29. September 2008

Marginalie: Wie sind eigentlich die Kommunalwahlen in Brandenburg ausgegangen? Unerfreulich

Bei manchen früheren Kommunalwahlen veranstalteten ARD und ZDF regelrechte "Wahlabende" mit Hochrechnungen, Interviews und allem, was dazugehört. Gestern hatte ich den Eindruck, daß die Kommunalwahlen in Brandenburg fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfanden.

Gut, ich habe gestern Abend hauptsächlich zwischen dem BR und ORF2 hin- und hergeschaltet; wahrscheinlich ist mir also manches bei ARD und ZDF entgangen. Aber auch in anderen Medien sucht man vergeblich eine ausführliche Berichterstattung über diese Wahlen.

Bei "Spiegel- Online" beispielsweise muß man schon ein wenig herumklicken, um auf eine einschlägige Meldung zu treffen. Darin die Aussage: "Rechtsextreme bleiben auf dem Vormarsch".



Inzwischen gibt es das vorläufige amtliche Endergebnis, von rbb um 14.16 Uhr zusammengefaßt:
... kommt die SPD auf 25,8 Prozent der Stimmen. Das sind gut zwei Prozentpunkte mehr als bei den Kommunalwahlen vor fünf Jahren. Knapp hinter den Sozialdemokraten liegt die Linke mit 24,7 Prozent (2003: 21,3). Die CDU sackte von 27,8 auf 19,8 Prozent ab. Die FDP kommt auf 7,3, Bündnis 90/Die Grünen auf 4,6 Prozent. Für unabhängige Wählergruppen und Listenvereinigungen entschieden sich zusammen 12,4 Prozent. Die rechtsextreme NPD erreicht landesweit 1,8, die DVU 1,6 Prozent.
Ein Ergebnis, das doch eigentlich - finden Sie nicht? - den einen oder anderen Kommentar wert wäre:
  • Die Kommunisten sind zur zweitstärksten Partei aufgestiegen - nur noch gut einen Prozentpunkt hinter der führenden SPD.

  • Die CDU, bei den letzten Kommunalwahlen noch stärkste Partei, rutscht auf den dritten Platz.

  • Und wie sieht es mit dem "Vormarsch" der Rechtsextremen aus? 2003 hatten DVU und NPD zusammen 2,0 Prozent. Jetzt sind es zusammen 3,4 Prozent. Der "Vormarsch" besteht also in einem Zuwachs von gerade einmal 1,4 Prozentpunkten. Er geht fast ausschließlich auf die NPD zurück, die 2003 nur ein halbes Prozent erreicht hatte.



  • Was mir daran kommentierenswert erscheint:

    Erstens: CDU und FDP kommen jetzt zusammen auf ganze 27,1 Prozent. Nur gut ein Viertel der Brandenburger wählt noch "bürgerlich".

    Zweitens: Würden die Brandenburger bei den Landtagswahlen so wählen wie gestern, dann hätte die jetzt regierende Koalition, die immer noch die "Große" genannt wird, mit zusammen 45,6 Prozent die Mehrheit verloren.

    Drittens: Eine Volksfront aus Sozialdemokraten und Kommunisten hätte mit 50,5 Prozent die absolute Mehrheit. Die Grünen brauchte man dazu gar nicht mehr.

    Demnächst Berliner Verhältnisse also in Brandenburg?



    Für Kommentare bitte hier klicken.