27. Februar 2014

Gleichheit oder Gerechtigkeit?

Wie jedes Jahr hat das DIW wieder zugeschlagen, wie üblich mit dem Ergebnis, daß die Welt angeblich immer schlechter wird. Und wie jedes Jahr wird das von den einschlägigen Medien gerne übernommen.

Junk science, junk journalism.

Es geht um das Vermögen in Deutschland. Und das ist - Überraschung - nicht gleich verteilt. Mancher hat mehr, mancher hat weniger. Was das DIW im Auftrag der Gewerkschaften für skandalös hält.

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Im Schnitt besitzt jeder Bundesbürger etwas über 80.000 Euro. Was so viel eigentlich nicht ist. Viele Leute aller Einkommensschichten rauchen eine Schachtel Zigaretten pro Tag. Wenn man die einspart, hat man nach 50 Jahren ein deutsches Durchschnittsvermögen auf dem Konto. Das ist also durchaus nicht utopisch.

Aber es geht dem DIW ja um die Verteilung. Und die gibt eigentlich keinen Neuigkeitswert her. Der Auftragsforscher muß einräumen: "Insgesamt hat sich an der Vermögensverteilung im Land wenig geändert".
Was macht nun die Qualitätspresse aus dieser Nicht-Nachricht?
Die Schlagzeile: "Reiche werden reicher, Arme werden mehr". Was beides von der "Studie" nicht gedeckt ist.

Eigentlich gibt es (außer dem methodisch zweifelhaften Vergleich mit anderen Staaten) nur einen Punkt, bei dem das DIW eine "Verschlechterung" behaupten kann: "Deutliche Vermögensverluste mussten allerdings die Arbeitslosen hinnehmen. Sie verfügten im Jahr 2002 noch über ein durchschnittliches Vermögen von rund 30.000 Euro, zehn Jahre später waren es nur noch etwa 18.000 Euro"
Das ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Denn die 4,1 Millionen Arbeitslosen von 2002 sind eben nicht dieselbe Gruppe wie die 2,9 Millionen Arbeitslosen von 2012. Über eine Million Menschen, die 2002 noch arbeitslos waren, beziehen inzwischen wieder Einkommen. Und es gibt guten Grund zur Vermutung, daß die verbleibenden Arbeitslosen eher die sind, die größere Probleme mit der Erwerbsfähigkeit haben - und damit schon immer weniger Aussicht auf Vermögen.

Für die Beurteilung des Vermögensverteilung ist die DIW-Studie - wie jedes Jahr - ohnehin unbrauchbar.
Denn es werden nur die Vermögen berücksichtigt, die in Geld, Versicherungen oder Immobilien angelegt sind. Also genau die Vermögensformen, die für Selbständige und gut verdienende Angestellte typisch sind.
Dagegen berücksichtigt das DIW NICHT die Vermögenswerte, die für Mittel- und Kleinverdiener die Hauptrolle spielen. Nämlich Rentenansprüche und Sachwerte. Die Vermögensunterschiede werden also durch selektive Auswahl der Ausgangswerte gezielt vergrößert.


Aber von den methodischen Fehlern abgesehen: Ungleichheit beim Vermögen ist per se überhaupt kein Problem oder irgendwie kritikwürdig.

Wenn beim Kindergeburtstag fünf Kinder ihr Stück Kuchen sofort aufessen und die anderen fünf spielen noch - dann ist die Kuchenverteilung extrem ungleich: Die Hälfte hat Kuchen, die anderen Hälfte nicht. Aber das ist natürlich nicht ungerecht.

Ungerecht kann nie das Ergebnis sein, sondern höchstens der Prozeß, der vor diesem Ergebnis stattfand. Wenn also Leute Vermögen erhalten, das ihnen nicht zusteht, oder anderen Leuten Geld abgenommen wurde, obwohl das nicht berechtigt war - dann sind das Gerechtigkeitsprobleme.
Aber solche Probleme sind aus dem Endzustand der Verteilung nicht ablesbar.

Eine gleichmäßige Vermögensverteilung wäre nicht gerecht, sondern ein Horror. Denn dann würden die völlig unterschiedlichen Lebensentwürfe der Menschen auf eine Norm gezwungen.
Es ist legitim, wenn jemand durch viel Einsatz und Arbeit Vermögen aufbaut. Aber es ist genauso legitim, wenn jemand lieber mehr Freizeit genießt und sich über sein Sparkonto keinen Kopf machen will. Diese Wahlfreiheit paßt nicht ins Weltbild von DIW und Anhängern.
Aber diese Wahlfreiheit gehört zu den ureigensten Menschenrechten.

R.A.

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