26. April 2009

Marginalie: Achten Sie auf Kajo Wasserhövel!

Ich hätte gedacht, daß der Mann in den USA gelernt hat, wie man einen professionellen Wahlkampf organisiert; so glänzend macht er das. Aber jedenfalls die Wikipedia weiß dergleichen nicht zu berichten. Noch nicht einmal Politologie hat er studiert, sondern ganz bieder Neuere Geschichte, Philosophie und Soziologie.

Allerdings hat er die harte Schule der Jusos durchlaufen; und zwar ganz links, als Angehöriger des damals DKP- nahen Stamokap- Flügels. Und ansonsten die Karriere hinter sich, die heute für viele Politiker typisch ist:

Schon parallel zum Studium massives Engagement in einer Partei (AStA- Mitglied; Mitglied im Bundesvorstand der Juso- Hochschulgruppen). Nach Ende des Studiums 1991 dann sofort hauptamtlicher Funktionär; Wasserhövel leitet das Sekretariat des Juso- Bezirks Westliches Westfalen. Einstieg in die Berufspolitik also, ohne jemals einen Beruf ausgeübt zu haben.

Dann weiter die Parteikarriere: Redenschreiber für Franz Müntefering. Dessen Persönlicher Referent, sein Büroleiter. Und so fort. Fast wäre Wasserhövel SPD- Generalsekretär geworden; doch da war bekanntlich die Nahles vor. Jetzt ist er es de facto im Amt des Bundes- Geschäftsführers. Bei den Bundestagswahlen wird er sich für ein Mandat bewerben.



Im ersten und ausführlich noch einmal im zweiten Artikel der Serie "Wahlen '09" habe ich analysiert, wie außerordentlich professional die SPD diese erste Phase des Wahlkampfs führt:

Jetzt geht es noch nicht um die inhaltliche Auseinandersetzung, sondern um das Image. Das der Kanzlerin wird von der Führung der SPD- Kampagne systematisch demontiert; Steinmeier aufzubauen wird die nächste Phase sein. Auch am Image der eigenen Partei wird gearbeitet; sie soll als die Partei der sozialen Gerechtigkeit wahrgenommen werden.

Als ich diese beiden Artikel schrieb, habe ich es unterlassen, auf Kajo Wasserhövel einzugehen. Das hole ich hiermit nach. Er hat offenbar - wie übrigens schon 2005 - einen entscheidenden Anteil an der Formulierung der SPD- Strategie.

Über seinen neuesten Coup berichtet heute Stefan Schultz in "Spiegel- Online": Plakate, auf denen die CDU, die FDP und "Die Linke" attackiert werden.

Wieder eine Aktion wie aus dem Lehrbuch: Zwar sind die Plakate angeblich auf den Europa- Wahlkampf gemünzt; faktisch gehören sie aber zur ersten Phase des Wahlkampfs für den Bundestag. Wieder geht es um das Image; diesmal nicht das der Kanzlerin, sondern dasjenige der mit der SPD konkurrierenden Parteien.

Da die anderen Parteien noch nicht aus den Puschen kommen, gehört dieses Feld im Augenblick der SPD. Sie nutzt das geradezu vorbildlich. Chapeau, Kajo!



Für Kommentare bitte hier klicken.