12. Mai 2009

Kurioses, kurz kommentiert: Linke Humorlosigkeit. Das Kabarett als moralische Anstalt. Noch einmal Jan Fleischhauer

Das Essen ist furchtbar hier, und die Portionen sind zu klein.

Ein Spruch von Woody Allen, mitgeteilt von Jan Fleischhauer in einem hübschen Artikel in "Spiegel- Online". Titel: "Warum Linke keinen Humor haben".

Kommentar: Diesen Spruch Allens hatte ich noch nicht gekannt. "Kann man ein Grundproblem menschlicher Existenz besser auf den Punkt bringen?" fragt dazu Jan Fleischhauer. Und damit ist ihm, offenbar einem Mann mit Humor, ein guter Witz gelungen; ein Metawitz sozusagen.

Fleischhauer schreibt Lustiges und Lesenswertes über die seltsame Unfähigkeit von Linken zu dieser Art von absurdem Humor. Er zitiert dazu den Schriftsteller Martin Mosebach:
Folgt man Mosebachs Beobachtung der deutschen Humorlandschaft, dann ist der Grund dafür, dass die Linke, wenn sie sich treu bleiben wolle, nicht wirklich komisch sein könne, ihre Zielgerichtetheit. "Die Linke schreckt zurück vor dem Abgrund der Absurdität", glaubt er. Wenn der Linke eine Humorbombe zünde, habe der Humor-TÜV zuvor sicher gestellt, dass sie garantiert nur in eine Richtung explodiere.
So ist es. Wer sich an das "literarische Kabarett" erinnert, das bereits die Adenauer- Republik begleitet hat, an "Kom(m)ödchen", "Stachelschweine" und "Lach- und Schießgesellschaft", an Dietrich Kittner und Dieter Hildebrandt, der weiß, was Mosebach meint.

Allerdings gab es seit den sechziger Jahren auch so etwas wie alternativen, also freien, von Politik unbelasteten Humor. Fleischhauer erwähnt die "Neue Frankfurter Schule", deren Protagonisten sicherlich in ihrer Mehrheit nicht politisch rechts standen. Sie erlaubten sich nur, einfach witzig zu sein, ohne Botschaft und garantiert ohne Tiefsinn. Ihrem Organ "Pardon" habe ich, als es endgültig eingestellt wurde, eine kleine Erinnerung gewidmet; und ihrem großen Häuptling, dem genialen Robert Gernhardt (der freilich viel mehr war als nur ein Humorist) einen Nachruf.



Erst vor gut einer Woche habe ich hier auf Jan Fleischhauer aufmerksam gemacht. Auch der jetzige Artikel ist wieder ein Auszug aus seinem Buch "Unter Linken", dessen Erscheinen für gestern angekündigt war. Ich bin gespannt auf dieses Buch; ich bin auch gespannt darauf, wie die Karriere von Fleischhauer weitergeht, nachdem er sich so freimütig als Konservativer zu erkennen gegeben hat.



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