24. April 2017

Feu tricolore (6): Kurzes und Bündiges zur ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl

Als Blogger mit Beruf ist man im realen Leben bisweilen so sehr mit der Erwirtschaftung von Umverteilungsmasse beschäftigt, dass man nicht die Muße hat, von der Muse geküsst zu werden. Da also der Verfasser dieser Zeilen eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Kür des Präsidenten der Französischen Republik (jedenfalls vorerst) schuldig bleiben muss, wird im Folgenden auf das nicht gänzlich unerprobte Mittel der Wahlanalyse durch Aphorismen und ungeordnete Gedanken zurückgegriffen:

1. Hofer gegen van der Bellen reloaded: Die Exponenten der beiden großen Parteien sind draußen. Die zweite Runde bestreiten der einer kleineren Gruppierung angehörende Kandidat des Establishments und der Rechtspopulist (respektive die Rechtspopulistin). Unterschied zu Österreich: In der Alpenrepublik lag der (wenn auch nicht Marine-)Blaue nach dem ersten Urnengang vorn.

2. Et flatteurs d'applaudir: "Und die Schmeichler spendeten Beifall", so Jean de La Fontaine in seiner berühmten Fabel Les animaux malades de la peste ("Die pestkranken Tiere"). Die Rolle der selbstgerechten Heuchler spielen heutzutage Politiker aus Berlin und Brüssel, die in fragwürdiger Selbstverständlichkeit ihre Zufriedenheit mit Macrons Vorsprung bekunden. Aber wehe, wenn Trump und Le Pen gegen Merkel pesten: Dann wird über den Esel der Stab gebrochen (A ces mots, on cria haro sur le baudet, La Fontaine, op. cit.)

3. Die Wahlempfehlungen: Fillon (der Kandidat der "Républicains", das ist die einstige UMP) und Hamon (vom Parti Socialiste) werden für Macron stimmen. Der linksradikale Jean-Pierre Mélenchon hingegen gab keine consigne. Fremdelt er tatsächlich, wie vielfach gemutmaßt, mit dem ehemaligen Investmentbanker oder ist ihm nur zu gut bewusst, dass ein nicht geringer Teil seiner Wähler Le Pen inhaltlich viel näher steht als dem Ex-Wirtschaftsminister?

4. Menschliches, Allzumenschliches: Macron gehört in die Kategorie "Neuer Mann". Er ist kein Trump, kein (Jean-Marie) Le Pen und kein Gauland. Eher ein Justin Trudeau. Und mit seiner um 24 Jahre älteren Gemahlin ein Widerpart zu emeritierten rot-grünen Politikern aus deutschen Landen. Marine Le Pen ist keine Frauke Petry. Sie hat nämlich ihren Widersacher namens Bernd (janusköpfig und miteinander unvereinbar repräsentiert durch Lucke und Björn Höcke), pardon: Jean-Marie schon längst erfolgreich und - wie Herakles die Hydra - allhäuptig abserviert.

Noricus

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