4. März 2016

Kurioses kurz kommentiert: L'Allemagne vaut bien une messe

Konversionen aus politischen Gründen gab es allerorten und aus den unterschiedlichsten Gründen - um einer Verfolgung durch die Mehrheitsreligion zu entgehen, wie es die Juden durch die ganze Zeit der Diaspora hindurch begleitet hat, bis es ihnen zum Schluss auch nicht mehr geholfen hat.

Dann gab es auch zahlreiche Fälle am oberen Ende der sozialen Leiter - der Satz, auf den ich im Titel anspiele, wird dem französischen König Henri IV als "Paris vaut bien une messe - Paris ist eine Messe wert" (wie stets in solchen Fällen zu Unrecht) zugeschrieben, der zuvor als Feldherr auf Seiten der Hugenotten gekämpft hatte. August der Starke war wegen der polnischen Königskrone katholisch geworden, achtete aber in seiner Heimat streng darauf, seinen protestantischen sächsischen Untertanen nicht gerade nach Weihrauch stinkend zu begegnen.

Hierzulande sind Religionswechsel aus anderen als spirituellen Gründen selten geworden. Allerdings berichteten die Tagesthemen und in der Folge Cicero in etwas reißerischer Manier über die Tatsache, dass einige Flüchtlinge - wenn man der Tendenz des Berichts glauben mag - zum Christentum übergetreten sind, um ihre Chancen ihres Asylantrags zu verbessern, da Christen nicht in islamische Länder abgeschoben würden.

Wie ist das zu bewerten? Betätigt sich der freikirchliche Pastor, der in einem Schwimmbad Gemeinschaftstaufen durchführt, als eine Art Schleuser in der Soutane? Jedenfalls hat das BAMF, das bekanntermaßen Hunderttausende unbearbeiteter Asylanträge rumliegen hat, offensichtlich genügend Ressourcen, um sogenannte "Glaubensprüfungen" durchzuführen, wo den Konvertiten mit Quizfragen ("Wie viele Tage liegen zwischen Ostern und Pfingsten?") auf den Zahn gefühlt wird. Das erinnert fatal an den Film Green Card mit Andie MacDowell und Gérard Dépardieu ("Welche Farbe hat ihre Zahnbürste?").

Ist das die "Willkommenskultur", auf die das BAMF so stolz ist?  Sind das die Prioritäten? Da werden sexuelle Übergriffe in Unterkünften und das tatenlose Zusehen der Wachmannschaften verharmlost - aber wehe, ein Muslim wendet sich - aus welchen Gründen auch immer - von seiner Religion ab. Dann kann er die deutsche Variante der spanischen Inquisition erwarten (zu deren Hauptaufgabe es ja gehört hat, zu überprüfen, ob die jüdischen Conversos nicht heimlich doch noch Tefillin legen). Gesinnungskontrolle gehört halt auch zu allen Zeiten zur Lieblingsaufgabe der Behörden. 

Ich halte jedenfalls die Integrationswahrscheinlichkeit dieser Konvertiten für überdurchschnittlich. Allein schon deshalb, weil man ihnen nicht mehr erklären muss, was Religionsfreiheit ist.

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Meister Petz

© Meister Petz. Titelvignette: Jacques Granthomme: La réception du Roy en la Sainte Eglise Romaine (16 septembre 1595). Chantilly, Musée Condé. Gemeinfrei. Für Kommentare bitte hier klicken.