10. Februar 2007

Marginalie: Das irakische Gesundheitsministerium

Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Immer mal wieder kommen offizielle Meldungen aus dem Irak, die Erschreckendes beinhalten. Ihre Quelle ist das irakische Gesundheitsministerium.

Amtlich demnach. Also müssen sie doch, nicht wahr, zuverlässig sein, diese Meldungen darüber, wie schlimm es im Irak steht.

Telepolis zum Beispiel wußte im September 2004 zu berichten, es gehe "aus einer Statistik des irakischen Gesundheitsministeriums hervor, dass den militärischen Operationen der von den US-Truppen geführten multinationalen Streitkräften doppelt so viele Iraker - meist Zivilisten – zum Opfer fallen wie bei den Anschlägen der so genannten 'Aufständischen'."

Und "unter Berufung auf eine gemeinsame Studie des irakischen Gesundheitsministeriums, des UN- Entwicklungs- Programms und eines norwegischen Instituts" berichtete die Washington Post im Dezember desselben Jahrs, daß sich die Zahl der unterernährten Kinder im Irak seit der "Besetzung des Landes" verdoppelt habe. So berichtete es Faktuell im deutschen Web.

Laut "Zahlen des irakischen Gesundheitsministeriums" wurden, so meldete es Anfang dieses Jahres die Deutsche Welle, allein 2006 im Irak 35 000 Zivilisten getötet.



Und so fort. Jeder, der die Medien verfolgt, kennt es, dieses "irakische Gesundheitsministerium". Es scheint offenbar weniger mit Krankenversicherung, mit der Qualität der Krankenhäuser, mit Seuchenprävention befaßt zu sein, und was sonst zu den Obliegenheiten von Gesundheitsministerien weltweit gehört, als damit, Zahlen zu publizieren, die die USA in ein schlechtes Licht stellen und die die Lage im Irak dramatisieren.

Seltsam, nicht wahr?

Das Geheimnis wurde in diesen Tagen gelüftet. Der stellvertretende Chef dieses Gesundheitsministeriums ist ein gewisser Hakim al-Zamili, der jetzt festgenommen wurde.

Er ist ein hoher Funktionär der El-Sadr-Milizen und wird beschuldigt,
  • Ambulanzfahrzeuge eingesetzt zu haben, um für Terroristen Waffen zu transportieren

  • die Tötung mehrerer Mitarbeiter seines Ministeriums veranlaßt zu haben, weil diese im Kampf zwischen Schiiten und Sunniten auf der falschen Seite standen

  • den schiitischen Milizen Millionen von Dollar aus dem Gesundheitsministerium zugeschanzt zu haben



  • Werden unsere Medien nun die "offiziellen Daten aus dem irakischen Gesundheitsministerium" etwas kritischer verwerten als bisher?

    Ich fürchte, nein. Denn bad news is good news.

    Für kein Land gilt das so sehr wie für den Irak. Und in wenigen Ländern sind die Medien in ihrer Mehrzahl derart voreingenommen, einseitig und propagandistisch in ihrer Irak- Berichterstattung wie in Deutschland.

    Warum, das ist ein eigenes Thema. So, wie der deutsche Antiamerikanismus ein eigenes Thema ist. Ich komme darauf zurück.