26. Januar 2009

Zettels Meckerecke: Frau Dr. Niebler gebietet dem Verfall Einhalt. Anrüchiges im öffentlich- rechtlichen Fernsehen. Nebst einem Lob für Gottschalk

Zum ersten ist es sehr erfreulich, dass eine Europaabgeordnete sich die Zeit nimmt, Wetten dass..? zu gucken. Ihre Forderungen ans öffentlich- rechtliche Fernsehen decken sich exakt mit meinen. Im Kot- Bereich gehen sie offensichtlich auseinander. Denn wenn bei zwei Tierpflegern die Liebe zu ihren Schutzbefohlenen soweit geht, dass sie sogar deren Dung am Geruch erkennen können, ist das ein beruflicher Einsatz, den auch eine Europaabgeordnete anerkennend zu Kenntnis nehmen sollten. (...)

Als Mutter müsste sie wissen, dass auch bei Kindern hinten wieder rauskommt, was man vorne reinsteckt. Und noch keine Mutter der Welt hat sich davor geekelt.


Thomas Gottschalks Entgegnung auf die Intervention der Europa- Abgeordneten Dr. Angelika Niebler gegen die Sendung "Wetten, daß ...?" am vergangenen Samstag.

In der Sendung hatten zwei Tierpfleger gewettet, den Kot verschiedener Zootiere am Geruch unterscheiden zu können. Frau Niebler: "Diesem Verfall der guten Sitten müssen wir Einhalt gebieten, denn hier geht es um das Vertrauen der Zuschauer."

Kommentar: Jetzt hat es also Thomas Gottschalk wieder einmal in diesen Blog geschafft. Noch dazu zu diesem Thema! Sie finden, das ist unter dem Niveau von ZR?

Nein, da protestiere ich aber heftig. Fast so heftig, wie die Abgeordnete Niebler protestiert hat.

Denn erstens wird hier einmal wieder die absurde Bevormundung des von uns bezahlten Fernsehens durch Politiker deutlich.

Was in aller Welt hat eine solche, doch ganz ulkige Wette mit "Verfall der guten Sitten" und "Vertrauen der Zuschauer" zu tun? Nichts? Sie sagen es.

Und wenn die guten Sitten bei Gottschalk verfallen würden - was in aller Welt geht das die Europa- Abgeordnete Niebel an? Ja, gut, sie ist im Fernsehrat des ZDF. Aber - und das ist das zweite Ärgernis - sie macht sich ja nur vorgeblich in dieser Eigenschaft die Hände an diesem Thema schmutzig.

Denn vor allem ist die Abgeordnete Niebel in diesen Tagen Kandidatin. Am 7. Juni sind Europawahlen. Angelika Niebler steht auf Platz 2 der CSU-Liste. Also drängt es sie in die Schlagzeilen. Wenn es gar nichts anderes gibt, halt in drei Teufels Namen zum Thema Kot.

Non olet? Ich finde das schon anrüchig.



Im übrigen, lieber Leser, ist Thomas Gottschalk keineswegs unter dem Niveau dieses Blogs.

Der Mann macht seinen Job, und er macht ihn gut. Auf eine erfreuliche, eine zu lobende Weise absolviert er das mit Witz und Selbstironie. Bei keiner anderen Sendung dieses Sendeformats im deutschen TV vermittelt der Showmaster so fröhlich und mit soviel Augenzwinkern, daß er die ganze Chose selbst nicht allzu ernst nimmt; daß es ihm aber durchaus Spaß macht, uns damit ein wenig Spaß zu machen.

Damit freilich ist er zu leicht, zu lustig, zu seicht für das öffentlich- rechtliche Fernsehen, dieses seltsame Relikt aus der Zeit der Rundfunk- Pioniere.

"Witz" hatte ja einmal die Bedeutung von Intelligenz. Und intelligent ist er, dieser Thomas Gottschalk.

Das hat er im vergangenen Oktober gezeigt, als er den zürnenden Marcel Reich-Ranicki so geschickt besänftigte, daß dieser ihm gar, gerührt, die Duz- Bruderschaft antrug.

Und auch die jetzige Reaktion ist doch wieder vom Feinsten: Der Frommen Helene, die ihm moralisch kommt, nimmt Gottschalk den Wind aus den Segeln, indem er erstens an die in vielen Zoo- Serien gestärkte Tierliebe der Deutschen appelliert und zweitens dann auch noch ein niedliches Baby ins Spiel bringt.

Ist das nicht unwiderstehlich?



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