15. Mai 2011

Anerkannt, aberkannt. Wie ein "Spiegel"-Redakteur den Henri-Nannen-Preis bekam und verlor. Eine Journalistenposse aus der Moralrepublik Deutschland

René Pfister, politischer Redakteur im Hauptstadtbüro des "Spiegel", wurde am Freitag, dem 6. Mai 2011, Träger eines der renommiertesten deutschen Preise für Journalisten, des Henri-Nannen-Preises; und zwar in der Kategorie Reportage.

Die Jury ließ dazu am selben Tag dies mitteilen:
In ihrer Sitzung am 5. Mai 2011 hat sich die Hauptjury entschlossen, den Preis für die beste Reportage (Egon-Erwin-Kisch-Preis) an René Pfister zu vergeben. Für den SPIEGEL portraitierte er Horst Seehofer "Am Stellpult" seiner Modelleisenbahn, die Seehofer, so Jury-Mitglied Peter Matthias Gaede "mit postbubertierendem [sic] Spieltrieb" gestalte und bediene. Der Autor decouvrierte auf unterhaltende und gleichzeitig sehr präzise Weise die Herrschafts-methoden des bayrischen Ministerpräsidenten und seinen politischen Herrschaftswillen.
Am Sonntag, dem 8. Mai war René Pfister diesen Preis wieder los. Die Jury, die ihn am 5. Mai der Ehrung für würdig befunden hatte, erklärte nun:
Die Jury hat ... am 8. Mai die Reportage Pfisters und die Preisvergabe noch einmal intensiv diskutiert und am Ende mehrheitlich entschieden, ihr Urteil zu revidieren. René Pfister wird der Preis aberkannt.
Was war da passiert? Hatte Pfister geguttenbergt und war erwischt worden? Hatte das, was er über Seehofer geschrieben hatte, sich als wahrheitswidrig erwiesen? Keineswegs. Wenn auch nicht postbubertierend, so doch spätpubertär hatte sich die Jury aufgeführt; man könnte sagen, sie hat sich decouvriert.

Sehen wir uns den Casus genauer an. Er verdient es.



Wer gelegentlich Einblick in die Arbeit einer Jury hat, die einen Preis oder sonst eine Ehrung zuerkennen darf, der weiß, wie konsensfreudig, ja wie nachgerade konsensbegierig es dort in der Regel zugeht. Man möchte gern jemanden als Preisträger präsentieren, auf den sich die Juroren geeinigt haben; über dessen Preiswürdigkeit sich jedenfalls eine große Mehrheit hat verständigen können.

Kampfabstimmungen sind selten. Regt sich gegen einen Kandidaten eine starke Opposition, dann lassen seine Befürworter ihn in der Regel fallen und halten nach jemandem Ausschau, der konsensfähig ist.

Das liegt zum einen an der Sozialpsychologie solcher Gremien - man kennt und schätzt sich; man wird auch später wieder bei mancherlei Gelegenheiten zusammenarbeiten müssen. Da zählt Kollegialität, da zählt das do ut des mehr als die Verlockung, einen eigenen Kandidaten mit letztem Einsatz durchzuboxen. Man arrangiert sich dann doch lieber; es wird sich auszahlen.

Zum anderen gibt es für diese Konsensneigung durchaus auch eine objektive Rechtfertigung. Wenn ein Kandidat auf heftigen Widerstand stößt, dann bietet sein Werk - Fairness aller Beteiligten vorausgesetzt - offenbar Anlaß zu begründeter Kritik. Dann stellt sich in der Tat die Frage nach der Preiswürdigkeit; selbst wenn eine Fraktion in der Jury Gefallen an dem Betreffenden gefunden hat.

Ein Kritiker, ein Rezensent mag auch den Außenseiter loben, von dem andere wenig halten. Einen Preis aber hat - so läßt sich argumentieren - nur derjenige verdient, dessen Qualität allen zugänglich ist; jedenfalls einer großen Mehrheit zugänglich ist.

Gelegentlich allerdings gibt es Ausnahmen von dieser Regel, nach der Jurys meist funktionieren. Es bilden sich manchmal doch Fraktionen, meist zwei; jede beharrt auf ihrem Kandidaten. Am Ende setzt sich eine Mehrheit durch, und die Minderheit grummelt dann freilich. Meist leise; manchmal aber grummelt sie auch so vernehmlich, daß es dem breiten Publikum nicht verborgen bleibt.

Das kann sich in Form von Indiskretionen abspielen. Manchmal aber wird auch der Eklat gesucht. Dann treten Jury-Mitglieder schon einmal unter Protest zurück, wie kürzlich der Architekt Meinhard von Gerkan aus einer Jury, die einen nach seinem Empfinden kitschigen Entwurf für das Denkmal zur Deutschen Einheit preisgekrönt hatte; sein Widerstand als Vorsitzender war vergeblich gewesen. Oder wie vor einigen Jahren der schwedische Literaturwissenschaftler Knut Ahnlund, der sich ein Jahr Zeit zum Nachdenken gelassen hatte, bevor er 2005 aus dem Nobelpreis-Komitee austrat; mit diesem Schritt dagegen protestierend, daß es Elfriede Jelinek 2004 den Nobelpreis für Literatur verliehen hatte.

Dies ist die sozusagen ehrenhafte Form, wie Mitglieder per Eklat zum öffentlichen Ausdruck bringen können, daß sie mit der Entscheidung einer Jury nicht einverstanden sind, der sie angehörten. Die andere Möglichkeit besteht darin, im Nachhinein öffentlich herumzukritisieren, Empörtheit zu Protokoll zu geben; ja zu versuchen, die nun einmal getroffene Entscheidung wieder auszuhebeln. So geschah es am vergangenen Sonntag; und es war kein Ruhmesblatt für den deutschen Journalismus.



1977 stiftete Henri Nannen einen Journalistenpreis, den Egon-Erwin-Kisch-Preis; benannt nach dem "rasenden Reporter", dem Meister der lebendig geschriebenen Reportage Egon Erwin Kisch. Als 2005 der Verlag Gruner & Jahr sowie sein Magazin "stern" einen Medienpreis mit verschiedenen Kategorien stifteten, ging der Egon-Erwin-Kisch-Preis darin auf; als der Preis in der Kategorie Reportage.

Daß damit der Name Kisch in den Hintergrund trat, war keine schlechte Entscheidung. Denn Egon Erwin Kisch war nicht nur ein glänzender Reporter, sondern auch ein überzeugter Kommunist; der Partei treu ergeben von seiner Tätigkeit als Kommissar der revolutionären Roten Garden 1918 in Wien bis zur Unterstützung des nach Prag Zurückgekehrten für das dortige kommunistische Regime nach 1945. Nach einem Nazi würde man einen Preis nicht benennen; wie exzellent er auch immer zu schreiben verstand. Warum nach einem Kommunisten?

Als er noch den Namen Kischs trug, war dieser Preis mit einer bemerkenswerten Regelmäßigkeit Autoren des "Spiegel" verliehen worden; ich habe das vor zwei Jahren einmal untersucht (Die rasenden Reporter vom "Spiegel". Eine Anmerkung zum Egon-Erwin-Kisch-Preis; ZR vom 9. 5. 2009).

Nun war also auch dieses Jahr wieder ein "Spiegel"-Mann mit einem Preis bedacht worden. Noch dazu wurde mit einem zweiten der fünf diesjährigen Preise auch noch ein "Spiegel"-Autorenteam prämiert; in der Sparte Dokumentation. Ein bißchen viel?

Jedenfalls scheint das einem Teil der Jury ein bißchen viel gewesen zu sein. Denn, so berichtete Henri Nannens Enkelin Stefanie Nannen am vergangenen Montag im "Hamburger Abendblatt", es heiße, "die Entscheidung sei knapp zugunsten des 'Spiegel'-Redakteurs ausgegangen".

Es hatte also offenbar den eher ungewöhnlichen Fall gegeben, daß eine Jury nicht im - jedenfalls weitgehenden - Konsens den Preisträger gefunden hatte, sondern durch eine kontroverse Entscheidung; eine Kampfabstimmung zwischen zwei annähernd gleichstarken Lagern, wie es scheint.



Aber Pfister hatte ihn nun einmal, den Preis. Wie kam es, daß er ihn nur knapp drei Tage hatte; vom Freitag Abend bis zum Montag? Weil er sich ahnungslos selbst den Strick gedreht, weil er selbst seinen Hals in die Schlinge gelegt hatte, die seine Gegner nur noch zuzuziehen brauchten.

Es war bei der Preisverleihung am Freitag, den 6. Mai. Da plauderte die Moderatorin Katrin Bauerfeind auf der Bühne des Hamburger Schauspielhauses mit dem Geehrten und fragte ihn arglos nach dem, was er am Anfang des prämierten Artikels folgendermaßen geschildert hatte:
Ein paarmal im Jahr steigt Horst Seehofer in den Keller seines Ferienhauses in Schamhaupten, Weihnachten und Ostern, auch jetzt im Sommer, wenn er ein paar Tage frei hat. Dort unten steht seine Eisenbahn, es ist eine Märklin H0 im Maßstab 1:87, er baut seit Jahren daran. Die Eisenbahn ist ein Modell von Seehofers Leben.
Dazu sagte der Autor Pfister ebenso arglos, wie Bauerfeind sich erkundigt hatte: Mit eigenen Augen habe er diese Eisenbahn nicht gesehen, aber er habe dazu gründlich recherchiert. In einem Interview mit Mediendienst ReporterFORUM hat er das am vergangenen Dienstag erläutert:
Meine Schilderung des Kellers stützt sich auf mehrere Quellen. Wir haben im "Spiegel"-Archiv Fotos von Seehofers Eisenbahn. Ich habe mich mit zwei Kollegen unterhalten, die in Seehofers Keller waren. Ich habe mit Mitarbeitern von Seehofer über seine Eisenbahn geredet. Und nicht zuletzt habe ich mit Seehofer viele Male gesprochen. Ich beobachte ihn seit 2004 für den "Spiegel".
So weit, so gut. Sollte man meinen. Aber mit seiner Auskunft an jenem Freitag brachte Pfister einen Stein ins Rollen; nein, eine Lawine.

Es begann mit dem erwähnten Artikel von Stephanie Nannen im "Hamburger Abendblatt". Er war nicht nur ein Bericht; sondern er war - Überschrift "Skandal beim Henri-Nannen-Preis im Schauspielhaus" - der Versuch einer Hinrichtung:
Die Reportage, die beste Reportage des Jahres 2010, ist eine Vortäuschung falscher Tatsachen. Sie ist nicht echt. Weil der Autor nicht das aufgeschrieben hat, was er gesehen hat. Eben weil er nichts gesehen hat. (...) Die Wahrheit lautet: Pfisters Reportage ist in wichtigen Teilen des Textes keine Reportage, und er hat diesen Umstand nicht kenntlich gemacht. (...) Pfisters Text ist ein Betrug an der Wahrheit, ist Verrat dessen, woran Journalisten mindestens zu glauben vorgeben. Er ignoriert alles, was an diesem Abend gefeiert wird, und erhebt sich in einer Weise über die Recherchen und Mühen der Kollegen, dass man sich abwenden möchte.
Starker Tobak, nicht wahr. Ein nachgerade absonderlich von der Autorin Nannen geschmückter Elefant, in den sie die kleine Mücke dieses Freitag Abend zu transformieren versuchte.

Denn Pfister hatte ja mit keinem Wort behauptet, diese Eisenbahn mit eigenen Augen gesehen zu haben. Er hatte auch nicht den Eindruck erweckt, von Seehofer empfangen und in den Keller geleitet worden zu sein. In dem Interview mit ReporterForum sagt er dazu:
Ich habe niemals behauptet, dass ich mit Seehofer im Keller war. Und wenn man den Einstieg liest, wird man leicht erkennen, dass ich nicht versuche, diesen Eindruck zu erwecken. Ich verfolge ihn nicht mit dem Reporterauge, wie er in den Keller steigt, dort das Licht anknipst, sich erst mal einen Schluck Kaffee genehmigt und so weiter. Ich benutze gerade nicht die klassischen Mittel eines szenischen Einstieges. Sondern ich schildere abstrakt und ohne Ausschmückung Seehofers Eisenbahn.
So ist es; und Sie können sich leicht davon überzeugen, denn der Artikel, um den es geht, steht im Archiv des "Spiegel" zur Verfügung.

Sollten Sie ihn lesen, dann werden Sie feststellen, daß es sich keineswegs um eine klassische Reportage handelt; also einen Artikel, in dem der Autor à la Egon Erwin Kisch schildert, wie er - "rasend" eben - hier und dorthin eilte und dies und jenes erlebte und herausfand. Pfisters Artikel gehört in ein durchaus anderes Genre: Dasjenige des Politiker-Porträts, wie es vor Jahrzehnten wesentlich von zwei Autoren des "Spiegel" entwickelt wurde, Herrmann Schreiber und Jürgen Leinemann. Pfister schreibt zum Beispiel:
Seit fast zwei Jahren bestimmt Seehofer als CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident die Geschicke der Republik mit, aber es ist schwer zu sagen, wohin er das Land führen will. Er versprach niedrigere Steuern, jetzt redet er vom Sparen. Er lobte Merkels Gesundheitsfonds, jetzt will er ihn am liebsten abschaffen. Manche sagen, er wisse mit seiner Macht nichts anzufangen. Das täuscht. Seehofer herrscht mit großem Vergnügen, nur geht es dabei selten um die Sache; er liebt es, Menschen seinen Einfluss spüren zu lassen, seine Parteifreunde, seine Mitarbeiter, sogar seine Frauen. Andere Politiker wollen Deutschland verändern, Seehofer reicht es, wenn er Menschen steuern kann wie seine Eisenbahn.
Das ist nicht der Stil einer Reportage, sondern einer psychologisierenden Analyse. Die Jury wußte also, was sie prämierte. Sie hat den Begriff der Reportage weit ausgelegt, als sie diesen Artikel als Reportage klassifizierte. Jedenfalls ich als Leser habe, als ich den Artikel im vergangenen August las, keinen Augenblick gedacht, Pfisters alleinige Quelle sei der persönliche Augenschein gewesen; ich erwarte das ja auch nicht, wenn zum Beispiel in einem "Spiegel"-Artikel geschildert wird, wen die Kanzlerin mit welchen Worten in einer Sitzung des Kabinetts zur Schnecke gemacht hat.

Kurz: Der aufgeregte Angriff der Nannen-Enkelin entbehrte jeder Substanz. Pfister hatte nicht geschrieben, in Seehofers Keller gewesen zu sein; und er hatte es auch nicht nahegelegt, denn sein Artikel war eben keine Reportage, von der man so etwas erwarten würde.

Aber Stephanie Nannen stand mit ihrer überschnappenden Polemik keineswegs allein. Während sie noch an ihrem Artikel schrieb, hatten diejenigen in der Jury, die von Anfang gegen den Preisträger Pfister gewesen waren, schon gehandelt. Man veranstaltete, wie der Mediendienst Kress berichtet, eine Telefonkonferenz, als deren Ergebnis die Jury bereits am Sonntag, dem 8. Mai beschloß, den Preis wieder zu kassieren.

Das PR-Journal hat den Text dokumentiert, in dem die Jury diese Kehrtwende begründet. In dieser Erklärung der Jury heißt es:
Nach der Jury-Entscheidung wurde durch eigene Bekundung Pfisters bekannt, dass die Eingangspassage der preisgekrönten Reportage, eine detaillierte Schilderung von Seehofers Umgang mit seiner Modelleisenbahn im Keller seines Ferienhauses, entgegen dem Eindruck der Leser und aller Juroren nicht auf der eigenen Wahrnehmung des Autors beruht. Die Glaubwürdigkeit einer Reportage erfordert aber, dass erkennbar ist, ob Schilderungen durch die eigene Beobachtung des Verfassers zustande gekommen sind, oder sich auf eine andere Quelle stützen, die dann benannt werden muss. Die Jury hat deswegen am 8. Mai die Reportage Pfisters und die Preisvergabe noch einmal intensiv diskutiert und am Ende mehrheitlich entschieden, ihr Urteil zu revidieren. René Pfister wird der Preis aberkannt.
Mit Berufung auf das "Hamburger Abendblatt" berichtet Kress, daß Kurt Kister ("Süddeutsche Zeitung"), Peter-Matthias Gaede ("Geo"), Frank Schirrmacher ("FAZ") und Mathias Müller von Blumencron ("Spiegel") gegen die Aberkennung votierten - gegen eine Mehrheit, zu der Giovanni di Lorenzo ("Zeit"), Andreas Petzold ("stern"), Jan-Eric Peters ("Welt"), Ines Pohl ("taz"), Ulrich Reitz ("WAZ"), Helmut Markwort ("Focus") und Elke Heidenreich gehörten.



Eine Journalistenposse also: Eine Jury ist schon bei der Entscheidung über den Preisträger gespalten gewesen; nun bietet der Geehrte eine Angriffsfläche; einige Juroren wechseln das Lager; und - April, April! - ist der Laureat seinen Preis wieder los.

Es menschelt halt, könnte man das abtun. Dann freilich wäre der Vorfall diesen Artikel nicht wert. Ich schreibe ihn, weil es mir eben nicht nur um Menschliches, Allzumenschliches zu gehen scheint.

Diese kleine Affäre wirft ein Schlaglicht auf die Art, wie man in dieser Bundesrepublik des Jahres 2011 Meinungsdominanz erlangt: Mittels Moralisierens. Eine Reportage die "als die beste des Jahres ausgezeichnet und damit als vorbildlich hervorgehoben werden soll" müsse "besondere Anforderungen erfüllen", heißt es in der Erklärung der Jury über die Aberkennung. Und weil er nicht ausdrücklich schrieb, daß er nicht selbst in Seehofers Keller gewesen war, ist Pfister an diesem hohen Anspruch gescheitert und wird nun moralisch abgestraft.

Dazu Frank Schirrmacher in der FAZ:
Es entsteht eine Debatte, die den Ruf eines glänzenden Journalisten beeinträchtigen kann. (...) Aus einer handwerklichen Diskussion wird eine moralische. Ehrabschneiderische Artikel, in denen Pfister wie ein Betrüger dasteht, und Journalisten, die die Ethik des Journalismus verteidigen wollen, sich selbst und ihre Kollegen aber als "versammelte Journaille" kennzeichnen, haben die Geschäftsgrundlage der Debatte nachhaltig verändert.
So ist es. So absurd es ist. Es ist die Realität in diesem Land.

In diesem Land trägt eine Kommission, die mit den technischen Grundlagen für die künftige Stromversorgung des Landes befaßt ist, den Namen "Ethikkommission".

In diesem in Moralin versinkendem Land wird ein Erfolg der USA im Krieg gegen den Terrorismus - die Tötung des Haßpredigers und unermüdlichen Planers von Attentaten Osama bin Laden - nicht primär politisch diskutiert, sondern als ein ethisches Problem (siehe Herrs Artikel Das Wort zum Montag; ZR vom 9. 5. 2011).

In dieser Bundesrepublik Deutschland hat sich ein Diskurs des Moralisierens entwickelt, in dem jedes Augenmaß, jeder Sinn für Proportionen erstickt zu werden droht. Als isoliertes Ereignis mag die Posse, deren Opfer Pfister geworden ist, belanglos sein. Als Symptom ist sie es nicht. Als Symptom dafür, wie man hierzulande heute seine persönlichen und politischen Interessen am besten mit Hilfe des erhobenen Zeigefingers durchsetzen kann.
Zettel





Nachtrag am 16. 5.: Erst jetzt bin ich auf den Artikel zum selben Thema aufmerksam geworden, der in Vonhaeftens Blog bereits seit vergangenem Mittwoch zu lesen ist. Vonhaeften beurteilt den Fall zwar anders als ich; aber der Beitrag ist gründlich recherchiert, argumentativ schlüssig und in einer angenehm präzisen Sprache geshrieben. Ich empfehle ihn deshalb Ihrer Aufmerksamkeit.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Egon Erwin Kisch in Melbourne, November 1934. Copyright gemäß den Bestimmungen des Australian Copyright Council (ACC) erloschen.