In der aktuellen Situation in Deutschland gibt es sicher brennendere Themen, aber es ist diesem Autor dennoch eine kleine Randnotiz wert.
Wie die meisten geneigten Leser wissen werden, gibt es im Moment nicht nur kleinere Verstimmungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Saudia Arabien hat sämtliche diplomatischen Beziehungen zum Iran abgebrochen und alle iranischen Diplomaten ausgewiesen.
Was ist passiert? Vor allem zwei Dinge: Zum einen hat Saudi Arabien einen oppositionellen Ajatollah hinrichten lassen. Das ist sicher nichts schönes, zumal der Mann hingerichtet wurde, weil er eben genau das war, ein Oppositioneller, der dem Regime nicht angenehm war. Der Mann hat niemanden umgebracht, vergewaltigt oder entführt, sein "Verbrechen" bestand im Wesentlichen in "Aufwiegelei". Nun denn, man kann sich darüber sicher aufregen, sollte aber einen wichtigen Aspekt nicht vergessen: Das ist eine innersaudische Angelegenheit. Der Mann war saudischer Staatsbürger und wurde vor ein saudisches Gericht gestellt, er wurde nicht entführt oder geraubt. Ob das rechtsstaatlichen Ansprüchen genügt darf man berechtigt bezweifeln, aber es ist eine innere Angelegenheit.
Nun war der Mann aber eben auch ein Schiite, der im Gegensatz zum sunnitischen Königshaus gestanden hat. Und der Iran ist bekanntlich fest schiitisch orientiert. Und was tat man? Nun, in der Leseart der deutschen Presse "protestierte man" gegen das Urteil. In der Leseart der Realität hat man die saudische Botschaft in Teheran angezündet. Nun mag der Respekt für Botschaften im Iran ohnehin nie schwer ausgeprägt gewesen sein, man sollte aber nicht vergessen, dass das in früheren Tagen einer Kriegserklärung gleichgekommen wäre. Es ist erstaunlich das dieses Details sich in deutscher Presse nahezu überhaupt nicht wiederfindet. Stattdessen liest man, dass Saudi-Arabien eben die diplomatischen Beziehungen abgebrochen hätte. Ja, gehts noch? Wenn einem die Botschaft angezündet wird, wie will man denn da bitte noch diplomatische Beziehungen aufrecht erhalten?
Ich bin sicher kein Freund des saudischen Königshauses, dass mit seinem Extremismusexport die Welt durch die letzten Jahrzehnte sicher nicht besser gemacht hat. Auch kann man es kaum begrüssen wenn Oppositionelle hingerichtet werden. Aber den diplomatischen Eklat müssen hier sicher nicht die Saudis verantworten. Die inneren Angelegenheiten eines Landes sind zunächst mal Sache des Landes selber. Man kann das sicher verurteilen, man kann Handelsbeziehungen behindern oder beenden, man kann sogar diplomatische Strafen verhängen, aber ganz sicher kann man keine Botschaften anzünden und das dann Protest nennen. Besonders grotesk wird das ganze, wenn man sich über derart barbarisches Verhalten beschwert, aber überhaupt kein Problem damit hat Jugendliche an Baukränen aufzuhängen, deren einziges "Verbrechen" darin besteht, dass sie auf das eigene Geschlecht fixiert sind.
Wenn man jetzt in Deutschland aus diesem Anlass Rüstungsexporte nach Saudi Arabien in Frage stellt, das vollkommen inakzeptable Verhalten von Teheran dagegen nicht einmal in einem Halbsatz erwähnt, dann hat das was ziemlich unehrliches. Aber vielleicht möchte man auch nur den bösen "Falken" nicht Recht geben müssen, die uns seit Jahren erzählen, dass der Iran eben kein friedliches Land ist, dass die selben zivilisatorischen Werte hochhält, wie andere das tun. In zivilisierten Ländern zündet man keine Botschaften an. Und in ehrlicher Berichterstattung verschweigt man das auch nicht.
Llarian
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