28. Dezember 2017

Streiflicht: Die Qualität des WDR

Zugegeben: Es ist manchmal ­recht billig auf den öffentlich, rechtlichen Rundfunk einzuprügeln, denn so richtig gerne zaht niemand das Zwangsgeld und der Mutantenstadel ist auch eine recht universelle Zielscheibe. Dennoch legt ja der ÖR allergrößten Wert darauf, dass es sich um eine Demokratieabgabe (klingt ja auch besser als Zwangsgeld) handele, und man damit die überragend guten Informationen und das Korrespondentennetz bezahlen müsse, dass den deutschen Zuschauer (oder Hörer) sehr gut informiere.


Eine Probe davon habe ich heute mittag zufällig beim WDR geniessen dürfen. Ein Transcript habe ich leider nicht, also erlaube ich mir aus dem Beitrag zu zitieren. Die Autorin des Beitrags ist eine Frau Katrin Schmick, die als Teil des Ganzen die Korrespondentin Sabine Stöhr (aus Moskau) befragt. Es geht um den Anschlag von St. Petersburg, und mal ab von der politischen Färbung möchte ich nur einen Ausschnitt aus diesem Gespräch aufzeigen:
(Moderatorin/Kartin Schmick): "Terror in Großstädten wie beispielsweise London, Berlin oder Paris, darüber mussten wir in den letzten Jahren viel berichten, wie steht es um den Terror in Russland, ist das Land bisher eher verschont geblieben?"
(Korrespondentin/Sabine Stöhr): "Ja, so kann man das sagen. Anschläge bei denen  es mehr als 20 Tote gab, hat es in Russland nicht gegeben [...]  Ansonsten ist an Russland der Terror bisher vorbeigegangen."


Sabine Stöhr ist Korrespondentin(!) für den WDR in Moskau, und sie hat von der Geisnahme im Dubrowka Theater 2002 (mehr als 100 Tote) nie etwas gehört. Sie hat von der Geiselnahme von Beslan 2004 (mehr als 300 Tote, davon mehr als 200 Kinder), einem bestialischen Verbrechen, dass seine Entsprechung lange suchen muss, nie gehört. Sie hat von den Anschlägen auf Wolga-Awiaexpress 1353 und Siberia-Airline 1047 im Jahr 2004 (90 Tote) noch nie etwas gehört. Vom Anschlag auf die Moskauer U-Bahn im Jahr 2010 (40 Tote) und vom Anschlag auf den Mokauer Flughafen im Jahr 2011 (36 Tote) hat sie auch noch nie etwas gehört. Und das nennt sich dann Journalist. Oder, sorry, Journalistin. Die Frau lebt von öffentlichen Gelder in Moskau, gibt sich als Expertin aus und hat gleichzeitig genau null Ahnung von dem Land aus dem sie berichtet oder seine Geschichte.

Das ist die Qualität des öffentlich, rechtlichen Rundfunks im Jahre des Herrn 2017 in Deutschland. Das ist der öffentlich, rechtliche Rundfunk für den der Gebührenzahler im Jahr mehr als sieben Milliarden Euro ausgibt. Das ist die Qualität, die dabei herauskommt, wenn Journalismus ohne jedwede Kontrolle auf Qualität und Ergebnis stattfindet, völlig losgelöst von irgendeiner Rechenschaftsinstanz.
Llarian

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