Der Diktator von Simbabwe, Robert Mugabe, ist gestern 90
Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass versuchte sich auch der
demokratieabgabefinanzierte Rundfunk an einem Kurzporträt des Autokraten und
machte dabei zumindest sprachlich keine besonders gute Figur.
In seinem Beitrag übersetzt Jan-Philippe Schlüter vom
ARD-Hörfunkstudio Johannesburg die (in der eingebetteten Audio-Datei zwischen
circa 00:00:12 und 00:00:18 hörbare) Lobhudelei des simbabwischen Staatsradios
A veteran politician with distinguished leadership qualities, Comrade Robert Mugabe …
folgendermaßen (Audio-Datei, circa 00:00:07 bis 00:00:12
sowie Transkription, Satz 2 des Haupttextes):
Kamerad Robert Mugabe, ein Politikveteran mit herausragenden Führungsqualitäten.
Zunächst einmal ist es ein Armutszeugnis, dass keiner der
an diesem Beitrag Beteiligten (Urheber und Redaktion) zu wissen scheint, dass
das englische Wort comrade in einem politischen Kontext der deutschen Vokabel Genosse
entspricht. Aber selbst wenn man diese Unkenntnis noch entschuldigen mag: Bei
jemandem, der häufig mit fremden Sprachen beziehungsweise deren Übersetzung
befasst ist, müssten in einem solchen Fall alle Alarmglocken läuten: Kamerad passt hier irgendwie nicht, das sollte
man spüren.
Ist es von den Mitarbeitern eines öffentlichrechtlichen Rundfunksenders zu viel verlangt, in ein kostenlos zugängliches Online-Wörterbuch zu schauen und gegebenenfalls in einer kostenlos abrufbaren Online-Enzyklopädie nachzuprüfen, ob sich für eine Assoziation Mugabes mit dem Kommunismus (beziehungsweise einer seiner Spielarten) Anhaltspunkte finden lassen?
Klein nimmt sich gegen diese Übersetzungspanne ein phonetischer Fauxpas des Korrespondenten aus (Audio-Datei, circa 00:02:19 bis 00:02:22; die leicht abgewandelte Transkription dieser Passage, die den Fehler freilich nicht wiedergeben kann, findet sich im dritten Satz nach der Zwischenüberschrift „Eine große Jubelfeier“):
Seine Anhänger haben die Jubel-Elogen selbstverständlich schon parat.
Weiß beim Südwestrundfunk, dessen Funkhäuser und Studios
nicht allzu weit vom Nachbarland Frankreich entfernt stehen, wiederum niemand,
dass man das Fremdwort Eloge (von éloge) mit einem
stimmhaften sch [ʒ]
und eben nicht mit einem [g] spricht? Ein Blick in ein kostenlos zugängliches
Online-Wörterbuch hätte auch hier für Abhilfe gesorgt.
Man mag die in dieser Marginalie formulierte Kritik für die
Beckmesserei eines Sprach(en)fetischisten halten. Doch ist es nicht ebenso
bezeichnend wie bedauerlich, dass einem pekuniär bestens ausgestatteten
Sender solche vermeidbaren Irrtümer unterlaufen und dass dort offenbar niemand willens oder fähig ist, jene Quellen der
Information zu benutzen, die heutzutage schon jedem Schüler vertraut sind?
Gestern war – nebenbei bemerkt – auch Internationaler Tag der Muttersprache.
Noricus
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