25. März 2016

Hat alles nix mit nix zu tun. Neues von der Sprachpolizei.

Für besondere sprachliche Eloquenz war Beatrix von Storch eigentlich noch nie bekannt, das weiss man spätestens seit den zumindest nicht gerade sehr geschickten Äusserungen zum Thema Waffeneinsatz gegen Flüchtlinge. Nun hat sie im Rahmen der Anschläge von Brüssel einen neuen Tweet von sich gegeben. Dieser Tweet hat, zumindest nach Meinung der deutschen Medien, einen Shitstorm ausgelöst. 



Die Geschmacklosigkeit sich des Anschlages, der zu diesem Zeitpunkt noch keine paar Stunden alt war, ohne jedweden Respekt vor den Opfern zu bedienen, hat der Kollege Andreas bereits hier sehr treffend angeschnitten. Aber die Geschmacklosigkeit ist nicht das Thema der deutschen Presse (wohl deshalb, weil derartiges Vorgehen in Deutschland zum Standardrepertoire nahezu jeder politischen Strömung gehört). In Anbetracht dessen das der erste Teil des Tweets nicht mehr als den Sachstand von Beobachtungen wiedergibt (die damit erheblich mehr Informationswert haben dürften als das was 99% der deutschen Presse aus einigen hundert Kilometern Entfernung dazu verzapft hat), so ist der letzte Satz, der Satz mit dem X, wohl Stein des Anstosses: Hat aber alles nix mit nix zu tun. (den Kalauer überlasse ich an der Stelle dem Leser als Übung.)
Jetzt könnte man sicher allerlei satirische Interpretationen des Satzes diskutieren, aber um es abzukürzen liegt es wohl auf der Hand, dass es sich um eine (mittelmäßig unterhaltsame) Karrikatur des eher berüchtigten Satzes handelt: Das hat alles nichts mit dem Islam zu tun. Diese Aussage, oder eher ihre ironische Überspitzung, ist also das, was die deutsche Presse, oder in diesem Fall dann wohl eher die Twitter-Sprachpolizei, "ekelhaft" und "abstossend" findet.
Warum eigentlich? Das Mantra "das hat alles nix mit dem Islam zu tun" ist ein durchaus gängiges wie lächerliches. Es wurde eine Zeit lang verwendet, um noch die absurdesten Abscheulichkeiten davon zu trennen, das jemand einen Zusammenhang zum Islam herstellt. Es ist inzwischen, eben weil es sich ein als zunehmend lächerlich wahrgenommenes Mantra handelt, ein bischen aus der Mode gekommen. Aber glauben soll man es natürlich noch immer. Und wenn eine Frau von Storch auf die Idee kommt, das Manta lächerlich zu machen, dann ist das gleich "ekelhaft".
Was ich persönlich daran mehr als dumm finde, ist, dass die Falschheit des Mantras einen geradezu anschreit. Es ist absurd, geradezu grotesk, zu meinen, ein Anschlag, der im Namen des Islams, von Leuten durchgeführt, die sich mit kaum etwas anderem beschäftigt haben, als dem Islam, die sich auf den Islam berufen und im Namen des Islams bereit sind zu sterben nichts mit dem Islam zu tun haben soll. Genauso lächerlich wäre es zu meinen die Inquisition habe nichts mit der Kirche und die Stasi nichts mit der DDR zu tun. Natürlich hat es mit dem Islam zu tun. Man kann über die Kausalzusammenhänge, die Ursachen, die Verhältnisse, die wechselseitigen Verquickungen, jahrelang diskutieren, differenzieren und debattieren. Aber den Zusammenhang rundweg zu bestreiten ist einfach strunzdumm.
Und wenn Frau von Storch sich über diese Dummheit lustig macht, dann ist das sicher nicht sehr originell, aber mit Sicherheit nicht ekelhaft oder das Anzeichen einer rassistischen oder gemeinen Gesinnung. 

Und ich glaube die Sprachpolizei tut sich damit selber einen Bärendienst. Denn irgendwann fällt noch dem Dümmsten auf, dass da nix dramatisches steht und der Shitstorm vor allem in Köpfen einer bestimmten politischen Richtung existiert, die es ganz furchtbar finden, wenn jemand über ihr Mantra lacht. 
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Llarian


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