Manchmal würde ich lieber nicht Recht haben, diesmal war das leider der Fall. Hier habe ich vorhergesagt was gestern und in den nächsten Tagen passieren würde. Und genau so kam es dann auch: Als ich heute morgen um fünf dann doch zur Ruhe gegangen bin, hatte Donald Trump die Wahl auf dem Papier praktisch gewonnen. Er hatte die wesentlichen Swing-States North-Carolina,. Michigan und Pennsylvania gewonnen, damit war der -unerwartete- Verlust von Arizona zu verschmerzen. Doch dann passierte genau das, was ich ebenso vorhergesagt habe: Plötzlich tauchten (zu hunderttausenden) Stimmen auf. Und diese Stimmen kippten in den darauffolgenden das Ergebnis ins Gegenteil.
Der wichtigste Kandidat dabei war Michigan. Heute morgen noch bei einem Stand von Trump mit vier bis fünf Prozent Führung, nun ins Gegenteil verkippt mit einer mittelmäßig dünnen (ein gutes Prozent) Mehrheit. Und diese Mehrheit trägt, ebenso extrem dünn. Trump hat zwar noch die (Aussenseiter) Hoffnung, dass in Nevada noch die Mehrheit ins Schwanken gerät, aber das ist sehr unwahrscheinlich in Anbetracht dessen, dass Nevada schon 2016 an die Demokraten ging.
Wenn kein Wunder geschieht, und das ist dann doch eher unwahrscheinlich, dann ist die Präsidentschaft von Donald Trump damit beendet. Die Medien haben gewonnen. Big Tech hat gewonnen. Donald Trump hat verloren. Aber noch mehr hat Amerika verloren. Und das unabhängig davon ob das Wunder noch eintreten würde.
Das Problem an knappen Siegen (und dieser liegt auf Messers Schneide) ist, dass schon die kleinste Anrüchigkeit zu massiver Frustration bei den Verlierern führt. Und leider gibt es nicht nur kleine Anrüchigkeiten, es gibt leider eine, bisher kleine, aber doch vorhandene, Reihe von eher unschönen Begleiterscheinungen. In Pennsylvania wurden (zugelassenen) Wahlbeobachtern der Zutritt zu den Wahllokalen verweigert, an einigen Wahllokalen waren unzulässige Werbeplakate für die Biden-Kampagne angebracht. Schlimmer noch: Es gibt zumindest Beobachtungen, dass in Michigan zumindest die notwendige Sorgfalt bei den Wahlauszählungen massiv vernachlässigt wurde. Der Vorwurf der Manipulation steht im Raum. Wenn man sich die Entwicklung der Auszählung ansieht, dann erhalten diese Vorwürfe durchaus Nahrung. Unabhängig davon ob das stimmt oder nicht (ich glaube nicht, dass man es nachweisen können wird, selbst wenn es stimmen würde), so nimmt damit die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft noch einmal deutlichst zu. Ein guter Teil der Wähler fühlt sich um die Wahl betrogen.
Donald Trumps Erklärungen und sein angedrohter Gang zum SCOTUS sind zwar einerseits nachvollziehbar, helfen diesem Problem aber so gar nicht, das Gefühl der Trennung wird damit noch einmal massiv verstärkt. Sollte der SCOTUS sich jetzt auch noch einmischen und das Ergebnis von Michigan in Zweifel ziehen oder womöglich gar modifizieren oder aufheben, stehen die Amerikaner endgültig vor einem Bürgerkrieg (weswegen der SCOTUS auch den Teufel tun wird, sich da die Finger zu verbrennen), denn was ich eben zur konservativen Seite ausführte, gilt noch mehr für die Demokraten und die von ihnen getragenen Radikalen, die ohnehin ihre Gewalt kaum kontrollieren können und wollen (und das gestern Nacht auch schon mal ansatzweise in Anschlag brachten).
Einige Kommentatoren (auch und gerade aus den Staaten) sprechen von einem Sieg der Demokratie. I beg to differ: Ein massiver Sieg für Donald Trump wäre ein Sieg der Demokratie gewesen. Ein massiver Sieg für Joe Biden wäre zwar eher ein Sieg der Medien, aber zumindest kein direkter Schaden der Demokratie gewesen (zumindest keiner, der nicht schon da war). Dieser Haaresspaltsieg ist in seiner Folge eine mittelschwere Katastrophe. Das ganze Land ist ein Pulverfass und ab Januar wird es mit einiger Wahrscheinlichkeit von einem senilen, alten Mann regiert werden, der in erster Linie die Radikalen seiner eigenen Partei zufrieden stellen muss.
Die einzigen, die sich derzeit freuen dürften, sind diejenigen, die schon immer Amerika in sich zusammenfallen sehen wollten (die Fraktion, die in Deutschland am ehesten mit dem verblichenen Scholl-Latour zu assoziieren wäre). Sie dürfen sich heute wahrlich die Hände reiben.
Llarian
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