14. September 2016

Neues vom Hausbau: Das Märchen vom Passivhaus

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Wenn man sich heute mit dem Thema Neubau von Wohnhäusern beschäftigt (was diesen Autor derzeit umtreibt), dann begegnet einem ab und an ein besonderes Wesen, dass seine Verwandtschaft mit dem gemeinen Einhorn nicht ganz von der Hand weisen kann: Das so genannte Passivhaus.
Ein Passivhaus ist etwas ungewöhnlich: Es ist ein Haus, dass seine eigene Energie erzeugt und sich damit selbst versorgt. Und das in einem Maße, dass es wenigstens soviel Energie erzeugt, wie es verbraucht. Klingt zu schön um wahr zu sein ? Ist es auch, aber fangen wir vor vorne an:
Wie kann ein Haus denn Energie erzeugen ? Wenn man nicht gerade zufällig einen Mr. Fusion im Keller hat oder ein Mini-AKW sein eigen nennt, wird das abseits von geologischen Besonderheiten (Gas- oder Thermiequelle unter dem Haus) schon recht schwierig. Ein Passivhaus soll man aber auch abseits solcher Besonderheiten errichten können. Also nimmt man -Trommelwirbel- zunächst einmal Solarzellen zur Hand. Solarzellen "erzeugen" ja bekanntlich Energie (zumindest manchmal). Leider ist es nicht so viel Energie, wie man gerne hätte, so erzeugt ein Quadratmeter vernünftiger Solarzellen so über das Jahr gerechnet etwa 150 kWh (Transformationsverluste und Alterung der Zellen sparen wir uns hier). Kleistert man das ganze Dach nun voll mit den Solarzellen, und nehmen wie an, dass es sich um ein normales Sattendach handelt, dann kommt man bei einem Haus mit einer Grundfläche von 10x10 Metern auf vielleicht 40 qm Solarzellen (Südseite und vernünftige Ausrichtung vorrausgesetzt).   Damit hat man dann beeindruckende 6.000 kWh. Das reicht leider nicht. Wenn auch die Größenordnung langsam besser wird. Also braucht es noch eine Wärmepumpe. Ohne zu sehr in die Details zu gehen, eine Wärmepumpe ist eine umgekehrte Kältemaschine, die in der Lage ist durch den Einsatz von elektrischer Energie Wärme von einem Medium auf ein anderes zu übertragen. Ganz grob gesprochen kann man mit einer Kilowattstunde Strom etwa 2-5 Kilowattstunden Wärme erzeugen (die Wärme wird natürlich nicht erzeugt, sondern einem anderen Medium, beispielsweise der Aussenluft, entzogen).  Damit kann man dann die Heizleistung von besagten 6.000 kWh Strom auf vielleicht 15.000 kWh Wärme erhöhen (wenns wirklich kalt wird, wirds weniger). Und das genügt dann schon eher. Mit 15.000 kWh kann man ein vernünftig isoliertes Haus in Deutschland tatsächlich beheizen. Den weiteren Verbrauch von Strom durch andere Verbraucher lassen wir mal aussen vor. Wo ist also der Fehler ?
Wenn Sie es nicht sofort schon selber sehen, lieber Leser, lassen Sie mich Sie durch einen weiteren Gedankengang auf die Lösung schubsen: Warum eigentlich Solarzellen ? Photovoltaik ist sicher spannend, kann es aber an Effizienz nicht mit Solarthermie aufnehmen. Solarthermie ist die Aufwärmung von Wasser durch Sonnenstrahlung und der Prozess hat nicht nur einen deutlich höheren Wirkungsgrad, die Anlagentechnik ist auch deutlich billiger. Also warum nicht das ganze Dach mit Solarthermie füllen und das dann heiße Wasser zum Heizen des Gebäudes verwenden ? Ist natürlich ganz simpel: Weil man sein Haus nicht im Sommer heizen muss. Das ganze heiße Wasser, dass im Sommer in Hülle und Fülle entsteht, nützt einem im Sommer nichts, es wird im Winter gebraucht. Wie also bekommt man es in den Winter ? Genau genommen: Gar nicht. Man müsste über 100 Kubikmeter Wasser im Sommer einlagern und ohne große Wärmeverlust in den Winter bringen. Das ist nahezu unmöglich und die notwendige Technik wäre absurd (!) teuer. Deswegen wird es ja auch nicht gemacht. Wieso soll die selbe Nummer nun mit den Solarzellen, die ja deutlich weniger Effizienz aufweisen, funktionieren ?
Ganz einfach (und jetzt kommt auch die Auflösung): Die Antwort lautet EEG. Weil man den Strom dadurch nicht speichern muss. Denn hier springen die Erzeuger ein. 
Ein Passivhaus erzeugt seinen Strom eben gerade nicht im Winter, sondern im Wesentlichen im Sommer. In den tatsächlichen Wintermonaten fallen weniger als 20% der jährlichen Stromproduktion. Aber je nachdem bis zu 80% der Heizleistung. Das juckt den "Passivhaus"-Besitzer aber nicht. Im Sommer nimmt er seinen Solarstrom und verkauft diesen (Abnahmezwang/Priorität Ökostrom) an seinen Stromerzeuger. Im Winter dagegen erzeugt er kaum eigenen Strom und kauft nur den Strom vom Erzeuger, mit dem er dann (auch mit seiner Wärmepumpe) sein Haus beheizt. 
Rein rechnerisch meint er, er habe ein passives Haus, denn er erzeugt mit seinen Solarzellen im Jahr 6.000 kWh und verbraucht auch 6.000 kWh. Aber das ist natürlich die selbe Logik mit der ein Jäger, der einmal links am Hasen vorbeischießt und einem rechts am Hasen vorbeischießt, diesen statistisch getötet hat. Es ist schlicht totaler Unsinn.  Aber dieser Unsinn ist Realität. Und zwar Gesetzesrealität. Wer ein solches Passivhaus errichtet, bekommt für diesen Unsinn vom Staat durchaus ordentliche Zulagen.  Und die Medien erzählen uns wie progressiv das Ganze ist und wie viele Kraftwerke dadurch eingespart werden können.

Realistisch kann natürlich nicht ein Kraftwerk dadurch eingespart werden. Ganz im Gegenteil! Die massive Förderung solcher Ideen führt dazu, dass die Stromabhängigkeit im Winter massiv zunimmt. Denn am Ende ist auch eine Wärmepumpe, so spannend das technische Konzept auch ist, nichts anderes als eine Stromheizung. Es wird also die Nachfrage nach elektrischer Energie gesteigert und das vor allem an den Tagen, an denen es besonders kalt ist und wo wenig Sonne scheint. Was auch genau die Tage sind, an denen auch die restlichen Solarzellen in Deutschland kaum Energie liefern. Umgekehrt steht im Sommer eine riesige Menge an elektrischer Energie zur Verfügung, die wiederum die Kraftwerke, die für den Winter bereit gehalten werden müssen, am effizienten Betrieb hindert. 
Wozu das ganze am Ende nur führen kann, ist auch klar: Teurer Strom. Denn neben dem Kraftwerkspark der zwangsnotwendig (!) für den Winter aufrecht erhalten werden muss und auch bezahlt werden muss, wenn er nur bereit steht, müssen auch die sinnlosen Solarzellen bezahlt werden, die Strom liefern, den eigentlich das Kraftwerk liefern müsste. Und das rein dafür, dass Leute so tun können, als würden sie "energieneutral" Häuser bauen. 
Wenn Ihnen also, lieber Leser, mal jemand was davon erzählen will, wieviel er für die Umwelt und unsere liebe Erde tut, weil er ein Niedrigenergiehaus oder gar Passivhaus gebaut hat, dann machen Sie sich eins bewusst: Alles worum es hier geht ist ein moralisch schönes Gewissen auf Kosten der Allgemeinheit zu generieren, die den Unsinn bezahlen müssen. Passiv ist da gar nichts. Es ist am Ende wie das Einhorn mit dem wir begonnen habe, ein schönes Märchen. 


Llarian

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