Im ersten Teil der Serie habe ich versucht aufzuzeigen, dass sich der deutsche Strommarkt durch die Energiewende gespalten hat - in einen planwirtschaftlich organisierten Teil (der Komplex der durch das EEG garantierten Einspeisevergütungen) sowie einen marktwirtschaftlich organisierten Teil, dem die Erzeuger konventioneller Energie sowie die Händler unterliegen.
Meine These ist, dass dieser Dualismus ceteris paribus zwangsläufig zu steigenden Strompreisen führt. Jedoch hat diese These starke Konkurrenz von den Energiewendebefürwortern, die die privaten (konventionellen) Stromerzeuger sowie die teilweise von der EEG-Umlage befreite stromintensive Industrie als Strompreistreiber identifiziert.
Die Brutto-Verbraucherpreise für Strom in Deutschland steigen - für Privathaushalte seit der Liberalisierung des Strommarktes im Jahr 1998 um gut die Hälfte (Preisindex von 151 gegenüber 1998; wenn ich das Jahr 2000 ansetzen würde, wäre der Anstieg noch etwas spektakulärer, aber diese Taschenspielertricks überlasse ich lieber den Klimaforschern). Dass dieser Anstieg gerade einkommensschwachen Haushalten zu schaffen macht, ist offensichtlich.
Hand aufs Herz, lieber Leser - könnten Sie ohne einen Blick auf Ihre Stromrechnung sagen, aus welchen Komponenten sich die durchschnittlich 28,73 Cent, die Sie bei Vertragsabschluss im Jahr 2013 für eine kWh Haushaltsstrom zahlen, zusammensetzen? Denn das ist unerlässlich für eine Antwort auf die Frage, warum die Strompreise steigen.
Meine These ist, dass dieser Dualismus ceteris paribus zwangsläufig zu steigenden Strompreisen führt. Jedoch hat diese These starke Konkurrenz von den Energiewendebefürwortern, die die privaten (konventionellen) Stromerzeuger sowie die teilweise von der EEG-Umlage befreite stromintensive Industrie als Strompreistreiber identifiziert.
Die Brutto-Verbraucherpreise für Strom in Deutschland steigen - für Privathaushalte seit der Liberalisierung des Strommarktes im Jahr 1998 um gut die Hälfte (Preisindex von 151 gegenüber 1998; wenn ich das Jahr 2000 ansetzen würde, wäre der Anstieg noch etwas spektakulärer, aber diese Taschenspielertricks überlasse ich lieber den Klimaforschern). Dass dieser Anstieg gerade einkommensschwachen Haushalten zu schaffen macht, ist offensichtlich.
Hand aufs Herz, lieber Leser - könnten Sie ohne einen Blick auf Ihre Stromrechnung sagen, aus welchen Komponenten sich die durchschnittlich 28,73 Cent, die Sie bei Vertragsabschluss im Jahr 2013 für eine kWh Haushaltsstrom zahlen, zusammensetzen? Denn das ist unerlässlich für eine Antwort auf die Frage, warum die Strompreise steigen.
Deshalb werde ich jetzt erst einmal die einzelnen Bestandteile beschreiben. Die Zahlen entnehme ich, wenn nicht anders angegeben, der aktuellen Strompreisanalyse des BDEW.
Der aktuelle Strompreis pro kWh Haushaltsstrom bei einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh (entspricht einem Dreipersonenhaushalt) liegt laut BDEW bei 28,73 ct - wobei zusätzlich zum reinen Arbeitspreis anfallende Grundgebühren - frei nach Franz Beckenbauer - "aa scho drin" sind. Also am Tag ungefähr 2,75 Euro oder der Gegenwert von gut vier Dosen Felsgold Pils (incl. Dosenpfand).
Nachdem der werte Leser nun Zeit gehabt hat, seine eigene Rechnung hervorzukramen und sich entweder zu freuen oder zu ärgern, folgt eine Auflistung der Bestandteile:
- Kosten für Strombezug plus Transportkosten: 14,32 ct
(Strombezug ca. 8 ct, Transport ca. 6 ct, variiert regional) - EEG-Umlage: 5,27 ct
- KWK-Belastungsausgleich: 0,126 ct
- Offshore-Service-Umlage: 0,25 ct
- StromNEV: 0,329 ct
- Konzessionsabgabe: 1,79 ct
- Mehrwertsteuer: 4,59 ct
- Stromsteuer: 2,05 ct
Aber lediglich innerhalb der 8 ct Strombezug haben sie die Möglichkeit, Gewinne zu erzielen. Und das ist die Überleitung zur Analyse der einzelnen Kostenblöcke:
Kosten für Strombezug
Das sind die Produktionskosten (bei selbst vermarktenden Erzeugern, da fällt neben den Primärenergie- und Betriebskosten auch sowas wie Emissionsrechte hinein) bzw. die Beschaffungskosten (bei reinen Händlern) zuzüglich aller Vertriebs- und Verwaltungsaufwendungen. Was übrigbleibt, sind die tatsächlichen Gewinne.
Transportkosten
Das sind die Netznutzungsentgelte für Übertragungs- und Verteilnetze. Ein ziemlicher Brocken, aber er umfasst sämtliche Betriebs- und Investitionskosten in 1,78 Mio km Stromleitungen auf vier Spannungsebenen. Die Netzentgelte werden von der Bundesnetzagentur (untersteht dem Wirtschaftsministerium) festgelegt, wobei den Netzbetreibern eine Eigenkapitalrendite von 9% gewährt wird (ungefähr vergleichbar mit der der Deutschen Bahn)
Betrachtet man nur diese beiden Kostenblöcke, also die die tatsächlich direkten Bezug zur Stromversorgung haben, so fällt auf, dass diese seit 1998 nur um 10% gestiegen sind - das ist weit unter der Inflationsrate. Strom wird im Handel billiger, und auch die aus Sicht der allermeisten politischen Akteure dringendst zu verstaatlichenden Netzbetreiber scheinen ganz ordentlich zu wirtschaften.
KWK-Belastungsausgleich
Dient dem Verursacherprinzip bei der Prämierung von KWK-Anlagen, fällt aber mit 0,126 ct einfach in die Kategorie Peanuts.
Offshore-Service-Umlage
Auch Peanuts, sollte man meinen, aber diese Umlage war heftig umstritten. Sie entlastet die Netzbetreiber teilweise vom Haftungsrisiko beim Netzanschluss von Offshore-Anlagen (betrifft hauptsächlich TenneT und in geringem Maße 50hertz).
StromNEV
Diese Umlage wurde 2011 eingeführt, um stromintensive Industriebetriebe von den Netzentgelten befreien, die in diesem Jahr unter einem sprunghaften Anstieg der Industriestrompreise (um 16%) gelitten haben. Der Fortbestand ist aufgrund eines Urteils des OLG Düsseldorf, das die Regelung für rechtswidrig erklärt hat, ungewiss. Falls es kippt, freuen sich Netzbetreiber und Versorger auf einen riesigen Bürokratischen Aufwand, den Haushalten das Geld zu erstatten und den Industriebetrieben nachzuberechnen.
Konzessionsabgabe
Der "Wegezoll", den Strom- und Gasnetzbetreiber entrichten müssen, um öffentliche Wege für Verteilnetze zu nutzen. Fließt in die kommunalen Haushalte.
Stromsteuer
Pädagogische Maßnahme der Regierung Schröder/Trittin, um Stromverbraucher zu bestrafen. Fließt übrigens vollständig in die Rentenkasse.
Mehrwertsteuer
Strom gehört zur Grundversorgung - sollte man mal wieder meinen. Nicht aber bei der Mehrwertsteuer, denn Strom unterliegt dem regulären Satz von 19%. Auch eine steigende EEG-Umlage freut Herrn Schäuble, denn diese wird sämtlich mitbesteuert. Auch die Stromsteuer ist noch mal mehrwertsteuerpflichtig! Da die 19% auf den Nettopreis erhoben werden, liegt der Anteil am Bruttopreis bei 16%.
last but not least:
EEG-Umlage
Ausgleich an die Netzbetreiber für Einspeisevergütungen, Marktprämien, Grünstromprivilegien und sämtliche Fördermaßnahmen für die Produktion und Abnahme erneuerbarer Energien. Das Zünglein an der Waage, das seit diesem Jahr den Abgabenanteil des Strompreises über 50% angehoben hat.
Fazit: Wenn man bezahlbaren Strom für alle Bevölkerungsschichten haben will, kann man sich - wie z. B. die Opposition - an die Herren Rösler und Altmaier wenden (mehr dazu in der nächsten Folge, wenn es um Industriestrom geht). Vielleicht tricksen die die Umlage ja um ein paar Zehntel runter.
Neben ihnen aber auf der Regierungsbank sitzt unbehelligt Herr Schäuble und verdient am allermeisten am Strom, ohne irgendetwas dafür zu tun.
Was die Strompreise betrifft - er hat die Hand am Regler.
Meister Petz
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