Am Lachen habe ich ein ernsthaftes Interesse.
Was bringt uns Menschen dazu, in bestimmten Situationen dieses seltsame Verhalten zu zeigen, das von kaum wahrnehmbarem Schmunzeln bis zu jenem schenkelklopfenden Gedröhne reicht, bei dem uns, wenn wir richtig gut drauf sind, die Tränen über die Wangen laufen? Was also bringt uns zum Lachen?
Warum lachen wir einerseits über Witze, über Komik; andererseits aber auch aus Verlegenheit? Und was hat dieses Verhalten mit Höflichkeit zu tun, so daß wir lächeln, wenn uns zum Beispiel ein Fremder vorgestellt wird oder wenn wir in die Kamera schauen?
Keine Sorge, lieber Leser, ich werde nicht tiefsinnig. Dies ist ja eine Plauderei. Falls es Sie interessiert, was ich zu einigen der obigen Fragen meine, dann haben Sie vielleicht Lust, diesen grundlegenden Artikel über Ursprung und Wesen des Lachens zu lesen. Und falls Sie sich über mich lustig machen wollen, dann lesen Sie doch hier nach, wie ich einmal an der falschen Stelle, oder vielmehr am falschen Ort, lachte.
Jetzt soll es um eine TV-Sendung gehen. Die im Augenblick lustigste, nein witzigste, die es im deutschen Fernsehen gibt: "Genial daneben"; samstags kurz nach zehn bei Sat1 zu sehen.
Der Moderator, oder eher der Dompteur, ist Hugo Egon Balder. Immer dabei sind Hella von Sinnen und Bernhard Hoëcker; zwischen ihnen sitzen wechselnde Gäste: Olli Dittrich zum Beispiel, Oliver Welke oder Herbert Feuerstein. Gestern Abend waren es Eckart von Hirschhausen, Wigald Boning und Altmeister Jochen Busse. Komiker also, die heutzutage nicht mehr so heißen, sondern Comedians.
Das Konzept der Sendung ist genial einfach: Eine Mischung aus Quiz und Blödelei. Zu erraten ist entweder, was ein Begriff bedeutet ("Was ist Stangenarbeit?") oder was es mit einem seltsamen Sachverhalt auf sich hat ("Warum werden in Hannover regelmäßig Papiertaschentücher auf einer Diätwaage gewogen?").
Die Begriffe, die Sachverhalte sind echt; von Zuschauern eingesandt und von der Redaktion verifiziert. Sie werden den fünf Comedians vorgeworfen, ungefähr wie ein Knochen einer Meute junger Hunde. Und nun fallen sie darüber her, einander überbietend, einander ins Wort fallend, aufgeregt wie die Schulkinder.
Ja, wie die Schulkinder. Denn das ist das Geheimnis dieser Sendung: Da sitzen eine Handvoll Erwachsene, die sich wie die Kinder benehmen. Neugierig wie die Kinder. Einfallsreich wie die Kinder. Auch mit einem kindlichen Sinn für Komik.
Die Sendung ist, wenn sie gut ist, unheimlich schnell. Nicht alle kommen da mit. Mancher der Gäste verstummt allmählich, weil er diesem Tempo augenscheinlich nicht gewachsen ist.
Nicht alle schaffen es auch, sich auf diese infantil- intelligente Blödelei einzulassen. Von Sinnen und Hoëcker sind Meister darin. Manchen Gäste, wie Boning und Olli Dittrich, stehen ihnen in nichts nach. Andere, wie Feuerstein, beherrschen zwar das Infantile, es fehlt ihnen aber - vielleicht altersbedingt - die Schnelligkeit.
Wieder andere versuchen gar nicht, auf diesen Stil einzusteigen, sondern geben sich ironisch- distanziert. Wie gestern Busse und auch Eckart von Hirschhausen, der allerdings wohl hauptsächlich mit von der Partie war, um sein Buch zu bewerben.
Gefragt ist Witz, und zwar im doppelten Wortsinn. Ursprünglich bedeutete "Witz" eine geistige Fähigkeit. Aus dem Grimm'schen Wörterbuch erfahren wir:
Gestern zum Beispiel war u.a. zu erraten, was ein "Feuchtreiber" ist.
Autopolitur? Eine Streichholzschachtel, an der man auch im Feuchten noch ein Streichholz entzünden kann? Feuchter Reibeputz am Haus? Ein Vogel, eine Art Sumpfdohle? Eine Gerät zum Reinigen von Fenstern? Eine Wattpflanze? Ein perverser Frottierer, der sich im Schwimmbad seine Opfer sucht? Ein sich am Pfahl schubberndes Schwein? Ein Gletscher, der am Boden reibt? Der Besen beim Curling? Ein Brillentuch? Oder, wie Eckart von Hirschhausen beisteuerte, ein Tuch, mit dem jemand, der angeblich Joggen ging, aber gar nicht joggte, anschließend künstlichen Schweiß auf die Stirn wischt?
In vier Minuten produziert, diese Einfälle. Nur leider alle falsch. Es handelt es sich um eine Walze in Druckmaschinen, die für die gleichmäßige Verteilung von Flüssigkeit sorgt.
Meist aber bekommen sie die Lösung heraus, die fünf - nein, nicht Ratefüchse; eher Ratewelpen. Sogar, was ein "Krallenanschlag" ist, haben sie gestern (fast) erraten. (Das Fixieren einer Kettensäge am Baum während des Sägens mittels einer Kralle).
Gefragt ist also laterales Denken, divergentes Denken. Die Fähigkeit, Einfälle zu produzieren, überraschende Assoziationen. Gefragt ist derjenige Aspekt der Intelligenz, der in den sechziger und siebziger Jahren unter der Überschrift "Kreativität" ausgiebig untersucht wurde. Das Brainstorming wurde damals erfunden und praktiziert. In der Zeit, in der sich die Sitten lockerten, lockerten sich auch die Gedanken.
Diese Art des Denkens scheint nun eng mit Witz im Sinn des Lustigen zusammenzuhängen, und mit Infantilität. Viele "Kinderwitze" ergeben sich aus Äußerungen von Kindern, die es durchaus ernst meinen. Fritzchen, vier Jahr alt, sieht auf dem Dachboden sein altes Laufställchen und fragt: "Kriege ich jetzt ein Brüderchen?" - "Wieso?" - "Na, die Falle ist doch schon aufgestellt".
Warum ist Kreatives, Originelles, oft zugleich lustig? Es ist wohl die Abweichung vom Normalen, die Verletzung der Gesetze der Logik, das Mißachten der Realität, das auf uns witzig wirkt. Das Realitätsprinzip wird einen Augenblick lang gelockert, meinte Freud. Das erspart Hemmungsaufwand oder, wie Freud sagt, Besetzungsaufwand. Es wird psychische Energie frei, deren Abfuhr lustvoll ist.
Was bringt uns Menschen dazu, in bestimmten Situationen dieses seltsame Verhalten zu zeigen, das von kaum wahrnehmbarem Schmunzeln bis zu jenem schenkelklopfenden Gedröhne reicht, bei dem uns, wenn wir richtig gut drauf sind, die Tränen über die Wangen laufen? Was also bringt uns zum Lachen?
Warum lachen wir einerseits über Witze, über Komik; andererseits aber auch aus Verlegenheit? Und was hat dieses Verhalten mit Höflichkeit zu tun, so daß wir lächeln, wenn uns zum Beispiel ein Fremder vorgestellt wird oder wenn wir in die Kamera schauen?
Keine Sorge, lieber Leser, ich werde nicht tiefsinnig. Dies ist ja eine Plauderei. Falls es Sie interessiert, was ich zu einigen der obigen Fragen meine, dann haben Sie vielleicht Lust, diesen grundlegenden Artikel über Ursprung und Wesen des Lachens zu lesen. Und falls Sie sich über mich lustig machen wollen, dann lesen Sie doch hier nach, wie ich einmal an der falschen Stelle, oder vielmehr am falschen Ort, lachte.
Jetzt soll es um eine TV-Sendung gehen. Die im Augenblick lustigste, nein witzigste, die es im deutschen Fernsehen gibt: "Genial daneben"; samstags kurz nach zehn bei Sat1 zu sehen.
Der Moderator, oder eher der Dompteur, ist Hugo Egon Balder. Immer dabei sind Hella von Sinnen und Bernhard Hoëcker; zwischen ihnen sitzen wechselnde Gäste: Olli Dittrich zum Beispiel, Oliver Welke oder Herbert Feuerstein. Gestern Abend waren es Eckart von Hirschhausen, Wigald Boning und Altmeister Jochen Busse. Komiker also, die heutzutage nicht mehr so heißen, sondern Comedians.
Das Konzept der Sendung ist genial einfach: Eine Mischung aus Quiz und Blödelei. Zu erraten ist entweder, was ein Begriff bedeutet ("Was ist Stangenarbeit?") oder was es mit einem seltsamen Sachverhalt auf sich hat ("Warum werden in Hannover regelmäßig Papiertaschentücher auf einer Diätwaage gewogen?").
Die Begriffe, die Sachverhalte sind echt; von Zuschauern eingesandt und von der Redaktion verifiziert. Sie werden den fünf Comedians vorgeworfen, ungefähr wie ein Knochen einer Meute junger Hunde. Und nun fallen sie darüber her, einander überbietend, einander ins Wort fallend, aufgeregt wie die Schulkinder.
Ja, wie die Schulkinder. Denn das ist das Geheimnis dieser Sendung: Da sitzen eine Handvoll Erwachsene, die sich wie die Kinder benehmen. Neugierig wie die Kinder. Einfallsreich wie die Kinder. Auch mit einem kindlichen Sinn für Komik.
Die Sendung ist, wenn sie gut ist, unheimlich schnell. Nicht alle kommen da mit. Mancher der Gäste verstummt allmählich, weil er diesem Tempo augenscheinlich nicht gewachsen ist.
Nicht alle schaffen es auch, sich auf diese infantil- intelligente Blödelei einzulassen. Von Sinnen und Hoëcker sind Meister darin. Manchen Gäste, wie Boning und Olli Dittrich, stehen ihnen in nichts nach. Andere, wie Feuerstein, beherrschen zwar das Infantile, es fehlt ihnen aber - vielleicht altersbedingt - die Schnelligkeit.
Wieder andere versuchen gar nicht, auf diesen Stil einzusteigen, sondern geben sich ironisch- distanziert. Wie gestern Busse und auch Eckart von Hirschhausen, der allerdings wohl hauptsächlich mit von der Partie war, um sein Buch zu bewerben.
Gefragt ist Witz, und zwar im doppelten Wortsinn. Ursprünglich bedeutete "Witz" eine geistige Fähigkeit. Aus dem Grimm'schen Wörterbuch erfahren wir:
Schon die frühesten Belege zeigen Witz als intellektuelles Vermögen, vielleicht deutet aber ahd. uuizza sowie die Verwandtschaft mit ai. vidyā́ 'wissen' darauf hin, daß Witz ursprünglich auch gewußte Inhalte umfaßte. (...) Eine neue Aufgabe fällt dem Worte im 17. Jh. zu, als das gesellschaftlich- literarische Ideal des Bel Esprit, 'des aufgeweckten, artigen Kopfes' aufkommt. Witz wird unter Einfluß des franz. Esprit und des engl. Wit Bezeichnung für die Gabe der sinnreichen und klugen Einfälle.Diese sinnreichen und klugen Einfälle braucht sie, die Ratemannschaft bei Hugo Egon Balder, und sie sprudelt nur so vor Witz.
Gestern zum Beispiel war u.a. zu erraten, was ein "Feuchtreiber" ist.
Autopolitur? Eine Streichholzschachtel, an der man auch im Feuchten noch ein Streichholz entzünden kann? Feuchter Reibeputz am Haus? Ein Vogel, eine Art Sumpfdohle? Eine Gerät zum Reinigen von Fenstern? Eine Wattpflanze? Ein perverser Frottierer, der sich im Schwimmbad seine Opfer sucht? Ein sich am Pfahl schubberndes Schwein? Ein Gletscher, der am Boden reibt? Der Besen beim Curling? Ein Brillentuch? Oder, wie Eckart von Hirschhausen beisteuerte, ein Tuch, mit dem jemand, der angeblich Joggen ging, aber gar nicht joggte, anschließend künstlichen Schweiß auf die Stirn wischt?
In vier Minuten produziert, diese Einfälle. Nur leider alle falsch. Es handelt es sich um eine Walze in Druckmaschinen, die für die gleichmäßige Verteilung von Flüssigkeit sorgt.
Meist aber bekommen sie die Lösung heraus, die fünf - nein, nicht Ratefüchse; eher Ratewelpen. Sogar, was ein "Krallenanschlag" ist, haben sie gestern (fast) erraten. (Das Fixieren einer Kettensäge am Baum während des Sägens mittels einer Kralle).
Gefragt ist also laterales Denken, divergentes Denken. Die Fähigkeit, Einfälle zu produzieren, überraschende Assoziationen. Gefragt ist derjenige Aspekt der Intelligenz, der in den sechziger und siebziger Jahren unter der Überschrift "Kreativität" ausgiebig untersucht wurde. Das Brainstorming wurde damals erfunden und praktiziert. In der Zeit, in der sich die Sitten lockerten, lockerten sich auch die Gedanken.
Diese Art des Denkens scheint nun eng mit Witz im Sinn des Lustigen zusammenzuhängen, und mit Infantilität. Viele "Kinderwitze" ergeben sich aus Äußerungen von Kindern, die es durchaus ernst meinen. Fritzchen, vier Jahr alt, sieht auf dem Dachboden sein altes Laufställchen und fragt: "Kriege ich jetzt ein Brüderchen?" - "Wieso?" - "Na, die Falle ist doch schon aufgestellt".
Warum ist Kreatives, Originelles, oft zugleich lustig? Es ist wohl die Abweichung vom Normalen, die Verletzung der Gesetze der Logik, das Mißachten der Realität, das auf uns witzig wirkt. Das Realitätsprinzip wird einen Augenblick lang gelockert, meinte Freud. Das erspart Hemmungsaufwand oder, wie Freud sagt, Besetzungsaufwand. Es wird psychische Energie frei, deren Abfuhr lustvoll ist.
Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Der Ha Ha Guy; eine Werbefigur, die in den USA für Forbes Dry Plates warb, in der Frühzeit der Fotografie.