Im "Zeit-Magazin" gibt es eine Rubrik, über die ich kürzlich ein "Kurioses, kurz kommentiert" geschrieben habe: die "Deutschlandkarte". Jede Woche wird Deutschland sozusagen aus einem anderen Blickwinkel kartiert - wo es zum Beispiel wieviele Schützenvereine gibt, wieviele Fahrräder oder (das war damals mein Thema) wieviele Wohnungseinbrüche.
Diese Woche zeigt die Karte, wo die Träger eines der renommiertesten deutschen Journalisten - Preise herkommen; des Egon- Erwin- Kisch- Preises, benannt nach dem "rasenden Reporter", der wie kein anderer die Reportage als journalistisches Genre geprägt hat.
Als ich die Namen der Preisträger durchzugehen begann, fiel mir etwas auf; und je länger ich las, umso größer wurde mein Erstaunen: Viele dieser Namen kannte ich als die von "Spiegel"- Redakteuren.
Von Norden nach Süden: Rolf Kunkel (Bremen), Cordt Schnibben (Bremen), Kai Hermann (Hamburg), Jürgen Leinemann (Burgdorf), Hans Halter (Berlin), Dirk Kurbjuweit (Berlin), Hans-Joachim Noack (Berlin), Alexander Osang (Berlin), Gerd Kröncke (Hannover), Klaus Brinkbäumer (Münster), Matthias Mattusek (Oberhausen), Jürgen Neffe (Herne), Gerd Rosenkranz (Meinerzhagen), Matthias Geyer (Aachen), Hartmut Palmer (Bonn), Wilhelm Bittorf (Hildburghausen), Ullrich Fichtner (Hof), Marie-Luise Scherer (Saarbrücken), Barbara Supp (Stuttgart), Alexander Smoltczyk (Böblingen), Peter Brügge (eigentlich Ernst Hess) (München), Renate Flottau (München), Thomas Hüetlin (München), Horand Knaup (Lörrach); dazu der im Ausland geborene Carlos Widmann (Buenos Aires).
Das sind 25 Preisträger; über ein Drittel aller, die diesen Preis erhalten haben. Kein anderes Presseorgan ist auch nur annähernd so kopfstark vertreten.
Wie kommt's? Zunächst muß gesagt werden, daß nicht alle diese Journalisten den Preis für eine Arbeit erhielten, die im "Spiegel" erschien (Auflistung siehe hier). Als Publikationsort liegt der "Spiegel" nur knapp an der Spitze der Preisträger.
Erste Möglichkeit also: Der "Spiegel" holt sich die Edelfedern von den anderen Zeitungen und Zeitschriften; ähnlich, wie sich Bayern München die besten Kicker holt. Wer den Egon- Erwin- Kisch- Preis zuerkannt bekommen hat oder wer das Potential dazu zeigt, der gerät ins Visier der Headhunter vom "Spiegel".
Zweite Möglichkeit: In mehr als sechzig Jahren hat der "Spiegel" das geprägt, was als guter Reportage- Journalismus gilt: Faktengenau und faktenreich, flott geschrieben, mit menschlichem Bezug und dramaturgisch gut aufgebaut, in einer bilderreichen, gern originellen, aber schnörkellosen Sprache. Hans Detlev Becker, jahrzehntelang der eigentliche Macher des "Spiegel" im Schatten Augsteins, hatte es im Jahr 1949 in einer Anleitung aufgeschrieben, die man später das "Spiegel-Statut" getauft hat.
Und drittens muß man wohl die Gruppe von Faktoren ins Kalkül ziehen, die man unter die Überschrift "Die Geheimnisse von Jury- Entscheidungen" stellen kann. Wie ein Grüppchen vielbeschäftigter Menschen (beim Egon- Erwin- Kisch- Preis sind es ungefähr ein halbes Dutzend) es fertigbringt, alle Reportagen zu sichten, die innerhalb eines Jahres in den deutschen Medien erscheinen, und dann zielsicher und mehr oder weniger einvernehmlich die "beste" herauszupicken - das ist ein Vorgang, für dessen Verständnis man vermutlich auf die Theorie chaotischer Systeme zurückgreifen müßte.
Wobei der "Spiegel" dann so etwas wie ein Attractor wäre.
Diese Woche zeigt die Karte, wo die Träger eines der renommiertesten deutschen Journalisten - Preise herkommen; des Egon- Erwin- Kisch- Preises, benannt nach dem "rasenden Reporter", der wie kein anderer die Reportage als journalistisches Genre geprägt hat.
Als ich die Namen der Preisträger durchzugehen begann, fiel mir etwas auf; und je länger ich las, umso größer wurde mein Erstaunen: Viele dieser Namen kannte ich als die von "Spiegel"- Redakteuren.
Von Norden nach Süden: Rolf Kunkel (Bremen), Cordt Schnibben (Bremen), Kai Hermann (Hamburg), Jürgen Leinemann (Burgdorf), Hans Halter (Berlin), Dirk Kurbjuweit (Berlin), Hans-Joachim Noack (Berlin), Alexander Osang (Berlin), Gerd Kröncke (Hannover), Klaus Brinkbäumer (Münster), Matthias Mattusek (Oberhausen), Jürgen Neffe (Herne), Gerd Rosenkranz (Meinerzhagen), Matthias Geyer (Aachen), Hartmut Palmer (Bonn), Wilhelm Bittorf (Hildburghausen), Ullrich Fichtner (Hof), Marie-Luise Scherer (Saarbrücken), Barbara Supp (Stuttgart), Alexander Smoltczyk (Böblingen), Peter Brügge (eigentlich Ernst Hess) (München), Renate Flottau (München), Thomas Hüetlin (München), Horand Knaup (Lörrach); dazu der im Ausland geborene Carlos Widmann (Buenos Aires).
Das sind 25 Preisträger; über ein Drittel aller, die diesen Preis erhalten haben. Kein anderes Presseorgan ist auch nur annähernd so kopfstark vertreten.
Wie kommt's? Zunächst muß gesagt werden, daß nicht alle diese Journalisten den Preis für eine Arbeit erhielten, die im "Spiegel" erschien (Auflistung siehe hier). Als Publikationsort liegt der "Spiegel" nur knapp an der Spitze der Preisträger.
Erste Möglichkeit also: Der "Spiegel" holt sich die Edelfedern von den anderen Zeitungen und Zeitschriften; ähnlich, wie sich Bayern München die besten Kicker holt. Wer den Egon- Erwin- Kisch- Preis zuerkannt bekommen hat oder wer das Potential dazu zeigt, der gerät ins Visier der Headhunter vom "Spiegel".
Zweite Möglichkeit: In mehr als sechzig Jahren hat der "Spiegel" das geprägt, was als guter Reportage- Journalismus gilt: Faktengenau und faktenreich, flott geschrieben, mit menschlichem Bezug und dramaturgisch gut aufgebaut, in einer bilderreichen, gern originellen, aber schnörkellosen Sprache. Hans Detlev Becker, jahrzehntelang der eigentliche Macher des "Spiegel" im Schatten Augsteins, hatte es im Jahr 1949 in einer Anleitung aufgeschrieben, die man später das "Spiegel-Statut" getauft hat.
Und drittens muß man wohl die Gruppe von Faktoren ins Kalkül ziehen, die man unter die Überschrift "Die Geheimnisse von Jury- Entscheidungen" stellen kann. Wie ein Grüppchen vielbeschäftigter Menschen (beim Egon- Erwin- Kisch- Preis sind es ungefähr ein halbes Dutzend) es fertigbringt, alle Reportagen zu sichten, die innerhalb eines Jahres in den deutschen Medien erscheinen, und dann zielsicher und mehr oder weniger einvernehmlich die "beste" herauszupicken - das ist ein Vorgang, für dessen Verständnis man vermutlich auf die Theorie chaotischer Systeme zurückgreifen müßte.
Wobei der "Spiegel" dann so etwas wie ein Attractor wäre.
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