25. März 2016

Christentum und Nihilismus – Ein kurzer Gedanke zum Karfreitag



Es gibt wohl kaum eine trostlosere Geschichte als die biblische Erzählung über die letzten 24 Stunden im Leben Jesu: Von seinen Jüngern im Stich gelassen, von Simon Petrus verleugnet, von Judas Ischariot verraten, ging Christus umgeben von zwei Verbrechern einem qualvollen Tod entgegen, der alles, was der Menschensohn getan und versucht hatte, vorderhand sinnlos erscheinen ließ.


Ohne das Wunder der Auferstehung gäbe es kein Christentum, jedenfalls keines, wie wir es kennen. Die österliche Frohbotschaft ist somit kein der Religion aufgepfropftes Happy End; sie ist die Quintessenz dieses Glaubens. Trotz Kenntnis dieser heilsgeschichtlichen Wendung ist es schwer, sich der beinahe nihilistischen Kraft der Bibelverse über die Geschehnisse am Gründonnerstag und Karfreitag zu entziehen.
 
Und natürlich hat auch die gnadenlose Stringenz, mit der sich die Schrift erfüllt, ihren theologischen Sinn. Sterbende Götter gibt es auch in anderen Religionen. Götter mit menschlichen (und etwa bei den alten Griechen: allzu menschlichen) Zügen ebenfalls. Doch die niederschmetternde Einsamkeit und das bedrückende Gefühl des Verlassenseins, das die Evangelien ihrem Protagonisten in seinen letzten Stunden auf Erden zumuten, ist ein christliches Alleinstellungsmerkmal.

Noricus


© Noricus. Für Kommentare bitte hier klicken.