Was heute Globalisierung heißt, ist im Kern die Realisierung des Traums der Linken in den sechziger, siebziger, achtziger Jahren: Des Traums von einer Welt, in der nicht mehr Europa und Amerika den "Reichtum gepachtet" haben, dazu ihre Dependancen Australien und Neuseeland sowie Japan, sondern in der dieser Reichtum sich zunehmend gleich verteilt - eingeebnet, "flat", wie es Thomas L. Friedman in seinem Bestseller "The world is flat" genannt hat.
Dieser Prozeß begann in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg in den schon damals kapitalistischen Ländern Ostasiens - Taiwan, Hongkong, Singapur, Südkorea zum Beispiel, die inzwischen kurz vor dem Ziel stehen, zu uns aufzuschließen. Südkorea lag im Jahr 2005 mit seinem BSP pro Kopf der Bevölkerung (20400 Dollar) ungefähr auf dem Niveau von Griechenland (22200 Dollar) und weit vor beispielsweise Polen (13300 Dollar). Taiwan (27600 Dollar) lag nur noch knapp hinter Italien (29200; Daten aus dem World Factbook).
Inzwischen haben sich fast alle anderen Ländern Asiens auf den kapitalistischen Weg zum Wohlstand gemacht. Der aktuelle Spiegel hat eine Titelgeschichte zu dieser Entwicklung, die mit dem Einzug des Neoliberalismus nach China und Indien auch diese Länder erreicht hat. Selbst das formal noch kommunistische Vietnam hat mit dem Aufbau jenes Kapitalismus begonnen, gegen den die heute dort Herrschenden vor weniger als einem halben Jahrhundert noch einen blutigen Krieg angezettelt hatten.
Nur ein Teil Asiens ist von diesem Prozeß ausgenommen, auf eine nachgerade spektakuläre Weise ausgenommen: Der Nahe Osten, vor allem Arabien. Friedman nennt ihn im Interview mit der FAZ den "unflachsten Teil der ganzen Welt". Keine Aufbruchstimmung wie im übrigen Asien, sondern ökonomische Stagnation, politische Unfreiheit in den meisten Ländern, Radikalisierung statt Demokratisierung.
Hier ist die Liste des BSP pro Kopf der Bevölkerung. In den Staaten ohne massive Öleinkünfte liegt es weit niedriger als in Ostasien; zwischen 893 Dollar im Jemen und beispielsweise 3556 Dollar in Syrien. Nur der Libanon macht eine Ausnahme. Er liegt mit einem Pro-Kopf-BSP von 14799 Dollar weit an der Spitze der arabischen Nicht-Ölstaaten; bis zur Invasion des Irak das einzige freie und kapitalistische arabische Land.
Diese Daten des European Institute for Research on Mediterranean and Euro-Arab Cooperation sind überwiegend von 2000, dürften sich seither aber kaum geändert haben. Das Factbook gibt zB. für den Jemen für das Jahr 2005 geschätzte 900 Dollar an, für Syrien geschätzte 3900 Dollar.
Wie kommt das? Woran liegt die arabische Misere?
Man wird auf eine solche Frage selbstredend keine einfache Antwort geben können; und eine sichere, beweisbare schon gar nicht. Ich möchte aber in dieser kleinen Serie zweierlei versuchen: Erstens diejenigen Antworten nennen, die sich anbieten, von denen ich aber denke, daß sie falsch sind. Zweitens die Richtung skizzieren, in der nach meiner Auffassung die Antwort gesucht werden muß.
Im nächsten Teil wird es zunächst um diejenige Antwort gehen, die vermutlich fast jedem sofort einfällt: Es liegt am Islam. Diese Antwort halte ich für falsch.
Dieser Prozeß begann in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg in den schon damals kapitalistischen Ländern Ostasiens - Taiwan, Hongkong, Singapur, Südkorea zum Beispiel, die inzwischen kurz vor dem Ziel stehen, zu uns aufzuschließen. Südkorea lag im Jahr 2005 mit seinem BSP pro Kopf der Bevölkerung (20400 Dollar) ungefähr auf dem Niveau von Griechenland (22200 Dollar) und weit vor beispielsweise Polen (13300 Dollar). Taiwan (27600 Dollar) lag nur noch knapp hinter Italien (29200; Daten aus dem World Factbook).
Inzwischen haben sich fast alle anderen Ländern Asiens auf den kapitalistischen Weg zum Wohlstand gemacht. Der aktuelle Spiegel hat eine Titelgeschichte zu dieser Entwicklung, die mit dem Einzug des Neoliberalismus nach China und Indien auch diese Länder erreicht hat. Selbst das formal noch kommunistische Vietnam hat mit dem Aufbau jenes Kapitalismus begonnen, gegen den die heute dort Herrschenden vor weniger als einem halben Jahrhundert noch einen blutigen Krieg angezettelt hatten.
Nur ein Teil Asiens ist von diesem Prozeß ausgenommen, auf eine nachgerade spektakuläre Weise ausgenommen: Der Nahe Osten, vor allem Arabien. Friedman nennt ihn im Interview mit der FAZ den "unflachsten Teil der ganzen Welt". Keine Aufbruchstimmung wie im übrigen Asien, sondern ökonomische Stagnation, politische Unfreiheit in den meisten Ländern, Radikalisierung statt Demokratisierung.
Hier ist die Liste des BSP pro Kopf der Bevölkerung. In den Staaten ohne massive Öleinkünfte liegt es weit niedriger als in Ostasien; zwischen 893 Dollar im Jemen und beispielsweise 3556 Dollar in Syrien. Nur der Libanon macht eine Ausnahme. Er liegt mit einem Pro-Kopf-BSP von 14799 Dollar weit an der Spitze der arabischen Nicht-Ölstaaten; bis zur Invasion des Irak das einzige freie und kapitalistische arabische Land.
Diese Daten des European Institute for Research on Mediterranean and Euro-Arab Cooperation sind überwiegend von 2000, dürften sich seither aber kaum geändert haben. Das Factbook gibt zB. für den Jemen für das Jahr 2005 geschätzte 900 Dollar an, für Syrien geschätzte 3900 Dollar.
Wie kommt das? Woran liegt die arabische Misere?
Man wird auf eine solche Frage selbstredend keine einfache Antwort geben können; und eine sichere, beweisbare schon gar nicht. Ich möchte aber in dieser kleinen Serie zweierlei versuchen: Erstens diejenigen Antworten nennen, die sich anbieten, von denen ich aber denke, daß sie falsch sind. Zweitens die Richtung skizzieren, in der nach meiner Auffassung die Antwort gesucht werden muß.
Im nächsten Teil wird es zunächst um diejenige Antwort gehen, die vermutlich fast jedem sofort einfällt: Es liegt am Islam. Diese Antwort halte ich für falsch.
© Zettel. Links zu allen drei Folgen dieser Serie findet man hier. Titelvignette: Lawrence of Arabia, 1919 gemalt von Augustus John. In der Public Domain, da das Copyright erloschen ist.