6. April 2017

Insel im Nebel. Deutschland im Smog.

Viel ist in den vergangenen Wochen zum Brexit geschrieben worden. Warum er kommen wird, warum er nicht kommen wird, dass er schlimm wird, dass er harmlos wird, was er für die NATO bedeuten wird, was er für Europa bedeuten wird, was er nicht für NATO und Europa bedeuten wird und noch vieles mehr. Auch in unserem kleinen Zimmer gab und gibt es eine erregte Diskussion, eher Debatte dazu, die sich vielfach an der Frage entfacht wie geschickt oder ungeschickt der Brexit von Seiten der Briten durchgeführt wird.


An dieser Stelle soll es dagegen um einen kleinen Seitenaspekt zur Thematik gehen, der zumindest diesem Autor in den letzten Tagen doch recht gehörig auf den Zeiger geht: Die deutsche Außenpolitik.
Nun darf man angesichts der Tatsache, dass Siggi Pop, der ja ohnehin für seine unnachahmliche Intelligenz und Eloquenz bekannt ist, derzeit Außenminister ist, ohnehin nicht unbedingt erwarten, dass es um die deutsche Außenpolitik besonders gut bestellt ist, aber es ist schon bezeichnend, dass ihm und seinem Genossen Steinmeier die Interessen des Landes vollkommen egal sind, so lange sie in der Inlandspresse nur billige Punkte machen können. Und noch bezeichnender ist es eigentlich, dass das in Deutschland eigentlich keinen so recht interessiert. Doch der Reihe nach:
Der deutsche Außenminister weilt also derzeit in London und redet mit seinem Kollegen Johnson (und wer sonst so bereit ist sich mit ihm zu treffen) über den Brexit. So weit so gut. Das ist seine Aufgabe und er tut sicher gut daran hier aktiv an einer Problemlösung zu arbeiten. Was ihn aber nicht daran hindert erst einmal im Vorfeld(!) dieser Verhandlungen zu verkünden was London alles zu tun habe (Geld bezahlen), das deren Zeitplan unrealistisch sei und überhaupt ein Scheitern der Verhandlung den Briten furchtbar, furchtbar weh tun würde und sie viel mehr zu verlieren haben als "die anderen". Nun, die letzteren beiden Punkte mögen richtig sein oder auch nicht, was sie aber vor allem nicht sind, sind Dinge, die man in der Presse breit tritt. Verhandelt wird am Tisch und nicht in der Presse. Und das hat auch einen ganz trivialen Grund: Bei einem so tumben Vorgehen werden Pflöcke eingeschlagen, die man später nicht mehr ziehen kann. Und jeder solche Pflock ist in einer tatsächlichen Verhandlung ein Hindernis, dass beide Seiten daran hindert, einen vernünftigen Kompromiss zu finden (was das Ergebnis nahezu jeder Verhandlung ist). Verhandeln aus einer Position der Stärke heraus ist immer vorteilhaft, dämlich ist es dagegen das öffentlich zu verkünden und am Ende vielleicht festzustellen, dass man dem Gegenüber so fest vors Schienenbein getreteten hat, dass der gar nicht anders kann, als die Verhandlung einzustellen. Auch wenns es einen massiven Schaden mit sich bringt.
Was aber am Dümmsten an dem Ganzen ist: Das ganze hat für den deutschen Bürger so nun gar keinen Vorteil. Wenn die Verhandlungen scheitern, und Gabriel ist derzeit zumindest einer vernünftigen Lösung nicht zuträglich, dann wird das den Briten sicher furchtbar weh tun. Vielleicht auch mehr als "den Europäern". Aber es wird den Deutschen auch sehr weh tun. Oder simpel gesagt: Der deutsche Steuerzahler hat nichts davon, dass es den Briten schlechter geht. Den Schaden dagegen hat er trotzdem und die (diskussionswürdige) Tatsache, dass es den Briten mehr schadet, ändert am Ende nix am eigenen Schaden. Wenn GB "hart" aus der EU fällt, dann fehlt Deutschland (nicht Europa, sondern erst einmal ganz vorne Deutschland) ein wichtiger Absatzpartner für die eigenen Produkte und auch ein Lieferant anderer Produkte. Das kostet Wachstum. Und natürlich auch Arbeitsplätze. Wenn GB "hart" aus der EU fällt, dann wird ein Teil des Geldes, dass dann nicht mehr kommt, selbstredend aus deutschen Kassen kommen. Deutschland ist der größte Nettozahler der EU. Das werden wieder ein paar Milliarden sein.
Deutschland an sich hat kein Interesse an einem möglichst "harten" Brexit, ganz im Gegenteil. Umso härter der Brexit wird, umso mehr wird das auch in Deutschland Blut kosten.

Und wofür das ganze? Für ein paar billige Schlagzeilen. Siggi Pop wie auch sein Genosse Steinmeier versuchen ein bischen Stimmung in Deutschland zu machen und auf der antibritischen Welle zu segeln, die seit dem Brexit durchaus nicht unpopulär ist. Und Martin Schulz kann ja jede Hilfe brauchen, wenn er im Herbst seine Volksfront ausrufen will. Schröder hat in Goslar eine ganze Wahl gewonnen, indem er die deutsch-amerikanische Freundschaft massiv ramponierte, aber auch das hat dem Land am Ende nur geschadet. Es mag sein, dass in England der eine oder andere Politclown in der Mannschaft ist. Aber aus Deutschland sollte man da besser nicht mit Bäumen werfen.

­
Llarian

© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.