12. Dezember 2021

"Ich bin auch der Kanzler der Ungeimpften" oder wie man sich mit Anlauf lächerlich macht

Zugegeben, es ist politischer Usus (selbst in Tagen wie diesen), dass man einer Regierung 100 Tage einräumt, bevor man ihre bis dahin angerichteten Absurditäten und Fehler zur Sprache bringt und auch dieser Autor möchte, auch wenn es noch so in den Fingern juckt, diese Tradition noch gern bewahren. 

Und so soll auch nicht die Politik dieser Regierung hier das Thema sein, sondern nur eine Aussage, die in ihrer Lächerlichkeit so absurd ist, dass sie mit dem Wort Realsatire wohl noch am besten beschrieben ist, wobei Realgrotesque es vermutlich besser treffen würde. So zitiert ihn die Welt aus einem Interview mit den Worten: 
„Ich will das Land zusammenhalten. Und bin also auch der Kanzler der Ungeimpften.“

Manchmal fragt man sich was der Mann abends so geraucht hat, in der Hoffnung auch etwas davon ab zu bekommen. Oder anders gesagt: Olaf Scholz ist ungefähr so sehr der Kanzler der Ungeimpften wie Erich Honnecker der Kanzler der Handwerker und Kleinunternehmer oder Erich Mielke der Minister der Herzen war (obwohl er doch alle Menschen geliebt hat....). Wem das aber noch nicht reicht, dem kann Scholz auch hier weiter helfen:

„Die allermeisten Bürgerinnen und Bürger haben sich impfen lassen. Viele weitere wollen es bald tun, weil sie ihre Bedenken überwunden haben“
Man fragt sich bei solchen Sätzen: Ist der wirklich so simpel, das er auf seine eigene Propaganda rein fällt oder will der sich über die Bürger lustig machen? Man stelle sich mal den selben Satz wieder aus Erich Honneckers Mund vor: "Viele Bürgerinnen und Bürger arbeiten bereits heute hart am 5-Jahres Plan. Viele weitere wollen es bald tun, weil sie ihre Bedenken überwunden haben." 

Dieser Autor kann sich jedenfalls nicht erinnern, jemals auch nur einen Menschen getroffen zu haben, der seine Bedenken zu irgendetwas überwunden hätte, indem man ihn zu etwas zwingt, was der nicht will. Irgendwie erscheinen die Konzepte "Peitsche" ((c) Montgomery), "Kompletter Lockdown für alle Ungeimpften 2022" (Spahn) oder "es gibt keine roten Linien" (Scholz himself) irgendwie etwas konträr zu "wie wollen, dass ihr eure Bedenken überwindet". Es sei denn man betrachtet die Stasi, Bautzen oder Todesstreifen als legitime Methode der Argumentation. 

Und so komme ich zu meinem Fazit: Nein, lieber Olaf Scholz. Du bist nicht Kanzler der Ungeimpften, Die meisten Ungeimpften wird die Galle hochkommen, wenn sie Dich über die Impfpflicht reden hören. Du bist nicht einmal der Kanzler der Geimpften. Was Du bist ist der Kanzler einer extrem wackeligen Dreierkoaltion, die schon im Vorfeld des ersten Tages an der Macht zentrale Aussagen gebrochen hat und von der fraglich ist, ob sie heute noch eine Mehrheit hätte, wenn man das vor der Wahl gewusst hätte. Das ist nicht schlimm. Gewählt bist Du auf vier Jahre und der Bürger hat Dir vier Jahre nix zu sagen. Und vielleicht schaffst Du es ja irgendetwas Gutes zuwege zu bringen (was ich bezweifele, aber die Chance sei Dir gegeben). Aber mach Dich nicht gleich zu Anfang lächerlich. Joe Biden hat genau die selben Sprüche geklopft und ist inzwischen unbeliebter als Fußpilz. Ein Land hält man zusammen durch Taten, nicht durch Worte, und deine bisherigen Taten sprechen deutlich gegen Dich. 
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Llarian

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