20. September 2016

Marginalie: Wenn das Wickeln nicht so läuft

Ein ganz interessanter Artikel ist, wenn auch eher unter ferner liefen, in der FAZ erschienen und beschäftigt sich mit dem Elterngeld, speziell mit der Frage, warum es so wenig Väter (!) in Anspruch nehmen. Der Artikel selbst ist recht lesenwert, bleibt aber unterm Strich in einem Klischee haften, dass die wesentlichen Gründe warum Männer (!) keine Elternzeit nehmen, darin bestehen, dass zum einen das Geld dafür fehlt und sie zum anderen Männer keine Lust dazu haben. Am Ende bleibt der Leser mit der mehr oder weniger verhehlten Erkenntnis zurück, dass Männer, wenn sie nicht so faul und bequem wären, und sich Familien ein bischen mehr einschränken würden, mindestens ebenso oft Elternzeit nehmen würden, wie die Mütter. Oder sollten, je nach Leserart.
Ich denke das dem Autor der FAZ an der Stelle wenigstens drei wichtige Dinge abhanden kommen, die er entweder nicht selbst erlebt oder auch nur wahrgenommen hat. Zum einen gibt es einen furchtbar trivialen Grund, warum Frauen in Bezug auf Elternzeit gegenüber Männern einen Vorteil haben. Das nennt man Stillen. Und wer schon einmal mehrere Wochen lang um halb drei nachts in der Küche gestanden hat, um die Milch mit einem schreienden Säugling auf dem Arm zusammenzupanschen (37 Grad, nicht 30, nicht 35, nicht 39, nein, 37 Grad), der weiss auch welch unglaublicher Vorteil in einer weiblichen Brust besteht. Und jede Mutter (und dadurch auch jeder Vater) wird im Krankenhaus und Wochenbett mehrfach täglich damit bombardiert wie wichtig natürliches Stillen ist. Und jetzt komme mir keiner mit der Milchpumpe, das ist ein Abenteuer für sich. Männer sind was das angeht einfach biologisch im Nachteil (soviel zum Thema Geschlecht sei eine soziale Konstruktion). Und Kinder werden wenigstens ein Jahr lang gestillt. Zum zweiten gibt es einen, auch gerne ignorierten, Punkt, dass kleine Kinder (und vor allem Babys) eine eindeutige Bezugsperson brauchen. Nicht zwei. Eine. Und das ist in aller Regel, rein schon aus den ersten Wochen, die Mutter. Das nach ein paar Wochen einfach umzuschmeissen ist gar keine so richtig gute Idee. Das wissen die meisten Väter durchaus aus Erfahrung.Und drittens, und das ist vielleicht sogar der wichtigste Punkt, viele Frauen, nicht alle, legen Wert darauf die Mutter zu sein. Da stelllt sich gar nicht die Frage, ob der Mann das will, die Mutter legt Wert darauf.
Wir leben nicht mehr im 18. Jahrhundert, und sicher ist es jedem Mann auch zuzumuten Windeln zu wechseln (so schwer ist der Wellengriff dann auch nicht), Brei zu füttern, das Kind zigmal am Tag umzuziehen, mit dem Kind einkaufen zu gehen, es zu waschen, zu baden, es in den Schlaf zu singen, eben all das zu tun, was so in die Zeit fällt, wo Papa auch zu Hause ist. Aber deswegen wird er nicht zur Mutter. Es gibt sowohl biologische wie auch praktisch begründete Unterschiede. Und nimmt man diese zur Kenntnis, dann wundert man sich auch nicht darüber, dass eben 96 Prozent der Mütter zuhause bleiben. Das ist, wenn man nicht in Genderbegriffen und anderem Unsinn denkt, auch naheliegend.  ­
Llarian

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