13. März 2021

Streiflicht: Damals und heute und der Kanzler, der Fehler machte.

Es ist manchmal schon lustig welche Videos einem Youtube manchmal so vorschlägt und so landete das folgende heute in meinem Feed.

https://www.youtube.com/watch?v=j9Kj9KKlCuU

Es lohnt sich das Video einmal anzusehen, sich die Körpersprache von Kohl als auch seine Aussagen einmal in Ruhe zu betrachten. Und dann den Vergleich mal mit der Person machen, die heute in seinem Sessel sitzt, denn der Gegensatz könnte kaum größer sein.

Kohl stellt in diesem Interview-Zusammenschnitt so ziemlich alles vor, was bei Angela Merkel im Wesentlichen fehlt: Er tritt souverän auf, er wirkt ausgesprochen geerdet (es wird schwer gemenschelt), er räumt offen Fehler ein und er beweist sogar Humor. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier klar um ein "soft-ball" Interview handelt, weder Jauch noch Gottschalk sind hier aus jemanden "zu entlarven", wie das heute so gerne vorerxerziert wird. Und an einigen Stellen bricht auch durchaus durch, dass Kohl ein durchaus gewiefter Politiker und Redepartner ist, der sehr wohl darüber entscheidet welche Fragen er beantwortet und welche nicht. 

Dennoch sind es einige Sätze, die so deutlich machen was manche Unterschiede zwischen der Regierung Kohl und der Regierung Merkel sind, und insbesondere einer ragt da deutlich über die anderen: Der Umgang mit Fehlern. So ab Minute 4:30 herum kommt das Gespräch zu Fehlern, die man so macht. Und Kohl räumt hier freimütig ein, dass er ständig(!) Fehler macht, weil das für einen Entscheidungsträger normal ist. Wer viele Entscheidungen trifft, der macht auch viele Fehler. Und er bringt ein Beispiel eines (wirklich) schweren Fehlers, den er 1986 beging, als er Michael Gorbatschow (seinen späteren, politischen Freund) in einen Kontext mit Goebbels rückte. Er korrigierte diesen Fehler später und es gelang ihm ihn vollständig abzuräumen. Nun ist das eigentlich sogar sekundär, entscheidend ist eher, dass er freimütig einräumt, Fehler zu machen. Und beileibe, er hat einige gemacht.

Und wie ist das heute? Angela Merkel, deren Regierungszeit von einem beispiellosen Niedergang des Landes begleitet wird, deren Politik am Ende für das Land einfach nur verheerend endete, sieht "bis heute nicht, was wir hätten anders machen sollen.". Sie meint im Bezug auf ihre desaströse Corona-, insbesondere Impfpolitik, "im Großen und Ganzen sei nichts schief gelaufen".

Das ist eigentlich ein unglaubliches Eingeständnis der eigenen Impotenz selbst post ante nicht mehr die Folgen der eigenen Handlungen begreifen zu können. Und es ist eben ein gewaltiger Gegensatz zu Helmut Kohl, der sich offenkundig durchaus seiner Grenzen bewusst war und explizit betont, dass es ihn ärgert, wenn er im Nachhinein einen Fehler bemerkt. Ich glaube wenn man irgendwann die Eigenschaften suchen wird, warum die Republik Merkel sich so verheerend entwickelte, wie sie es tat, dann wird eine der großen Ursachen in der Unfähigkeit zur Reflektion zu suchen sein. 

­
Llarian

© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.