2. Februar 2014

Kerry droht Israel


Die Washington Post zitiert heute den amerikanischen Außenminister John Kerry auf der Sicherheitskonferenz in München wie folgt:
You see for Israel there’s an increasing de-legitimization campaign that has been building up. People are very sensitive to it. There are talk of boycotts and other kinds of things,” Kerry said. “Today’s status quo absolutely, to a certainty, I promise you 100 percent, cannot be maintained. It’s not sustainable. It’s illusionary. There’s a momentary prosperity, there’s a momentary peace.”
Sie sehen, was Israel betrifft, eine wachsende Delegitimierungskampagne, die sich aufbaut. Die Menschen sind sehr erregbar. Es gibt Gespräche über Boykotts und andere Arten von Dingen, sagte Kerry. Der heutige Status Quo, absolut gesehen und als Tatsache, dass kann ich Ihnen zu 100 Prozent versprechen, kann nicht aufrechterhalten werden. Das ist illusorisch. Es gibt einen momentanen Wohlstand, es gibt einen momentanen Frieden.
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Das hat gesessen denke ich. In seiner Deutlichkeit. Was da aus dem Weißen Haus an hilflosen Erklärungen über unkorrekte Zitate auch immer verlautbart wurde, John Kerry hat Klartext gesprochen. So ähnlich hätte das auch Mahmud Abbas ausdrücken können, wenn er seinem Hass auf Israel eine diplomatische Note geben würde.
Oder der iranische Außenminister Sarif, über den (momentanen) Staat Israel als temporäres Gebilde. Dank Kerry darf der auf der Münchener Sicherheitskonferenz seine Anmaßungen jetzt direkt im Westen an den Westen richten. Oder besser an die, die mit dem Boykott Israels drohen. Es sind europäische Länder die Israel die Pistole an den Kopf setzen wollen.
Und die sich, so Sarif, "von der Illusion verabschieden (müssen), der Iran baue seine Urananreicherungskapazitäten ab." Denn "der Westen müsse sich das Vertrauen des iranischen Volkes erst erwerben."
So ein Israel-Boykott würde vom hofierten iranischen Außenminister sicher wohlwollend zur Kenntnis genommen und als ein Schritt in die richtige Richtung gewertet. Ein weiterer wäre die Unterstützung Assads, um vielleicht so al-Qaidas Ausbildungslager für europäische Dschihadisten an der syrischen Grenze zur Türkei zu bekämpfen. In der NATO muss man schon froh sein, wenn das Mitglied Türkei versichert, bemüht zu sein, den ungehinderten Zustrom von al-Qaida-Kämpfern über seine Grenze nach Syrien unterbinden zu wollen.

Da ist das Versprechen eines amerikanischen Außenministers den Status Quo Israels nicht aufrechterhalten zu können, Ausdruck einer aus den Fugen geratenen Außenpolitik.
Erling Plaethe


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