31. Dezember 2022

2022, die Fahrt geht weiter und die Lockführer machen mehr Dampf. Ein Gedankensplitter. In zwei Teilen.

Wenn man sich gegen Jahresende hinsetzt und ein bischen über das vergangene Jahr reflektiert, darüber nachdenkt was passiert ist und wohl daraus folgen wird, ist es meist nicht die schlechteste Idee sich erst einmal die Prophetie anzusehen, die man ein Jahr zuvor verbrochen hat und mal so eine kleine Strichliste zu machen, wie gut man gelegen hat. Wenn man sich den entsprechenden Artikel in Zettels Raum ansieht, so kommt man zu dem Ergebnis: Erstaunlich gut. Die Fahrt der Bundesrepubublik Deutschland ist zumindest nicht völlig erratisch, sie lässt sich teilweise, auch wenn die Richtung die falsche ist, durchaus ganz gut ableiten. Doch das Thema war ja 2022 und deshalb lassen Sie uns, verehrter Leser, zunächst einfach mal die wichtigsten Ereignisse des Jahres eruieren:

Das vermutlich dominanteste Ereignis 2022, das sicher die wenigsten so korrekt vorhergesehen haben war der russische Überfall auf die Ukraine. Es gab zwar durchaus echte (nicht selbsternannte) Experten, die davor gewarnt haben, mehrheitlich war aber die Meinung, dass es nicht dazu kommen würde. Noch überraschender war es dann, dass sich die vermeintlich so wehrlose Ukraine doch recht erfolgreich wehrte und den großen russischen Bären des öfteren vorführte und inzwischen in einen Zermürbungskrieg verwickelt hat, den die russische Föderation am Ende nur verlieren kann. Das eine als so gefährlich und mächtig empfundene Kriegsmaschinerie wie die russische mit all ihren "Wunderwaffen" nicht in der Lage war eine vergleichsweise übersichtliche Armee innerhalb von wenigen Tagen zu schlagen (wie viele "Experten" (diesmal die selbsternannten) es nach dem ersten Schuss in jedes Mikrophon, dass man ihnen hinhielt, prophezeiten) war schon eine echte Überraschung. 

Gespalten darauf war die Reaktion der deutschen Politik: Während die SPD, wenig überraschend, angeführt durch ihren Kanzler, ein Lippenbekenntnis zur Ukraine nach dem anderen abgab und hinter dem Rücken alles tat, um die Verteidigung der Ukraine zu unterminieren, waren es am Ende die Grünen, denen der Krieg nicht total genug sein konnte. Politiker wie Toni Hofreiter, denen ansonsten nichts zu dumm war, um irgendwo kriegerische Tendenzen an allen Ecken zu verurteilen, konnten plötzlich zwischen verschiedenen Waffengattungen und deren Möglichkeiten besser unterscheiden, als ein Grundschüler mit einem Top-As Spiel. Annalena "Lebenslauf" Baerbock stand so fest an der Seite der Ukraine, dass sie schonmal die Meinung der einheimischen Wähler für unwichtig erklärte und die ganze grüne Fraktion im Bundestag machte Männchen dazu. Musste Josef Fischer zum Anlaß des NATO-Überfalls auf Jugoslawien noch Farbbeutel ertragen, so war der sonst so heilige Pazifismus der Grünen mit einem Schlag beseitigt.

Das zweite Ereignis, dass dem Krieg folgte war dann der unvermeidliche Zusammenbruch der deutschen "Energiewende". Die politische Lüge der Regierung Merkel, die nur durch "billiges" russisches Gas am Leben erhalten werden konnte, zerplatze vor den schockierten Augen der Regierung wie eine Seifenblase. Aber wie es sich für eine politische Lüge gigantischen Ausmaßes gehört, durfte dem kaum eingeräumt werden und so wurde das Offensichtliche verneint und stattdessen versucht den schwarzen Peter nach Russland zu schieben. Dank der inzwischen vollkommen auf Regierungslinie liegenden deutschen Presse gelang dies auch erst einmal. Zumindest für diejenigen, die schon vorher  nicht verstanden haben, warum das Ganze nie funktionieren konnte. Die Realität gehört leider nicht dazu und so stiegen die ohnehin gewaltigen Energiepreise in Deutschland auf ein bis  dato ungekanntes Rekordniveau. So hoch, dass die Regierung sich genötigt sah mit riesigen Geldsummen irgendwie gegen zu halten. Was natürlich am Ende nicht gelang, weil die Realität sich nicht der Logik des Doppelwummses beugt, sondern die Energie schlicht trotzdem fehlt. Und so haben wir Minister, denen nichts anderes mehr einfällt, als den Bürgern zu empfehlen weniger zu duschen oder schlicht ihre Vorstellung(!) davon, was eine warme Wohnung sein soll, an die neue, grüne Realität anzupassen. 

Das dritte Ereignis, dass der Erwähnung bedarf, zumindest in einem politischen Kontext, war die Entwicklung der FDP, die offenkundig inzwischen vollkommen damit gebrochen hat, eine liberale Partei sein zu wollen. Für den Ministerposten hat  Patrick Lindner inzwischen jedes Prinzip über Bord geworfen, von Haushaltsdisziplin bis zu angekündigten Steuerreformen. Inzwischen hat er sich auch dem Atomausstieg angeschlossen (denn der ist "jetzt einfach mal entschieden"), was ihn angesichts der sich abzeichnenden Katastrophe im Winter 23/24 vermutlich noch kräftig in den Hintern beissen wird. Allerdings muss man sagen, dass Lindner sogar noch die kleinere Katastrophe ist, denn mit Marco Buschmann ist ein Justizministzer installiert, der sogar meint das Denunziantengesetze eine gute Idee für eine liberale Staatsordnung sind. Das er letzte Woche verkündete, es sei nun Zeit die "Coronamaßnahmen endgültig zu beenden" ist nur noch der peinliche Lacher am Rande, angesichts dessen, dass er genau das selbe vor seiner Wahl samt Termin ankündigte, um dann eine Maßnahme nach der anderen neu zu installieren. Das sich SPD und Grüne so verhalten, wie es vor der Wahl zu erwarten war, ist nicht wirklich überraschend, aber man muss schon sagen, dass die FDP so tief sinken konnte, war schon unerwartet. 

Das vierte Ereignis, so man es als solches bezeichnen kann, denn es ist eher ein schleppender Prozess, ist die wirtschaftliche Entwicklung, bzw. Inflation. Deutschland  hat, auch wenn Regierung und Presse es vorziehen das Thema eher zu beschweigen, den höchsten Reallohnverlust in der Geschichte der BRD zu verzeichnen. Und zwar mit großem(!) Abstand. Das die Reallöhne sich seit fast 30 Jahren praktisch nicht mehr erhöhen ist eine gut gehütete Binsenweisheit (die auch nicht gerne berichtet wird), aber durch den Verlust in 2022 befindet sich das Land inzwischen deutlich unter dem Lohnniveau von 1990. Das Land erlebt eine galoppierende Inflation im zweistelligen Bereich, während gleichzeitig die Löhne um mickrige 2,x Prozent angestiegen sind. Hauptpreistreiber sind die Energie (durch das vorgenannte Scheitern der Energiewende) zum einen und vor allem Lebensmittel zum anderen. Die durchschnittlichen Deutschen (nicht die vermögenden) haben in 2022 mehr verloren, als in fünf bis zehn Jahren dazu gewonnen werden kann. Die Verarmung ist in der Geschichte der BRD sowohl im Umfang wie auch in der Geschwindigkeit einmalig.

Das fünfte Ereignis (das auch eigentlich eher ein Prozess ist) wäre eigentlich(!) ein erfreuliches. Das Gespenst Corona ist im Wesentlichen in 2022 gestorben. Der Gesundheitsminister wandelt zwar immer noch wie ein Zombie auf Twitter und beschwört die Apokalypse, aber wer mal in Innenstädten unterwegs ist, der weiß auf welch verlorenem Posten er steht. Selbst der um Panikmache nie verlegene Christian Drosten hat letzte Woche eingeräumt die Pandemie sei vorbei (vermutlich hat es ihm ein Hausmeister in der Charite erzählt). Das wäre eben eigentlich erfreulich. Weniger erfreulich ist, wie deutlich inzwischen wird welch immenser Schaden durch die Corona-Maßnahmen entstanden ist. Angefangen von Kosten im wenigstens(!) hohen dreistelligen Milliardenbereich, über massive Defizite in Schulen und Ausbildung, Firmenpleiten, gigantischen Zuwächsen bei Depressionen und psychischen Erkrankungen (insbesondere bei Jugendlichen und Kindern) bis hin zu gewaltigen Impfschäden, gegen die der Contergan-Skandal wie ein Kindergeburtstag wirkt. Verlust von Menschenleben und Freiheit, wie sie in Friedenszeiten so noch nie vorgekommen sind.  

Das sechste Ereignis, wenn auch in Deutschland vielleicht nicht ganz so oft diskutiert, erscheint zumindest diesem Autor wichtig genug, es unbedingt in diese Liste aufzunehmen. Im Oktober 2022 wurde der Kurznachrichtendienst Twitter von Elon Musk aufgekauft. Und der Aufschrei des linken Spektrums, sowohl in den USA, als auch in Europa aber insbesondere Deutschland, gibt einen kleinen Eindruck davon, wie weit die Zensur anderer Meinung schon fortgeschritten ist und mit welcher Selbstverständlichkeit das auch gelebt wurde. Die Linke schiebt helle Panik, angesichts der Gefahr abweichende Meinungen nicht mehr zensieren zu können. Wer sich klar macht wie wichtig die freie Meinung für eine freie Gesellschaft ist, dem muss klar werden, wie bedeutend dieser Umschwenk einer der zentralen Kommunikationsplattformen der Welt eigentlich ist. 

Im zweiten Teil wird es dann um die Bewertung und Prognosen gehen. 
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Llarian

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