16. Mai 2011

Israel, seine Nachbarländer, Deutschland

Die Entwicklung im Nahen Osten verdient angesichts der unzureichenden Berichterstattung in den deutschen Medien wieder eine kurze Zusammenfassung (teils mit Anmerkungen zur Berichterstattung).

Nach den brutalen Angriffen auf die Christen in Kairo (die sich an diesem Wochenende fortgesetzt haben) war der WDR Anfang der vorigen Woche froh, darüber berichten zu können, dass anschließend Kopten und Muslime gemeinsam auf dem Tahrir-Platz für eine Versöhnung der Religionen demonstriert hätten (worüber sich ansonsten kaum eine Bestätigung finden lässt). Worüber hingegen die Massenmedien hier nicht berichten, das sind die wiederholten Massendemonstrationen in Kairo, die sich gegen Israel richten. Am Freitag etwa versammelten sich einige zehntausend Ägypter auf dem Tahrir-Platz. Ynetnews berichtet: "The protestors at the square endorsed Palestinian unity and chanted anti-Israel slogans, including "millions of martyrs are marching to Jerusalem." Among other things, the demonstrators called for the expulsion of Israel's ambassador to Egypt and urged the government to sever diplomatic relations with the Jewish State. Some protestors burned Israeli flags at the site while others held up Palestinian flags." Auch der jordanischen Hauptstadt Amman demonstrierten etwa 500 Menschen dafür, den Friedensvertrag mit Israel aufzukündigen. Der Blogger Heplev verweist auf dieses Bild, was inzwischen typisch sei für die sogenannte "Demokratiebewegung" in Ägypten: Öffentliche Massengebete und Hass auf Israel.

Gestern hat ein junger israelischer Araber in Tel Aviv einen Anschlag verübt: Mit einem LKW ist er in Tel Aviv auf einer Strecke von zwei Kilometern Amok gefahren und hat versucht, so viele Fahrzeuge zu rammen wie möglich. Das Ergebnis: Ein Toter und mehrere Verletzte. Sucht man bei Google News nach "Tel Aviv Anschlag", so findet man in den deutschen Medien genau KEINEN Bericht darüber.

Gestern schließlich ist es an mehreren Grenzen Israels zu dem gekommen, was manche als ein Vorspiel sehen zu dem, was im September nach einer möglichen Ausrufung eines palästinensischen Staates geschehen könnte: Vor allem von Syrien aus haben mehrere tausend Palästinenser die Grenze gestürmt und versucht, nach Israel einzudringen. Offenbar sind die Palästinenser in Bussen aus der Gegend von Damaskus gekommen. Dies sowie die Tatsache, dass die Grenze normalerweise auch von syrischer Seite aus abgeriegelt ist, lassen den Schluss zu, dass dieser Sturm auf die Grenze mit Billigung, vielleicht auch Unterstützung syrischer Behörden erfolgt ist.

Die Falschberichterstattung durch den SPIEGEL sieht so aus: Demnach habe es "an drei Grenzübergängen gewaltsame Auseinandersetzungen mit arabischen Demonstranten" gegeben, bei denen es mindestens 13, vielleicht sogar 20 Tote gegeben habe. Zu syrisch-israelischen Grenze heißt es dann: "Die Demonstranten durchbrachen den dortigen Grenzzaun und füllten das grüne Tal im Grenzgebiet mit wehenden palästinensischen Fahnen. Soldaten versuchten das Loch im Zaun zu schließen und eröffneten dabei das Feuer, wie das Militär erklärte." - Unterschwellig wird hier also transportiert: Friedliche Palästinenser mit ihren schönen "wehenden palästinenschen Fahnen" durchbrechen halt einen Zaun und treffen sich dann in einem romantischen "grünen Tal" - und werden dann dort einfach vom Militär unter Feuer genommen. - Weiter schreibt der SPIEGEL: "In einem Grenzdorf im südlichen Libanon wurden zehn Palästinenser von israelischen Soldaten getötet, über 100 weitere verletzt."

Es bedarf nur wenig Recherche, um herauszufinden, dass hunderte oder tausende Palästinenser gewaltsam die - eigentlich von UN-Soldaten überwachte - Grenze überrannt haben und dann mit Steinen die israelischen Grenzpolizisten und Soldaten angegriffen haben. Dabei wurden mehrere israelische Soldaten verletzt, darunter auch der Befehlshaber für den Golan. Beim Versuch, die steinewerfenden Eindringlinge zu stoppen und zurückzudrängen, gab es auch mehrere Tote und Verletzte. - Was die zehn Toten im Libanon angeht, die der SPIEGEL Israel anlastet, fragt man sich, was wohl los wäre, wenn tatsächlich israelische Soldaten, wie vom SPIEGEL behauptet, "im südlichen Libanon" zehn Demonstranten töten würden. Nach Angaben der israelischen Armee selbst wurden diese zehn Menschen von der libanesischen Armee erschossen, "who directed heavy fire at the protestors". Aber es macht sich natürlich immer gut, auch dies Israel anzulasten.

Es bestätigt sich leider immer mehr, dass sich die Lage Israels mehr und mehr verschlechtert: Die Entwicklung in Ägypten führt dort zu einer islam(ist)ischen Radikalisierung, und gleichzeitig suchen die Palästinenser nach neuen Wegen, Israel zu delegitimieren und mehr und mehr unter Druck zu setzen.

Abschließend sei noch hingewiesen auf Benjamin Weinthals Op-Ed "Palestine's German friends". Darin berichtet Weinthal, dass sich die Deutsche Bahn nach einer Entscheidung von Verkehrsminister Ramsauer aus dem Projekt einer schnellen Bahnverbindung zwischen Tel Aviv und Jerusalem zurückgezogen hat: "Succumbing to pressure from pro-Palestinian ministers of parliament, German transport minister Peter Ramsauer noted that “in recent weeks, Palestinian foreign affairs Minister Malki, members of the German Parliament and media have criticized a project in which DB International is acting as advisor to Israel’s state-run Israel Railway.”" Grund dafür ist, dass die Bahnverbindung (wie auch die Autobahn) zwischen Tel Aviv und Jerusalem einen kleinen Zipfel der Westbank durchquert, einen Zipfel, von dem klar ist, dass er bei einer Friedenslösung im Tausch gegen andere Gebiete bei Israel bleiben wird. Weinthal erwähnt auch Philipp Misfelder, "an MP from Chancellor Angela Merkel’s own Christian Democratic Union party, declared his solidarity with Left Party MP Wolfgang Gehrcke, who has attended Hezbollah and Hamas rallies." Außerdem informiert Weinthal seine israelischen Leser darüber, dass es ein CDU-Bürgermeister ist, der in Wuppertal ein städtisches Gebäude für die Palästinsertagung dort zur Verfügung gestellt hat - genauer: "to Hamas-related terror groups". "In May, the mayor of Wuppertal, Christian Democratic Union member Peter Jung, agreed to rent a city-funded and owned center to Hamas-related terror groups. The cooperating sponsors of the conference included the Palestinian Return Centre - London, a group with strong ties to Hamas, according to Berlin's domestic intelligence agency (Office for the Protection of the Constitution), which lists the group under the rubric “regional violent Islamic practitioners – Hamas.”"
Gansguoter

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