Randbemerkung: Ein Kommentar zu den US-Wahlen
"Kommentare" bestehen in den deutschen Medien meist darin, daß der Kommentator seine Meinung mitteilt. Die "Opinion"- Spalten in der angelsächsischen Presse enthalten zwar auch explizit Meinungsäußerungen, aber zentral ist bei ihnen die Darlegung, das Ordnen und Interpretieren von Fakten. Sie sind so etwas wie analytische Kolumnen.
Ein Beispiel ist die Kolumne von Jonathan Chait in der Los Angeles Times vom 3. September "November Elections -- the Great War of '06". Chait hat - nun ja - die Idee, den jetzigen Wahlkampf mit dem Ersten Weltkrieg zu vergleichen. Nicht sehr überzeugend, aber vielleicht didaktisch ganz geschickt - seine Überlegungen gewinnen dadurch jedenfalls an drastischer Anschaulichkeit:
Gewiß richtig. Ich würde es ebenfalls begrüßen, wenn 2008 ein Demokrat Präsident würde - etwa mein Favorit, der Senator Joe Lieberman (der freilich jetzt als Independent kandidiert).
Aber ob es gut wäre, wenn Präsident Bush jetzt - in einer hochkritischen Weltlage - mit einem vom politischen Gegner beherrschten Kongreß regieren müßte?
Das erinnert mich denn doch zu sehr an die französische Cohabitation und die Große Koalition in Deutschland.
"Kommentare" bestehen in den deutschen Medien meist darin, daß der Kommentator seine Meinung mitteilt. Die "Opinion"- Spalten in der angelsächsischen Presse enthalten zwar auch explizit Meinungsäußerungen, aber zentral ist bei ihnen die Darlegung, das Ordnen und Interpretieren von Fakten. Sie sind so etwas wie analytische Kolumnen.
Ein Beispiel ist die Kolumne von Jonathan Chait in der Los Angeles Times vom 3. September "November Elections -- the Great War of '06". Chait hat - nun ja - die Idee, den jetzigen Wahlkampf mit dem Ersten Weltkrieg zu vergleichen. Nicht sehr überzeugend, aber vielleicht didaktisch ganz geschickt - seine Überlegungen gewinnen dadurch jedenfalls an drastischer Anschaulichkeit:
Wie der Erste Weltkrieg sei dieser Wahlkampf zwar eine umfassende Schlacht, aber diese werde auf nur wenigen Schauplätzen entschieden. Es gehe, schreibt er, beim Senat um fünf Staaten, die jetzt von den Republikanern gehalten werden und die die Demokraten ihnen abnehmen könnten: Montana, Ohio, Pennsylvania, Rhode Island und Missouri. Die Demokraten führen in den Umfragen in den ersten vier und liegen in Missouri gleichauf mit den Republikanern. Gewinnen sie diese fünf Staaten und noch irgendeinen anderen dazu - zum Beispiel Tennessee -, dann hat Präsident Bush seine Mehrheit im Senat verloren. Ebenso leicht könnte er die Mehrheit im Repräsentatenhaus verlieren, wo es auch nur um ein paar Sitze geht. Die Demokraten versuchen es mit der Taktik, populäre bis populistische Kandidaten aufzustellen und dadurch den Republikaner Wähler abzujagen - in Pennsylvania Bob Casey Jr., der sogar bekennender Abtreibungsgegner ist, in Montana Jon Tester, einen bulligen, populistischen Bauern. Chait vergleicht das mit dem ersten Einsatz von Panzern im Ersten Weltkrieg. Nun ja, wie gesagt. Zwischen den beiden Lagern herrsche weiterhin, wie zwischen Kriegsparteien, eine tiefe Feindschaft, schreibt Chait. Beide Parteien würden die Schlacht "apokalyptisch" sehen. Chait steht ganz auf der Seite der Demokraten. Er wünscht deren Sieg, und zwar um der Machtbalance willen. Bush habe bisher mit einem willfährigen Kongreß regiert, und damit das US-System der Balance of Powers zunehmend untergraben.
Gewiß richtig. Ich würde es ebenfalls begrüßen, wenn 2008 ein Demokrat Präsident würde - etwa mein Favorit, der Senator Joe Lieberman (der freilich jetzt als Independent kandidiert).
Aber ob es gut wäre, wenn Präsident Bush jetzt - in einer hochkritischen Weltlage - mit einem vom politischen Gegner beherrschten Kongreß regieren müßte?
Das erinnert mich denn doch zu sehr an die französische Cohabitation und die Große Koalition in Deutschland.