24. Juni 2007

Marginalie: Das Foto des Tages ...

... habe ich hier in der "New York Times" gefunden.

Es zeigt einen Menschen, der, von einem Polizisten am Kragen festgehalten, durch eine Straße getrieben wird und der dabei aus einem Gefäß trinken - jedenfalls so tun - muß, das der Aufsammlung von Fäkalien dient.

Dieser Mann muß das tun, weil er "un-islamisch gekleidet" erwischt wurde.

Der Ort der Handlung ist der Iran. Das Land, in dem gerade eine Frau und ein Mann zur Steinigung verurteilt wurden, weil sie Ehebruch begangen haben sollen.

Das Bemerkenswerte an diesem speziellen Urteil war nicht, daß Menschen in diesem Hort der Frömmigkeit, dem Iran, gesteinigt werden sollten. Das geschieht ständig; es ist Routine.

Sondern das Bemerkenswerte war, daß das nicht nur öffentlich stattfinden sollte, sondern daß die Bewohner des betreffenden Orts mit Namen Ghazvin auch noch eingeladen waren, sich an der Hinrichtung handgreiflich zu beteiligen.

Steine auf den Kopf eines eingegrabenen Menschen werfen, bis er unter Qualen tot ist - das wird man doch von normalen, frommen Bürgern verlangen können, nicht wahr?

Dummerweise wurde dieser geplante Akt der Frömmigkeit bekannt, bevor er vollzogen war. Die Hinrichtung ist im Augenblick ausgesetzt.



Ich bin gespannt auf die weltweiten Proteste derer, die sich empörten, als angeblich (es erwies sich als falsch) im US-Lager Guantánamo ein Koran die Toilette hinuntergespült worden sein sollte. Nicht nur der Moslems, sondern auch der liberalen Journalisten, die das verabscheuenswürdig fanden.

Ich bin gespannt auf die Proteste von denjenigen in Deutschland, die sich so intensiv für die Menschenrechte beispielsweise von Murat Kurnaz und von Khaled el Masri einsetzen.

Nachtrag: Der Artikel in der NYT wurde inzwischen verändert. Siehe dazu diesen Kommentar von Thomas Pauli.

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