30. Dezember 2017

Miszelle: Ein bescheidener Vorschlag

"Manche unserer Gegner können es sich nicht verkneifen, uns in der Zuwanderungsdiskussion in die rechtsextreme Ecke zu rücken, nur weil wir im Zusammenhang mit der Zuwanderung auf die Gefahr von Parallelgesellschaften aufmerksam machen. Das, liebe Freunde, ist der Gipfel der Verlogenheit, und eine solche Scheinheiligkeit wird vor den Menschen wir ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen. Deshalb werden wir auch weiter eine geregelte Steuerung und Begrenzung von Zuwanderung fordern."

Diese Sätze stammen, wortwörtlich, von Dr. Angela Merkel. Sie sagte sie auf dem 17. Parteitag ihrer Partei, der CDU, in ihrer Grundsatzrede am 1. Dezember 2003. Das Protokoll der gesamten Rede ist hier nachzulesen: "Rede der Vorsitzenden der CDU Deutschlands, Dr. Angela Merkel, MdB, auf dem 17. Parteitag der CDU Deutschlands am 1. Dezember 2003 in Leipzig. Es gilt das gesprochene Wort."

Mein Vorschlag ist nun: ich möchte Herrn Gauland bitten, demnächst eine Rede vor dem Deutschen Bundestag mit genau diesen Worten zu eröffnen, Wort für Wort. Allerdings, ohne diese Passage als Zitat kenntlich zu machen. Das sollte im Nachhinein erfolgen, wenn die Empörung im Plenum und den Medien zur erwartbaren Orkanstärke angeschwollen ist.

Zwei Dinge: zum einen ist die Passage nicht völlig unbekannt und auch des öfteren, etwa  von Henryk M. Broder, zitiert worden. Allerdings ist das Kurzzeitgedächtnis unseres polit-medialen Komplexes so auf schiere Tagesaktualität und den Verlust jeglicher Kontinuität abgestellt, daß dies das Überraschungsmoment garantieren würde. Zudem wird der Wahrheitsgehalt - daß Frau Merkel sich diese Aussage zuschreiben lassen muss - in keiner Weise tangiert.

Zum anderen: dergleichen wäre allein in seiner Wirkung auf Dritte von Belang. Wir dürfen getrost davon ausgehen, daß Frau Merkel sämtliche Äußerungen, die sie in der Vergangenheit getätigt hat, null und nichtig sind, so gleichgültig, wie ihr das zukünftige Schicksal dieses Landes, die Flüchtlinge oder auch nur die gegenwärtige Regierungsbildung ebenfalls und unübersehbar sind.
Ulrich Elkmann

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