"Ich heirate eine Familie" hieß das vermutlich erste matrimoniale
Patchwork-Experiment im deutschen Unterhaltungsfernsehen, damals in den
1980er-Jahren, in die nach Ansicht des hiesigen Qualitätsjournalismus das dem Rechtspopulismus nahestehende Bevölkerungssegment wieder zurückmöchte.
"Ich heirate den Islam" ist ein in der ZEIT Nr. 51/2016 vom 8.12.2016 erschienener, auf ZEIT-Online offenbar noch leicht veränderter Beitrag überschrieben, der von der schwierigen Liebesgeschichte zwischen einem "deutschen Atheisten mit christlichen und jüdischen Wurzeln" und einer muslimischen Tunesierin erzählt. Der Text zeigt in erschreckender Art und Weise auf, dass seit den 1980er-Jahren im linksliberalen Milieu ziemlich viel in die falsche Richtung gegangen ist.
Ob die Geschichte wahr oder nur gut erfunden ist, macht keinen Unterschied. Denn die Scheuklappen, welche die Weltsicht des Autors des vorverlinkten Artikels aus der "Energiewendepostille" (Noricus) einengen, sind unabhängig von der Veridizität des von ihm zu Papier respektive zu Bildschirm Gebrachten.
Alles fängt so an, wie heutzutage Zwischenmenschliches wohl zu beginnen hat, nämlich über die Kennenlern-App Tinder. (Die heillosen Romantiker auf den teuren Plätzen mögen ihre Erwartungen zügeln; eine kulturphilosophische Abhandlung über modernes Kontaktanbahnungsverhalten würde hier leider zu weit führen.) Niklas, 32, trifft sich mit Nedia, 27, und das erste Rendezvous (Hinweis an die jungen Leser: gemeint ist ein Date) verläuft stimmig. Doch auch der heiterste Himmel ist nicht vor grauen Wolken gefeit, und so stellt sich unser gottloser Protagonist die bange Frage:
"Ich heirate den Islam" ist ein in der ZEIT Nr. 51/2016 vom 8.12.2016 erschienener, auf ZEIT-Online offenbar noch leicht veränderter Beitrag überschrieben, der von der schwierigen Liebesgeschichte zwischen einem "deutschen Atheisten mit christlichen und jüdischen Wurzeln" und einer muslimischen Tunesierin erzählt. Der Text zeigt in erschreckender Art und Weise auf, dass seit den 1980er-Jahren im linksliberalen Milieu ziemlich viel in die falsche Richtung gegangen ist.
Ob die Geschichte wahr oder nur gut erfunden ist, macht keinen Unterschied. Denn die Scheuklappen, welche die Weltsicht des Autors des vorverlinkten Artikels aus der "Energiewendepostille" (Noricus) einengen, sind unabhängig von der Veridizität des von ihm zu Papier respektive zu Bildschirm Gebrachten.
Alles fängt so an, wie heutzutage Zwischenmenschliches wohl zu beginnen hat, nämlich über die Kennenlern-App Tinder. (Die heillosen Romantiker auf den teuren Plätzen mögen ihre Erwartungen zügeln; eine kulturphilosophische Abhandlung über modernes Kontaktanbahnungsverhalten würde hier leider zu weit führen.) Niklas, 32, trifft sich mit Nedia, 27, und das erste Rendezvous (Hinweis an die jungen Leser: gemeint ist ein Date) verläuft stimmig. Doch auch der heiterste Himmel ist nicht vor grauen Wolken gefeit, und so stellt sich unser gottloser Protagonist die bange Frage:
Wie denkt sie als Muslimin über Juden? Selbst bei aufgeschlossenen Muslimen hatte ich häufig das Gefühl, doch irgendwann auf Antisemitismus zu stoßen.
Bei seiner neuen Flamme ist in dieser Hinsicht nichts Bedenkliches zu vermerken, denn immerhin hat sie auf Facebook für die Gruppe "Jews & Arabs refuse to be enemies" ein Like gesetzt. Und auch sonst ist Nedia genau die Muslimin, wie sie sich der linksliberale Europäer wünscht: schon religiös (denn Distanz zum islamischen Glauben macht verdächtig), aber nicht fundamentalistisch. De profundis rezitiert sie Koransuren und hält im Ramadan das Fastengebot ein, aber:
Viele der strengen Regeln, wie fünfmal täglich beten, ignoriert sie.
Und im "Kulturkampf" zwischen Bikini- und Burkini-Trägerinnen steht sie "klar aufseiten der Säkularen".
Allein: Emanzipiert ist die junge Dame, wiewohl zum Zwecke der Promotion nach Frankreich übersiedelte Wissenschaftlerin, dann doch nicht. Schon bei der zweiten Verabredung muss sich Niklas länger als eine halbe Stunde lautlos gedulden, während Nedia mit ihren Eltern telefoniert, die ihr dann auch noch einen Bekannten in die Wohnung schicken, weil Töchterchen ein Wochenende lang nicht erreichbar war.
Allein: Emanzipiert ist die junge Dame, wiewohl zum Zwecke der Promotion nach Frankreich übersiedelte Wissenschaftlerin, dann doch nicht. Schon bei der zweiten Verabredung muss sich Niklas länger als eine halbe Stunde lautlos gedulden, während Nedia mit ihren Eltern telefoniert, die ihr dann auch noch einen Bekannten in die Wohnung schicken, weil Töchterchen ein Wochenende lang nicht erreichbar war.
Nedias Eltern sind "deutlich konservativer" als ihr Spross. Sie besuchen regelmäßig die Moschee und haben den Hadsch absolviert. Als Schwiegersohn wünschen sie sich "einen Tunesier, einen Muslim". Und deshalb dürfen Nedias Eltern nichts von ihrer Beziehung zu Niklas wissen, dessen Familie die neue Wahlverwandte hingegen schon längst akzeptiert hat.
Als der Haussegen unseres Paares eines Tages wieder einmal in Schieflage zu geraten droht, macht Nedia ihrem Verehrer einen Heiratsantrag, den dieser auch annimmt. Aber natürlich gibt es da den vorerwähnten, gar nicht so kleinen Haken: Nedias Eltern sind nun einmal ziemlich intolerante Zeitgenossen, die von Vielfalt (hier in Form eines deutschen Atheisten als Schwiegersohn) herzlich wenig halten.
Wie reagiert man als linksliberaler Abendländer auf dieses Problem? Setzt man ein Zeichen gegen die Spießer, die das Bunte ablehnen und ihrer Tochter vorschreiben, wen sie zu lieben hat? Engagiert man sich gegen Zustände, in denen es möglich ist, wie Niklas von einem anderen bikulturell Verbandelten erfährt, dass
Mitglieder der Moscheegemeinde seiner Frau sie drangsalierten, weil er Christ ist[?] Zuerst gab es Drohanrufe. Dann wurden Farbbeutel auf ihr Haus geworfen, Autoreifen zerstochen. Selbst die Polizei konnte nicht helfen. Der Terror ging weiter, über Monate. Bis sie keine andere Möglichkeit sahen, als die Stadt zu verlassen.Nedia und Niklas wählen den Weg, auf dem Haltung und Gesicht nicht gezeigt werden müssen, sondern der für den deutschen Atheisten einen Bekehrungsmummenschanz vorsieht, während dessen er sich ungenießbare Vorträge über die angeblich wissenschaftlich erwiesene Schmutzigkeit des Schweins anzuhören hat und in dessen Zuge er zu einer Religion konvertiert, die ihm "nie sympathisch war". Es ist der Weg der Kapitulation vor all dem, gegen das Linksliberale in Europa noch vor fünfzig Jahren aufgestanden sind.
Noricus
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