3.35 Uhr: Die Debatte ist jetzt eine halbe Stunde alt. Die Debatte? Eine Debatte ist das bisher nicht. Die beiden Kandidaten beantworten Fragen des Moderators, Jim Lehrer. Miteinander diskutieren sie kaum.
Lehrer hat einen Versuch gemacht, das zu ändern. Er hat Obama eingeladen, statt von "John" zu reden, doch McCain direkt anzusprechen. Ohne Wirkung.
McCain spricht nicht von "Barack", sondern von "Senator Obama". Kein Streit, keine Schärfe bisher.
Beide wirken fit. Erstaunlich fit, wenn man bedenkt, daß sie Dauer- Verhandlungen in Washington zur Finanzkrise hinter sich haben. Der Hauptunterschied im Verhalten ist, daß Obama meist in die Kamera blickt, McCain zum Moderator hin.
Obwohl es eigentlich um Außen- und Sicherheitspolitik gehen soll, wird - wie anders - zunächst die Finanzkrise besprochen. Kaum Unterschiede zwischen den beiden. Sie wetteifern darin, "Mainstreet" zugunsten von "Wallstreet" zu entlasten. Kein Angriff von Obama auf das Finanzsystem, wie man das von einem deutschen Linken erwarten würde.
McCain hebt vor allem hervor, daß in Washington beide Parteien gemeinsam die Probleme zu lösen versuchen. Obama will vor allem den kleinen Sparern helfen.
McCain weist immer wieder darauf hin, wie Obama als Senator abgestimmt hat. Höhere Steuern. Ausgaben für Projekte von zweifelhaftem Nutzen. Der Senator mit dem am weitesten linken Abstimmungs- Verhalten aller Senatoren. Obama wehrt sich kaum. McCain verweist auf das, was er selbst als Senator konkret in die Wege geleitet und unterstützt hat.
3.50 Uhr: Man ist jetzt bei der Außen- und Sicherheitspolitik angekommen. Es geht zunächst um den Irak. McCain weist auf den Erfolg des Surge hin, auf seinen Anteil daran, diese Strategie zu verfolgen. Obama spricht darüber, daß der Krieg als solcher falsch gewesen sei. Man dürfe die Entwicklung nicht erst ab 2007 betrachten.
McCain wird lebhaft, als er Obama vorwirft, daß dieser sich ohne Vorbedingungen mit Ahmadinedschad treffen wolle. Er erinnert an Ahmadinedschads Äußerungenüber Israel und fragt sarkastisch: Und dann sitzen Sie als Präsident Ahmadinedschad gegenüber; dieser sagt, er wolle Israel von der Landkarte tilgen, und dann sagen Sie: Nein, bitte nicht?
4.20 Uhr: Es geht jetzt um Rußland und Georgien. McCain geht auf Details ein; berichtet über sein Erfahrungen auf Reisen und im Gespräch mit Putin. Obama kommt von der Außenpolitik auf das Thema Energie und wirft McCain vor, nicht für Solarenergie gestimmt zu haben.
Die Reaktionen im Publikum werden fortlaufend angezeigt, getrennt für Republikaner, Demokraten und Unabhängige. Auffällig ist, daß dann, wenn McCain spricht, die Werte oft sehr stark auseinandergehen - hohe Zustimmung bei den Republikanern, geringe bei den Demokraten. Wenn Obama spricht, liegen die Werte meist näher beeinander. Die Unabhängigen liegen häufiger nah bei den Demokraten als bei den Republikanern.
McCain polarisiert offenkundig mehr als Obama. McCain greift an. Obama bleibt verbindlich, fast harmoniesüchtig. Immer wieder die Formel "I agree with John ..." Es wirkt wie eine Umarmungstaktik.
Fazit: Ich habe versucht, unvoreingenommen zu beschreiben, wie die Diskussion ablief. Das ist mir aber schwer gefallen. Natürlich habe ich eine persönliche Position, von der ich bei etwas nun einmal Subjektivem wie der Wahrnehmung der beiden Kandidaten in dieser Debatte schwer absehen kann.
McCain wirkt auf mich ungleich kompetenter und ehrlicher als Obama. Er war auch sicherer. Obama war - vergleicht man es mit seinen spektaktulären Auftritten im Wahlkamopf - seltsam zögerlich. Nichts von Charisma. Seine Botschaft schien nicht mehr zu sein "Yes, we can", sondern "I will try".
McCain war vor allem intellektuell präsenter als Obama. Er hatte die Fakten parat, ging auf Einzelheiten ein, wies auf Zusammehänge und historische Parallelen hin. Kaum etwas davon bei Obama. Er blieb fast durchweg auf der Ebene allgemeiner Aussagen.
Wie erinnerlich, versuchen publizistische Sympathisanten der Demokraten gegenwärtig, McCain als altersdement und unkontrolliert darzustellen. Wer diese Debatte sieht, kann sich davon überzeugen, wie kontrolliert, wie präzise und wie klar in seinen Aussagen McCain ist.
Immer wieder sagt er "Senator Obama does not understand that ...". Und das scheint wirklich so zu sein. Die beiden haben - während ich das schreibe, geht die Debatte zu Ende - nicht nur nicht wirklich debattiert, sondern sie haben in ihren Statements auch auf verschiedenen Niveaus argumentiert. Obama plakativ. McCain konkret und informiert.
4.37 Uhr: Jim Lehrer beendet die Veranstaltung. Das Publikum, das vergattert gewesen war, während der Debatte keine Reaktionen zu zeigen, applaudiert. Und - wie anders kann es in den USA sein - die beiden Frauen kommen auf die Bühnen und umarmen ihren Liebsten.
Lehrer hat einen Versuch gemacht, das zu ändern. Er hat Obama eingeladen, statt von "John" zu reden, doch McCain direkt anzusprechen. Ohne Wirkung.
McCain spricht nicht von "Barack", sondern von "Senator Obama". Kein Streit, keine Schärfe bisher.
Beide wirken fit. Erstaunlich fit, wenn man bedenkt, daß sie Dauer- Verhandlungen in Washington zur Finanzkrise hinter sich haben. Der Hauptunterschied im Verhalten ist, daß Obama meist in die Kamera blickt, McCain zum Moderator hin.
Obwohl es eigentlich um Außen- und Sicherheitspolitik gehen soll, wird - wie anders - zunächst die Finanzkrise besprochen. Kaum Unterschiede zwischen den beiden. Sie wetteifern darin, "Mainstreet" zugunsten von "Wallstreet" zu entlasten. Kein Angriff von Obama auf das Finanzsystem, wie man das von einem deutschen Linken erwarten würde.
McCain hebt vor allem hervor, daß in Washington beide Parteien gemeinsam die Probleme zu lösen versuchen. Obama will vor allem den kleinen Sparern helfen.
McCain weist immer wieder darauf hin, wie Obama als Senator abgestimmt hat. Höhere Steuern. Ausgaben für Projekte von zweifelhaftem Nutzen. Der Senator mit dem am weitesten linken Abstimmungs- Verhalten aller Senatoren. Obama wehrt sich kaum. McCain verweist auf das, was er selbst als Senator konkret in die Wege geleitet und unterstützt hat.
3.50 Uhr: Man ist jetzt bei der Außen- und Sicherheitspolitik angekommen. Es geht zunächst um den Irak. McCain weist auf den Erfolg des Surge hin, auf seinen Anteil daran, diese Strategie zu verfolgen. Obama spricht darüber, daß der Krieg als solcher falsch gewesen sei. Man dürfe die Entwicklung nicht erst ab 2007 betrachten.
McCain wird lebhaft, als er Obama vorwirft, daß dieser sich ohne Vorbedingungen mit Ahmadinedschad treffen wolle. Er erinnert an Ahmadinedschads Äußerungenüber Israel und fragt sarkastisch: Und dann sitzen Sie als Präsident Ahmadinedschad gegenüber; dieser sagt, er wolle Israel von der Landkarte tilgen, und dann sagen Sie: Nein, bitte nicht?
4.20 Uhr: Es geht jetzt um Rußland und Georgien. McCain geht auf Details ein; berichtet über sein Erfahrungen auf Reisen und im Gespräch mit Putin. Obama kommt von der Außenpolitik auf das Thema Energie und wirft McCain vor, nicht für Solarenergie gestimmt zu haben.
Die Reaktionen im Publikum werden fortlaufend angezeigt, getrennt für Republikaner, Demokraten und Unabhängige. Auffällig ist, daß dann, wenn McCain spricht, die Werte oft sehr stark auseinandergehen - hohe Zustimmung bei den Republikanern, geringe bei den Demokraten. Wenn Obama spricht, liegen die Werte meist näher beeinander. Die Unabhängigen liegen häufiger nah bei den Demokraten als bei den Republikanern.
McCain polarisiert offenkundig mehr als Obama. McCain greift an. Obama bleibt verbindlich, fast harmoniesüchtig. Immer wieder die Formel "I agree with John ..." Es wirkt wie eine Umarmungstaktik.
Fazit: Ich habe versucht, unvoreingenommen zu beschreiben, wie die Diskussion ablief. Das ist mir aber schwer gefallen. Natürlich habe ich eine persönliche Position, von der ich bei etwas nun einmal Subjektivem wie der Wahrnehmung der beiden Kandidaten in dieser Debatte schwer absehen kann.
McCain wirkt auf mich ungleich kompetenter und ehrlicher als Obama. Er war auch sicherer. Obama war - vergleicht man es mit seinen spektaktulären Auftritten im Wahlkamopf - seltsam zögerlich. Nichts von Charisma. Seine Botschaft schien nicht mehr zu sein "Yes, we can", sondern "I will try".
McCain war vor allem intellektuell präsenter als Obama. Er hatte die Fakten parat, ging auf Einzelheiten ein, wies auf Zusammehänge und historische Parallelen hin. Kaum etwas davon bei Obama. Er blieb fast durchweg auf der Ebene allgemeiner Aussagen.
Wie erinnerlich, versuchen publizistische Sympathisanten der Demokraten gegenwärtig, McCain als altersdement und unkontrolliert darzustellen. Wer diese Debatte sieht, kann sich davon überzeugen, wie kontrolliert, wie präzise und wie klar in seinen Aussagen McCain ist.
Immer wieder sagt er "Senator Obama does not understand that ...". Und das scheint wirklich so zu sein. Die beiden haben - während ich das schreibe, geht die Debatte zu Ende - nicht nur nicht wirklich debattiert, sondern sie haben in ihren Statements auch auf verschiedenen Niveaus argumentiert. Obama plakativ. McCain konkret und informiert.
4.37 Uhr: Jim Lehrer beendet die Veranstaltung. Das Publikum, das vergattert gewesen war, während der Debatte keine Reaktionen zu zeigen, applaudiert. Und - wie anders kann es in den USA sein - die beiden Frauen kommen auf die Bühnen und umarmen ihren Liebsten.
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