Die Linke hat gesiegt, auf der ganzen Linie. Sie ist zum juste milieu geworden. Wenn man nach einer Definition sucht, was links sein bedeutet, lässt sich auf ein beeindruckendes Theoriegebäude zurückgreifen. Links ist eine Weltanschauung, auch eine Welterklärung, wie alles zusammenhängt - aber zunächst ist es vor allem ein Gefühl. Wer links ist, lebt in dem schönen Bewußtsein, im Recht zu sein, ja einfach immer recht zu haben. Linke müssen sich in Deutschland für ihre Ansichten nicht wirklich rechtfertigen.
Jan Fleischhauer, Redakteur des gedruckten "Spiegel", im Vorwort zu seinem am 11. Mai erscheinenden Buch "Unter Linken. Von einem, der aus Versehen konservativ wurde"; der aktuelle "Spiegel" bringt (19/2009, S. 152) einen Auszug.
Kommentar: Als ich während des US-Wahlkampfs im vergangenen Jahr in einem Artikel zu der Art, wie man sich auf der Linken herablassend zu Sarah Palin äußerte, auf das Phänomen linker Arroganz aufmerksam machte, hat das bei linken Bloggerkollegen zu heftigen Reaktionen geführt.
Denn seltsam - Linke halten sich zwar für die einzigen Guten, für die Einzigen mit politischem Durchblick. Aber wenn man sie darauf aufmerksam macht, daß das doch recht arrogant ist; daß doch möglicherweise auch Konservative und Neoliberale nicht ganz böse und auch nicht ganz dumm sein könnten - dann stößt man auf Unverständnis.
Nirgends zeigt sich die linke Arroganz deutlicher als in der ehrlichen Empörtheit über den Vorwurf, man sei arrogant, nur weil man auf Andersdenkende herabblickt. Man blickt doch nur deshalb auf sie herab, weil man nun einmal gut ist und Durchblick hat; während die anderen eben dumm und/oder bösartig sind. Das ist doch, nicht wahr, nicht arrogant; sondern es liegt daran, wie die Dinge nun einmal sind.
Denken die meisten Linken; die Allermeisten, nach meiner Erfahrung.
Das Phänomen, das Jan Fleischhauer - er beschreibt das in dem zitierten Text - im Elternhaus kennenlernte, habe ich im universitären Berufsleben erfahren: Es gibt zu nahezu allem auf dieser weiten Welt eine vorgestanzte linke Meinung, die man zu teilen hat, wenn man als ein netter, normaler, vernünftiger Mensch gelten will.
Vom Weltklima über die Globalisierung bis hin zur Meinung über Josef Ackermann (gierig), Andrea Ypsilanti (wollte das Richtige, wurde aber hintergangen) und Papst Benedikt (ist halt doch reaktionär) gibt es kein Thema, zu dem nicht eine sozusagen offiziöse stillschweigende Sprachregelung existiert.
Auf Parties oder am Tresen, seltener auch bei Gesprächen am Arbeitsplatz, versichert man sich gegenseitig die Richtigkeit dieser Meinungen. Das schafft eine Atmosphäre wohligen Einverständnisses. Sich abweichend zu äußern, wäre peinlich - so, als würde jemand, sagen wir, im Karnevalskostüm an einem Trauergottesdienst teilnehmen; oder im Tschador ein Nudistencamp aufsuchen.
Kommt Ihnen das nicht bekannt vor? Ja, genau. Es ist das, was man früher Spießertum nannte, noch früher Philistertum - diese kleinbürgerliche Neigung, Konflikten aus dem Weg zu gehen, sich unanstößig und angepaßt zu verhalten, sich der jeweils herrschenden Meinung unterzuordnen. Konformismus, wenn man es hochtrabend benennen möchte.
Der klassische Kleinbürger - der in Filzpantoffeln, in der Strickjacke, mit diffus rechten Ansichten, also Ekel Alfred - ist schon lange Vergangenheit. Der heutige Kleinbürger ist so, wie Fleischhauer (man kann übrigens auch einen Blog von ihm lesen) die Linken beschreibt:
Jan Fleischhauer, Redakteur des gedruckten "Spiegel", im Vorwort zu seinem am 11. Mai erscheinenden Buch "Unter Linken. Von einem, der aus Versehen konservativ wurde"; der aktuelle "Spiegel" bringt (19/2009, S. 152) einen Auszug.
Kommentar: Als ich während des US-Wahlkampfs im vergangenen Jahr in einem Artikel zu der Art, wie man sich auf der Linken herablassend zu Sarah Palin äußerte, auf das Phänomen linker Arroganz aufmerksam machte, hat das bei linken Bloggerkollegen zu heftigen Reaktionen geführt.
Denn seltsam - Linke halten sich zwar für die einzigen Guten, für die Einzigen mit politischem Durchblick. Aber wenn man sie darauf aufmerksam macht, daß das doch recht arrogant ist; daß doch möglicherweise auch Konservative und Neoliberale nicht ganz böse und auch nicht ganz dumm sein könnten - dann stößt man auf Unverständnis.
Nirgends zeigt sich die linke Arroganz deutlicher als in der ehrlichen Empörtheit über den Vorwurf, man sei arrogant, nur weil man auf Andersdenkende herabblickt. Man blickt doch nur deshalb auf sie herab, weil man nun einmal gut ist und Durchblick hat; während die anderen eben dumm und/oder bösartig sind. Das ist doch, nicht wahr, nicht arrogant; sondern es liegt daran, wie die Dinge nun einmal sind.
Denken die meisten Linken; die Allermeisten, nach meiner Erfahrung.
Das Phänomen, das Jan Fleischhauer - er beschreibt das in dem zitierten Text - im Elternhaus kennenlernte, habe ich im universitären Berufsleben erfahren: Es gibt zu nahezu allem auf dieser weiten Welt eine vorgestanzte linke Meinung, die man zu teilen hat, wenn man als ein netter, normaler, vernünftiger Mensch gelten will.
Vom Weltklima über die Globalisierung bis hin zur Meinung über Josef Ackermann (gierig), Andrea Ypsilanti (wollte das Richtige, wurde aber hintergangen) und Papst Benedikt (ist halt doch reaktionär) gibt es kein Thema, zu dem nicht eine sozusagen offiziöse stillschweigende Sprachregelung existiert.
Auf Parties oder am Tresen, seltener auch bei Gesprächen am Arbeitsplatz, versichert man sich gegenseitig die Richtigkeit dieser Meinungen. Das schafft eine Atmosphäre wohligen Einverständnisses. Sich abweichend zu äußern, wäre peinlich - so, als würde jemand, sagen wir, im Karnevalskostüm an einem Trauergottesdienst teilnehmen; oder im Tschador ein Nudistencamp aufsuchen.
Kommt Ihnen das nicht bekannt vor? Ja, genau. Es ist das, was man früher Spießertum nannte, noch früher Philistertum - diese kleinbürgerliche Neigung, Konflikten aus dem Weg zu gehen, sich unanstößig und angepaßt zu verhalten, sich der jeweils herrschenden Meinung unterzuordnen. Konformismus, wenn man es hochtrabend benennen möchte.
Der klassische Kleinbürger - der in Filzpantoffeln, in der Strickjacke, mit diffus rechten Ansichten, also Ekel Alfred - ist schon lange Vergangenheit. Der heutige Kleinbürger ist so, wie Fleischhauer (man kann übrigens auch einen Blog von ihm lesen) die Linken beschreibt:
Man schwärmt für Obama, fürchtet sich vor dem Klimawandel und dem Überwachungsstaat, achtet auf biologisch einwandfreie Ernährung und liest die Meinungsspalte der "Süddeutschen", das Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und, mit einer gewissen zur Schau gestellten Verachtung, den Politikteil des SPIEGEL. Die Kinder gehen auf ausgesuchte Schulen, auch wenn man grundsätzlich für die Gemeinschaftsschule ist, das Wochenende verbringt man gerne bei Freunden auf dem Land, die dort seit Jahren eine Naturstein- Kate renovieren, natürlich denkmalschutzgerecht, und beim Italiener erfolgt die Bestellung grundsätzlich in der Landessprache des Wirts, egal wie gut oder schlecht man Italienisch spricht.Hübsch gezeichnet hat ihn da Jan Fleischhauer, den heutigen Kleinbürger. Und statt Filzpantoffeln und Strickjacke trägt er Jeans und den Kaschmirpullover, locker um die Schultern gelegt.
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