (Erdacht hat er sie nicht; sondern er nennt Autoren wie Huntington als die Urheber; das "angelsächsische Denken", das "relativ unbekümmert zum demografischen Argument" greife).
Daß ein Bevölkerungs- Überschuß in der jungen Generation die Gefahr von Militanz in sich birgt, ist sicherlich plausibel, und Heinsohn hat dafür viele historische Beispiele zusammengetragen. Aber nicht belegt scheint mir zu sein, daß das der Hauptfaktor oder gar der einzige Faktor ist.
Eine Bevölkerungs- Struktur ähnlich der in den arabischen Ländern gibt es in vielen Ländern der Welt, in denen keine Bürgkriegs- Armeen am Werk sind. (Hier ist z.B. die Bevölkerungspyramide von Brasilien). Sie sind nicht islamisch, und sie sind nicht so arm wie die meisten arabischen Länder.
Plausibel erscheint mir, daß mindestens diese drei Faktoren zusammenkommen müssen, damit es zu diesem Ausmaß an Militanz kommt, wie es jetzt in Gaza zu sehen ist: Die demographische Struktur, ein sozialistisches oder sonstwie rückständiges Gesellschaftssystem, und eine traditionell militante Religion.
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