24. März 2009

Zitat des Tages: "Wir nehmen mit, was wir kriegen können". Müntefering, ein Wahlkämpfer ohne Skrupel. Aber die Steilvorlage kam aus der Union

Nach Ansicht von SPD- Chef Franz Müntefering tobt in der Union ein offener Machtkampf. CDU- Fraktionschef Volker Kauder habe die Machtfrage gestellt und sie für sich gegen die Kanzlerin entschieden, sagte Müntefering am Dienstag. (...)

Die SPD werde aber weiter in der großen Koalition mitarbeiten und Ergebnisse herbeiführen. "Wir nehmen mit, was wir kriegen können."


Karsten Wiedemann heute in der Online-Ausgabe des sozialdemokratischen "Vorwärts" unter der Überschrift "Kauder will putschen".

Kommentar: Die erfolgreichsten Wahlkämpfer zeichnen sich durch ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit aus. Adenauer hatte sie, als er für den Fall eines Wahlsiegs der SPD den "Untergang Deutschlands" ankündigte und als er von "Willy Brandt alias Frahm" sprach. Schröder hatte sie, als er 2005 dem Wahlvolk mit Erfolg einredete, die CDU wolle für alle denselben Steuersatz - "ob Millionär oder Krankenschwester".

Angela Merkel fehlt - ich habe kürzlich darauf hingewiesen - die Fähigkeit zu einem solchen Stil; und wohl auch die Bereitschaft, sich auf dieses Niveau zu begeben. Bei Anne Will am Sonntag hat sie sinngemäß gesagt, daß sie als Kanzlerin genug mit den Sachfragen beschäftigt sei und nicht ständig auf ihre Wirkung in der Öffentlichkeit bedacht sein könne. Das wird man ihr gern abnehmen.

Nur wird solch eine pflichtbewußte Haltung Angela Merkels diesen Wahlkampf für die CDU schwierig machen. Zumal die Strategen im Willy- Brandt- Haus diese Schwäche der Kanzlerin ja gnadenlos auszuschlachten entschlossen sind.

Die Kanzlerin soll demontiert werden; das wird der Kern des SPD- Wahlkampfs sein; und die Union soll damit als ein führerloser, in sich zerstrittener Haufen hingestellt werden. Die FDP dagegen wird man schonen, ja fördern - man will sie ja in eine Ampel hineinzwingen. Eine aus Sicht der SPD glänzende, ein leider auch aussichtsreiche Strategie.

Und man kann es kaum fassen - in der CDU gibt es Kräfte, die exakt diese SPD-Strategie von innen heraus unterstützen; ich habe vor zwei Wochen über diese nützlichen Idioten Münteferings in der CDU/CSU geschrieben.

Mit ihrer Kritik an der eigenen Vorsitzenden haben sie Müntefering eine Steilvorlage geliefert. Wenn er den Ball jetzt reinzumachen versucht, indem er von einem Putschversuch und von Machtkämpfen in der CDU spricht - wer will es ihm verdenken.

Er nimmt eben mit, was er kriegen kann. Von seinen nützlichen Idioten in der Union.



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