25. Februar 2007

"So macht Kommunismus Spaß" (2): Lektüren

Es hat etwas gedauert, bis die vor fünf Wochen angekündigte Fortsetzung zu meiner Rezension von Bettina Röhls "So macht Kommunismus Spaß" jetzt anhebt. Oder fast.

Das liegt daran, daß ich zum Thema zuvor das eine oder andere lesen oder wiederlesen wollte; vor allem Klaus Rainer Röhls Fünf Finger sind keine Faust und Stefan Austs Der Baader- Meinhof- Komplex; ein Buch, an dem Bettina Röhl - leider ungenannt - bei den Recherchen mitgewirkt hat. Ich habe auch damals, zur RAF-Zeit, sehr viel an Zeitungsausschnitten und dergleichen gesammelt, was ich jetzt wieder durchgesehen habe.



Nun also kann es zügig vorangehen. Hopefully

In der jetzigen Folge kurz etwas über diese Quellen.

Dann, in Folge 3, der Versuch einer, sagen wir, subjektiven Sicht auf Ulrike Marie Meinhof. Es hat mich selbst einigermaßen überrascht, zu welcher Beurteilung ich gekommen bin.

Teil 4 geht es (so ist es jedenfalls geplant) um die RAF, die mir umso verbrecherischer, umso inhumaner erscheint, je mehr ich mich wieder mit ihr befaßt habe.



Das, was Bettina Röhl über ihre Mutter schreibt, ist sehr sachlich. Bemüht sachlich, fast erschreckend sachlich. Es ist offensichtlich, daß sie versucht, ihre eigenen Empfindungen beiseite zu lassen und die Biographie ihrer Mutter so zu schreiben, wie das eben eine Journalistin tun sollte.

Auch Klaus Rainer Röhl hat sich in "Fünf Finger sind keine Faust" erkennbar darum bemüht, Ulrike Marie Meinhof Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Sein Buch ist nicht das eines Historikers, auch nicht das eines Journalisten. Es ist ein Stück Memoiren- Literatur. Wie jeder, der Memoiren schreibt, schildert Röhl die Ereignisse aus seiner Perspektive; sich selbst hervorhebend und exkulpierend, seine Mitstreiter lobend, seine Feinde denunzierend. So sind Memoiren nun mal.

Aber was Ulrike Meinhof angeht, ist das nobel und - soweit ich es beurteilen kann - auch zutreffend, was Röhl schreibt. Manchmal flapsig, oft oberflächlich, wie Röhl halt ist. Aber fair; ich möchte fast sagen: bewundernswert fair.



Und das Buch von Stefan Aust ist geradezu das Musterbeispiel eines herausragenden Journalismus - eines Journalismus von fast schon amerikanischer Qualität.

Er nimmt nicht Stellung. Er interpretiert nicht. Er teilt einfach die Fakten mit, die er recherchiert hat. Nicht auf der Seite der RAF, nicht auf der Seite der Strafverfolgungsbhörden. Er schreibt nicht, um zu beeinflussen. Er schreibt, um zu informieren.

Wenn eine Interpretation auf der Hand liegt, dann trägt er sie freilich schon mal vor. Meist in Form eines trockenen, ironischen Kommentars. Nicht mehr. Wo Fragen offen sind, da spekuliert Aust nicht, sondern er schreibt, daß Fragen offen sind. Er versteht sich als ein Faktenhuber; er überläßt es dem Leser, Folgerungen zu ziehen.

Als ich jetzt dieses herausragende Buch wieder gelesen habe, da habe ich zum ersten Mal verstanden, warum Rudolf Augstein diesen Stefan Aust als seinen Erben ausersehen hat.

Und warum es Aust es gelungen ist, den "Spiegel" aus seiner seinerzeitigen Krise zu führen.

Ein großer Journalist. Ein demokratischer Journalist, der verstanden hat, daß seine Aufgabe als Journalist nicht die Beeinflussung ist, sondern die vorurteilsfreie Information.