3. März 2021

Streiflicht: That didn't age well, Alexander Lambsdorff und das Werfen von Dreck.

Es ist nur eine Kleinigkeit, Alexander Lambsdorff, seines Zeichens heute einer der mehr oder weniger großen Vortänzer der FDP, wollte vor drei Wochen die Gelegenheit nutzen mal wieder ein bischen Dreck über den politischen Gegner zu kübeln und sah da eine totsichere Vorlage von Erika Steinbach als prima Vorganbe für einen Elfmeter. Erika Steinbach hatte geschrieben:
Von verschiedenen Seiten habe ich glaubhaft gehört, dass 50% der Covid-Patienten in Krankenhäusern aus dem arabischen Raum stammen. Für die Medien war das bislang kein Thema. Wäre eine reizvolle Aufgabe für unsere so fleißigen Netzwerk-Journalisten. Werden die aber nicht machen.

 Hier sah dann Alexander Lambsdorff seine Chance billige Punkte zu machen und twitterte seinerseits:

Es gibt widerliche Tweets, es gibt ekelerregende Tweets und es gibt Tweets von Erika #Steinbach. Sie ist Teil einer fauligen Lügenmarinade, die unsere Gesellschaft vergiften will. #Corona #noAfD


Da hatte er es ihr so richtig gegeben. Nicht widerlich, nicht ekelerregend, nein, noch viel schlimmer ist das, was Erika Steinbach da von sich gebe, eine faulige Lügenmarinade mit dem Ziel der Gesellschaftsvergiftung. Und wie es sich für den von ihm angeheiten Twittermob gehörte, wurde dann so richtig losgehetzt. Rassistin, Faschistin, Volksverhetzerin, alles dabei. Die übliche, zwangsfinanzierte Verbaldiarrhö von Jan Böhmermann nicht einmal aufgenommen.

Das dumme war und ist dagegen .... so wie es den Anschein hat, hat Frau Steinbach im Wesentlichen recht. Die Bild Zeitung beschrieb es heute (allerdings leider hinter der Bezahlschranke), aber so wie es aussieht sind in einzelnen Kliniken die Anteile von Migranten an den Corona-Intensiv-Patienten bei teilweise 90%, im Durchschnitt wohl bei gut 50 und damit weit, weit über ihrem Anteil an der Bevöllkerung, insbesondere wenn man ihr Alter dazunimmt. 

Frau Steinbach hat hier den Finger in eine typische Wunde des deutschen Staates gelegt: Rede nicht darüber, egal ob es stimmt, es könnte den falschen nützen. Prinzipiell ist die Fragestellung selber völlig neutral: Wenn es so ist, dann muss man sich Gedanken machen warum das so ist.  Werden Migranten womöglich nicht korrekt informiert (wenn man zuhause nur "heimische" Medien konsumiert (oder konsumieren kann)), dann mag das nicht in die politisch korrekte Welt eines Vortänzers der FDP passen, aber deswegen kann es trotzdem stimmen. Oder könnte es daran liegen sich, dass sich Migranten vielleicht weniger an strenge Regeln halten? Auch das mag nicht in die Gedankenwelt eines Lambsdorff fallen, macht es aber deswegen nicht falsch. Oder mag es eine genetische Disposition geben? Auch das ist denkbar, aber ebenso nicht politisch korrekt. Am Ende bleibt den politisch Sauberen nur das Schweigen. Denn die Frage können Sie nicht beantworten, ohne sich ihre Haltung anzudengeln. 

Und dieser Mechanismus ist doppelt übel. Denn zum einen behindert er den Blick auf die Krankheit und ihre Auswirkungen (ist umhin wieder ein Grund mehr für Merkel Dauerlockdown), zum anderen ist diese Art von Correctness sogar tödlich. Denn sie verhindert, dass man das Problem adressiert, sorgt also umhin dafür, dass MEHR MIGRANTEN STERBEN, weil sich vermeintlich(!) jemand vor sie stellen will. Das ist mit asozial sogar noch untertrieben dargestellt. In der Sorge der AfD einen Punkt geben  zu müssen, zieht es Lambsdorff vor, lieber ein bischen Schmutz auszukübeln, und es juckt ihn einen feuchten Kericht, dass die Unterdrückung der Frage vielleicht Menschen schadet und ggf. umbringt. 

Ein Mensch mit Character müsste sich jetzt wohl entschuldigen. Herr Lambsdorff schreibt jetzt:

"Manche meinen, meine scharfe Kritik an Erika #Steinbach s Falschbehauptung, die #Presse würde einen mglw überproportionalen Anteil von Menschen mit #Migrationshintergrund an #Covid-Intensivpatienten verschweigen, sei "schlecht gealtert." Ist sie nicht. Die Presse berichtet. QED."

Das ist wohl, wenn man einem schlechten Benehmen noch Armseeligkeit nachlegen will. Denn Lambsdorff hat ja nichts "scharf kritisiert", sondern unter der Gürtellinie beleidigt. Zudem versucht er es noch mit einer (schlecht versteckten) Täuschung, er habe hier sachlich etwas über die Presse richtig stellen wollen. Und diese berichte ja jetzt. Zum einen wäre die Aussage von Steinbach immer noch richtig, wenn die Presse Wochen dazu braucht das raus zu bringen (und sich auch dann nur die Bild Zeitung traut, die derzeit als einzige überhaupt mal von Regierungslinie abweicht), zum anderen ist wohl ziemlich eindeutig, dass sich Lambsdorrfs Ausfall kaum auf die Ehre der Presse bezieht sondern deutlich(!) auf die eigentliche Aussage. Das dies nur so zu verstehen ist, belegen auch überdeutlich die Reaktionen auf seinen Tweet, die ihn wohl verstanden haben. 

Das einzig schöne an der ganzen Geschichte ist, dass Lambsdorff mit seinem Versuch billigste Punkte zu machen mit Anlauf auf die Schnauze gefallen sei dürfte. Von dem Mob, der seinen ersten Tweet noch voller Häme begleitete, ist beim zweiten Tweet nichts mehr zu sehen. Niemand verteidigt ihn, er steht völlig alleine. Zurecht. Der billige Pöbel, den man gerne mitnimmt, wenn man sein Gift gegen andere verspritzt, ist dummerweise nicht der, der sich vor einen stellt, wenn man das eigene Gift ins Gesicht bekommt. Und ich bin sicher, es wird auch niemand dabei sein, der deswegen die FDP wählte. Wenns ums Schmutzkübeln geht, sind da andere mindestens ebenso gut dabei. 

Schlußgedanke: Natürlich braucht man solche Twitter-Wasserglas-Stürmchen nicht allzu ernst zu nehmen. So lange die Presse nicht darüber berichtet (und das wird sie nicht), muss sich Herr Lambsdorff hier keine Sorgen machen müssen, dass es hier zu einem ernsthaften Schaden kommt. Umgekehrt wird man so aber auch keine Wähler gewinnen. 

Llarian

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