Mehr als zwei Stunden größter Konzentration - das war spannend wie ein guter Boxkampf.
Vor der Debatte hatte ein Politologe gesagt: Royal hat den Vorteil, daß jeder sie als Verliererin erwartet. Diesen Vorteil hat sie genutzt. Sie ist nicht die Verliererin. Als Siegerin würde ich sie auch nicht betrachten. Aber sie hat sich behauptet; und sie hatte Sarkozy einige Male in der Ecke.
Am Anfang war Sarkozy in der Offensive. So, wie man ihn erwartete: Präzise, klar in seinen Vorschlägen. Immer wieder hat er Royal zu einer klaren Aussage bringen wollen, immer wieder wich sie aus. Sie redete viel, und viel durcheinander. Es war fast immer vage. Keine klaren Konzepte. Vorschläge, alles zu diskutieren, offen zu sein; sie wolle ja nichts dekretieren.
Sie war wie ein Boxer, der den Gegner austanzt. Wenn er sie packen wollte, duckte sie sich weg. Sie boxte wild, aber ohne Wirkungsschläge. Für die Galerie.
Er blieb ruhig, versuchte argumentativ zu sein, hatte sie teilweise so weit, daß ihre Schwammigkeit offensichtlich war. Einige Male bekam sie, in diesem ersten Teil der Diskussion, dieses kleine spitze Gesicht, das jemand zeigt, der nicht mehr zu kontern weiß; dieses verkrampfte Lachen.
Dann hatte sie aber zwei starke Momente. Von denen der zweite beste, d.h. schlimmste Demagogie war:
Sie hatte sich offenbar auf AKWs präpariert und brach eine Debatte darüber vom Zaun, ob man jetzt von der dritten oder der vierten Generation von AKWs rede. Da geriet Sarkozy einen Augenblick ins Schwimmen und war danach eine Zeitlang verunsichert. (Sie hatte Recht gehabt; man sprach von der dritten Generation. Dafür hat sie sich in einem anderen, etwas relevanteren Punkt bös vertan - nicht siebzehn, wie sie behauptet hatte, sondern 78 Prozent der Elektrizität werden in Frankreich von AKWs geliefert; sie hatte das mit dem Anteil an der Gesamt- Energie durcheinandergebracht).
Und dann veranstaltete sie ein wirkliches Schmierentheater: Ein Zornesausbruch wie auf der Bühne, weil Sarkozy angeblich Unmoralisches über Behinderte geäußert hätte. (Dabei hatte er nur gesagt, daß er dafür sei, sie in Regelschulen aufzunehmen). Nur, daß Royal, anders als eine Schauspielerin, auch noch kommentierte: Jetzt bin ich zornig.
Da hatte ich den Eindruck, daß Royal eigentlich den Beruf verfehlt hatte und statt der Bühne der Politik doch besser die der Comédie Française hätte anstreben sollen. Seit der berühmten Checkers- Rede von Nixon hat man einen solchen verlogen- pathetischen Auftritt eines Politikers wohl nicht mehr gesehen.
Mein Fazit: Sakrozy war noch klarer, präziser, argumentativer, als ich es erwartet hatte. Royal legte einen Bühnenauftritt hin, der sie eigentlich für jedes Staatsamt disqualifiziert haben sollte.
Aber ob das die Mehrheit der Wähler so sieht? In Deutschland hätte ich die Befürchtung, daß das Schmierentheater angekommen wäre. Die Franzosen werden zur Klarheit und Rationalität erzogen. Also glaube ich nicht, daß sie mit ihrem Auftritt viel gewonnen hat.
Und vor allem hat sie eines nicht erreicht: Daß Sarkozy mit derselben Aggressivität zurückgeschlagen und damit das Klischee bedient hätte, das die linke Propaganda von ihm zu verbreiten versucht hatte. Der Hardliner, vor dem man Angst haben muß.
Sarkozy hatte sich immer unter Kontrolle. Er wirkte wie der zukünftige Präsident. Royal wirkte wie die zukünftige Oppositionspolitikerin.
Vor der Debatte hatte ein Politologe gesagt: Royal hat den Vorteil, daß jeder sie als Verliererin erwartet. Diesen Vorteil hat sie genutzt. Sie ist nicht die Verliererin. Als Siegerin würde ich sie auch nicht betrachten. Aber sie hat sich behauptet; und sie hatte Sarkozy einige Male in der Ecke.
Am Anfang war Sarkozy in der Offensive. So, wie man ihn erwartete: Präzise, klar in seinen Vorschlägen. Immer wieder hat er Royal zu einer klaren Aussage bringen wollen, immer wieder wich sie aus. Sie redete viel, und viel durcheinander. Es war fast immer vage. Keine klaren Konzepte. Vorschläge, alles zu diskutieren, offen zu sein; sie wolle ja nichts dekretieren.
Sie war wie ein Boxer, der den Gegner austanzt. Wenn er sie packen wollte, duckte sie sich weg. Sie boxte wild, aber ohne Wirkungsschläge. Für die Galerie.
Er blieb ruhig, versuchte argumentativ zu sein, hatte sie teilweise so weit, daß ihre Schwammigkeit offensichtlich war. Einige Male bekam sie, in diesem ersten Teil der Diskussion, dieses kleine spitze Gesicht, das jemand zeigt, der nicht mehr zu kontern weiß; dieses verkrampfte Lachen.
Dann hatte sie aber zwei starke Momente. Von denen der zweite beste, d.h. schlimmste Demagogie war:
Sie hatte sich offenbar auf AKWs präpariert und brach eine Debatte darüber vom Zaun, ob man jetzt von der dritten oder der vierten Generation von AKWs rede. Da geriet Sarkozy einen Augenblick ins Schwimmen und war danach eine Zeitlang verunsichert. (Sie hatte Recht gehabt; man sprach von der dritten Generation. Dafür hat sie sich in einem anderen, etwas relevanteren Punkt bös vertan - nicht siebzehn, wie sie behauptet hatte, sondern 78 Prozent der Elektrizität werden in Frankreich von AKWs geliefert; sie hatte das mit dem Anteil an der Gesamt- Energie durcheinandergebracht).
Und dann veranstaltete sie ein wirkliches Schmierentheater: Ein Zornesausbruch wie auf der Bühne, weil Sarkozy angeblich Unmoralisches über Behinderte geäußert hätte. (Dabei hatte er nur gesagt, daß er dafür sei, sie in Regelschulen aufzunehmen). Nur, daß Royal, anders als eine Schauspielerin, auch noch kommentierte: Jetzt bin ich zornig.
Da hatte ich den Eindruck, daß Royal eigentlich den Beruf verfehlt hatte und statt der Bühne der Politik doch besser die der Comédie Française hätte anstreben sollen. Seit der berühmten Checkers- Rede von Nixon hat man einen solchen verlogen- pathetischen Auftritt eines Politikers wohl nicht mehr gesehen.
Mein Fazit: Sakrozy war noch klarer, präziser, argumentativer, als ich es erwartet hatte. Royal legte einen Bühnenauftritt hin, der sie eigentlich für jedes Staatsamt disqualifiziert haben sollte.
Aber ob das die Mehrheit der Wähler so sieht? In Deutschland hätte ich die Befürchtung, daß das Schmierentheater angekommen wäre. Die Franzosen werden zur Klarheit und Rationalität erzogen. Also glaube ich nicht, daß sie mit ihrem Auftritt viel gewonnen hat.
Und vor allem hat sie eines nicht erreicht: Daß Sarkozy mit derselben Aggressivität zurückgeschlagen und damit das Klischee bedient hätte, das die linke Propaganda von ihm zu verbreiten versucht hatte. Der Hardliner, vor dem man Angst haben muß.
Sarkozy hatte sich immer unter Kontrolle. Er wirkte wie der zukünftige Präsident. Royal wirkte wie die zukünftige Oppositionspolitikerin.